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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Sprachen war er toll. Trotzdem war er ein Spinner.«
    »Aber du hast dich mit ihm angefreundet«, beharrte der Wachtmeister.
    »Er hat dort gewohnt, das ist alles.«
    »Und er hat dir Geld gegeben.«
    »Es hat ihm Spaß gemacht, den großen Macker zu spie len.«
    »Wenn dein Vater kommt, wird der Hauptmann wissen wollen, wieviel Geld er dir regelmäßig geschickt hat.« Nac h eine r Paus e sagt e de r Junge : »E r ha t aufgehört, mi r Gel d z u schicken.«
    »War er dir böse?«
    »Ich hätte im Frühjahr eigentlich nach Hause fahren sollen , u m mic h fü r eine n Studienplat z z u bewerben.«
    »Wolltest du denn nicht?«
    »Er wollte, daß ich Jura studiere. Ich wollte malen.«
    »Also hast du von Christian Geld genommen.«
    »Er hat mir ein bißchen geliehen, das ist alles.«
    »Wollte er mit der Besitzerin in der Villa wohnen?«
    »Nein. Er hat gesagt, sie sei verrückt, wenn sie glaube, da ß e r sic h mi t ih r i n eine m solche n Loc h beerdige n lasse. Er hat gesagt, er wolle nach Amsterdam, das sei der beste Or t fü r Dope , un d e r hatt e vor , sic h da s Gel d fü r di e Reise von ihr zu beschaffen, sie würde es ihm schon nicht verweigern, weil er alles über sie wisse und auch woher ihr Gel d käme.«
    »Woher wußte er das?«
    »Er hat behauptet, es von ihr erfahren zu haben, aber man wußte bei ihm nie, wann er die Wahrheit sagte und wan n e r herumphantasierte . Wi e auc h immer , e r erzählte, er habe mit ihr vereinbart, sich oben am Fort mit ihr zu treffen, und bat mich, ihn hinzufahren, weil ich einen Motorrolle r habe . Nacht s fähr t kei n Bu s meh r nac h Greve zurück.«
    »Hat er dir einen Anteil versprochen?«
    »Er wollte mir was borgen, das ist alles. Ich habe diese Frau nicht einmal gekannt.«
    »Na schön, weiter!«
    »Als wir dort ankamen, habe ich mich und den Roller versteckt.«
    »Ist die Frau allein gekommen?«
    »Si e ka m ga r nicht . Ei n Aut o nähert e sic h de r Stelle , wo Christian wartete. Der Fahrer drehte das Fenster herunter und sprach mit ihm. Es war ein Mann.«
    »Konntest du hören, worüber sie geredet haben?«
    »Ich war zu weit weg.«
    Der Junge preßte die verletzte Hand an die Brust. Er mußte ziemliche Schmerzen haben, doch der Wachtmei ste r wagt e nicht , sic h z u rühren.
    »Ist Christian in das Auto gestiegen?«
    »Nein. Der Mann stieg aus, und beide sind ein Stück bergab gegangen. Ich lief ihnen ein Stück weit hinterher und versteckte mich dann wieder.«
    »Du konntest noch immer nicht hören, was passierte?«
    »Ich war zu weit weg. Näher heran habe ich mich nicht getraut. Er hatte nie etwas von einem Mann erzählt. Er sagte, die Frau lebt allein. Ich dachte, vielleicht ist es ein Polizist. Aber dann sah ich, wie er Christian einen Umschlag gab, und dann ... Als Christian sich umdrehte, griff de r Man n nac h ihm , e r packt e ih n einfac h a m Hals . E s ging alle s gan z lautlos...«
    »Du hast nicht versucht, ihm zu helfen?«
    »Es gab keine Geräusche, nur die Grillen, und es war heiß, ich war bis auf die Haut durchgeschwitzt. Es war überhaupt kein Geräusch zu hören, und den ganzen Weg hinunter standen auf der einen Seite Häuser mit geschlossenen Fensterläden. Mir kam es so vor, als würde nichts passieren. Wenn Christian gerufen hätte... Ich sah, daß er die Hände in die Luft warf, und dann rührten sich beide nicht, es erschien mir wie eine Ewigkeit. Ich traute mich nicht , ein e Bewegun g z u machen...«
    »Du hättest ihm doch helfen können!«
    »Nein! Ich konnte ihm nicht helfen! Wenn der Mann mic h gesehe n hätte , dan n wär e ic h ebenfall s dra n gewesen. Es gab Häuser dort, er hätte schreien sollen, aber es blieb still. Er war verrückt, ich habe Ihnen ja gesagt, er war verrückt. Er hätte schreien sollen, dann wäre jemand ge kommen , e r hätt e schreien , imme r nu r schreie n sollen , und ich konnte nicht... und der Mann beugte sich über ihn... dan n gin g e r zurüc k z u seine m Aut o un d fuh r einfac h weg. Ich sah Christian im Graben liegen mit weit geöffneten Augen starrte er mich an ...«
    »Hast du seine Papiere eingesteckt?«
    »Ic h hab e ih n nich t angefaßt . Ic h lie f hinau f z u meinem Roller , de n ic h kau m halte n konnte , ic h zittert e s o sehr . Es wa r sein e Schuld , verstehe n Si e nicht ? E r hätt e schreien sollen...« Er warf sich, den Arm um den Kopf gelegt, seitlic h gege n da s Holzregal , lange , tränenlos e Schluchzer ausstoßend.
    Der Wachtmeister ging langsam zur Tür zurück

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