Tod im Herbst
ist« , lautet e de r einzig e Kommentar des Hauptmanns dazu. »Und falls der Junge keinen Erben hinterläßt oder wenn er beispielsweise vor seiner Mutter stirbt, gab es eine Bestimmung für diesen Fall?«
»Ich habe meiner Mandantin empfohlen, eine diesbezügliche Klausel in ihr Testament aufzunehmen. Würde der Sohn vor seiner Mutter sterben, dann sollte dieser Querci alles erben. Für die Erbmasse wurde keine Erbfolge festgelegt, und wenn der Sohn der Erbe wäre, sollte jede weitere Entscheidung ihm überlassen bleiben.«
»Würde ein solches Testament nicht angefochten werden, wenn Querci alles erben sollte?«
»Jeder nahe Blutsverwandte könnte es anfechten, aber ich gehe davon aus, daß meine Mandantin keine nahen Verwandten hatte.«
»Haben Sie der Signora die Lage erklärt?«
»Ja.«
»Wenn der Junge sein Erbteil bekommen hätte und gestorben wäre, ohne ein Testament aufgesetzt zu haben, wäre sein Erbe dann auf sie übergegangen?«
»Sehr wahrscheinlich. Soviel ich weiß, würde es keinen anderen Mitbewerber geben.«
»Haben Sie das ebenfalls mit ihr besprochen?«
»Wir haben alle nur denkbaren Eventualitäten besprochen, diese spezielle Variante aber nur kurz gestreift.«
»Aha. Awocato Heer, ich habe Grund zu der Annahme, daß Christian Vogel hier in Florenz vor seiner Mutter gestorben ist, möglicherweise an einer Überdosis Rauschgift , wenngleic h ic h da s nich t beweise n kann . Leide r is t ein e Identifizierun g de r Leich e wege n de s Zustands, in dem sie gefunden wurde, außerordentlich schwierig und auch psychisch belastend. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Signora begleiten würden, wenn wir mit ihr zu m Gerichtsmedizinische n Institu t fahren.«
»Natürlich.«
»Vielen Dank. Dürfte ich Sie fragen, ob Sie den Vater Ihrer Mandantin gekannt haben, den Besitzer des Landhauses bei Greve?«
»Ja . Ic h hab e ih n bei m Kau f de s Hause s vertreten . Seine Tochter ist überhaupt nur deswegen meine Mandantin geworden, weil sie den Besitz geerbt hat.«
»Hatte der Vater ein Testament hinterlassen?«
»Nein. Erst auf mein Drängen hin gab er mir ihre Adresse, sie war die nächste Familienangehörige. Er war seh r nachlässi g i n de r Regelun g seine r Angelegenheite n und hatte, soweit ich weiß, kein Interesse an seiner Tochter.«
»Wovon hat er gelebt?«
»Vo n de m Geld , da s ei n paa r Aktie n abwarfen , di e seine Tochte r ebenfall s geerb t hat . E s wa r seh r weni g un d reichte natürlich nicht für den Unterhalt eines so großen Hauses. Es muß sehr heruntergekommen sein.«
»Sie sind nie dort draußen gewesen?«
»Nein.«
»Wie oft haben Sie ihn gesehen?«
»Sehr selten.«
»Hat er sich als Maler ernst genommen?«
»Wei ß ic h nicht . Ic h hatt e de n Eindruck , da ß e r meh r an einem bestimmten Lebensstil interessiert war. Er hat nie groß von seiner Malerei gesprochen, und ich bezweifle, daß er je Geld damit verdient hat.«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Er rief mich zu sich, als er ins Krankenhaus gebracht wurde. Es ging ihm sehr schlecht; soweit ich weiß, war er unheilba r leberkrank.«
»Er war Trinker.«
»Ein sehr starker. Das letzte Mal hatte ich ihn ein paar Jahre davor gesehen, als nach Ablauf der Zehnjahresfrist die Übertragungssteuer bezahlt werden mußte. Er war damals schon in schlechter Verfassung.«
»Und als er starb, haben Sie sich mit seiner Tochter in Verbindun g gesetzt?«
»Ja. Zuerst war sie überrascht, daß sie das Haus erben sollte, bis ich ihr erklärte, daß es einfach kein Testament gab und sie die einzige Verwandte sei. Anscheinend hatte sie beträchtliche Anstrengungen unternommen, um sich mi t ihre m Vate r auszusöhnen , al s si e hierhe r kam , doc h er hat sie zurückgewiesen.«
Aber sie hat es nie zugegeben, dachte der Hauptmann, nicht gegenüber der Schwiegermutter, der sie immer die Adresse ihres Vaters gegeben hatte, nicht einmal Querci gegenüber, dem sie erzählt hatte, er sei tot.
»Dann frage ich mich, woher sie wußte, wie sie ihn finde n konnte ; immerhi n ha t e r sei t seine m Weggan g kei nen Kontakt mehr mit seiner Familie gehabt.«
»Sie wußte, daß er in Florenz war, zumindest war sie ziemlich sicher. Die Familie hatte dort die Ferien verbracht, und er hatte immer von seinem Wunsch gesprochen, dort zu leben. Ich nehme an, sie hat das deutsche Konsula t u m Hilf e gebeten , un d da s wiederu m ha t sic h mit der Ausländerpolizei in Verbindung gesetzt.«
Hatte Christian die
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