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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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dagesessen hatte, murmelte er »Ich weiß nicht...« und schnaufte.
    Mit seinen großen, ein wenig hervortretenden Augen starrt e e r lang e de n große n Stadtpla n a n de r gegenüberlie genden Wand an, auf dem die Grenzen seines Reviers rot eingezeichnet waren.
    Als eine halbe Stunde später Lorenzini hereinschaute, schrie b e r gerad e langsa m de n Dienstpla n fü r de n nächsten Tag. Er sah schlechtgelaunt aus.
    Der Hauptmann überlegte hin und her, ob er ins Bett gehe n sollte . E r hatt e i n diese r Woch e kau m Schla f gefun den, und da es erst zehn Uhr abends war, würde in den nächsten zwei, drei Stunden vermutlich nichts passieren, wenn überhaupt in der Nacht etwas passieren würde. Zwei seiner Jungs, in Zivil und entsprechend anständig hergerichtet , ware n i m dritte n Stoc k de s Bellariv a einquar tiert. Niemand dort kannte sie, da sie mit diesem Fall bislan g noc h nicht s z u tu n gehab t hatten . Be i diese m Auftra g braucht e e s blo ß di e Fähigkeit , wachzubleibe n un d zu lauschen. Wenn er aufkreuzte, würden sie ihn mühelos schnappen. Der Hauptmann brauchte nicht mehr zu tun, als zu warten, und was sollte ihn davon abhalten, sich in der Zwischenzeit ein wenig aufs Ohr zu legen. Wahr scheinlich hätte er es auch getan, wäre da nicht dieser ungeduldige junge Staatsanwalt gewesen, der ihm Tag und Nacht im Nacken saß. Maestrangelo war es gewohnt, ruhig abzuwarten, und er vertraute seinen Jungs, doch dieser ständige Druck von außen machte ihn nervös. Er würde keinen Schlaf finden, wenn er sich hinlegte. Der Staatsanwalt hatte sogar durchsetzen wollen, daß diese Aktion schon in der Nacht zuvor stattfinden sollte.
    »Ic h wüßt e keine n plausible n Grund , waru m wi r noch einen Tag verlieren sollten. Dieser Fall zieht sich schon vie l z u lang e hin , un d ic h mu ß sagen , da ß di e Richtung , in der Sie ermitteln, nicht viel gebracht hat.«
    Der Hauptmann konnte kaum darauf aufmerksam machen, daß die Art und Weise der Ermittlungen vom Staatsanwalt persönlich angeordnet worden war, denn der war viel zu beschäftigt mit einem sensationsträchtigen Schwurgerichtsprozeß, um sich noch groß mit diesem Fall zu beschäftigen. Geduldig erklärte er, daß ein Zimmer auf dieser Etage erst am nächsten Tag frei werde und daß, selbst wenn es schon früher freigeworden wäre, es ziemlic h merkwürdi g ausgesehe n hätte , a m selbe n Ta g die Siegel anzubringen und abzunehmen, ohne dem Hoteldirektor eine Chance zu geben, seinen Anwalt mit einer Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft zu beauftragen.
    »Also, ich hoffe, es kommt was dabei raus«, rief der Staatsanwalt nur und legte auf.
    Und wenn nicht?
    Nun ja, irgendwann würden sie schon etwas erreichen, aber es würde einfach länger dauern und der Staatsanwalt würde ihm noch mehr auf die Nerven gehen, als er es ohnehin schon tat. Der Hauptmann beschloß, sich nicht hinzulegen. Ein paar Stunden brachte er mit der Erledi gun g vo n Papierkra m herum , fü r de n e r morge n kein e Zeit hätte, wenn die Operation Erfolg haben sollte.
    Danac h stan d e r auf , u m sic h di e Bein e z u vertreten , und vo n seine m Fenste r au s blickt e e r hinunte r au f di e erleuch tete Straße. Eine Wagenkolonne verließ das Gebäude, die Nachtschich t de r radiomobile, die ihren Dienst begann. Auf den Straßen war noch immer viel Verkehr, aber es waren kaum Fußgänger unterwegs. Eine kleine Menschengruppe blieb genau unter dem Fenster stehen, man stritt über irgend etwas, dann verschwand sie im Haupt eingang , bestimm t u m irgendein e Anzeig e z u erstatten . Im Bellariv a konnt e e s jetz t jede n Momen t losgehen . Wa s der Einbreche r auc h gesuch t habe n mochte , e s mußt e ziemlich schwere s Belastungsmateria l sein , sons t hätt e sic h da s Ri siko nicht gelohnt. Und er mußte gewußt haben, daß die Polizei es noch nicht gefunden hatte, denn sonst wäre er vernommen, womöglich sogar verhaftet worden. Was er nicht wußte, so vermutete der Hauptmann, war, wo das Gesuchte versteckt war. Hätte er es gewußt, dann hätte er nicht die Frisiertischschublade und den Kleiderschrank aufgemacht.
    Als er sich wieder hinsetzte, klingelte das Telefon.
    »Ja?«
    »Wachtmeister Guarnaccia möchte Sie sprechen, Herr Hauptmann!«
    »Stelle n Si e durch. « Wa s konnt e e r u m dies e Zei t wol len? Doch bestimmt kein neuer Drogentoter?
    »Capitano?«
    »Am Apparat.«
    »Man hat mir gesagt, daß Sie noch in Ihrem Büro sind, ich hätte Ihnen sonst

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