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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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denen, als er in den Raum gestürmt war, ein Teil zu Bruch gegangen war. Der Wachtmeister spürte, daß er auf viel zerbrochenes Glas trat, und ein metallisch schimmernder Eimer stand in der Mitte des Raums umgekehrt auf dem Fußboden. Es roch stark nach Desinfektionsmittel. Er trat einen Schritt vor.
    »Lasse n Si e mich! « De r Jung e hiel t ein e Hand , al s hätte er sich verletzt, doch im Halbdunkel des Raums war unmöglich zu erkennen, ob er blutete. Der Wachtmeister nahm den umgedrehten Eimer und stellte ihn an die Wand.
    »Kommen Sie mir nicht zu nahe – wenn Sie mich an fasse n –«
    »Jetzt reicht’s aber...« Das bleiche Gesicht des Jungen war gerade noch zu erkennen. Sein stoßhafter Atem ähnelte dem eines todtraurigen Kindes, das vor lauter Weinen erschöpft ist. Der Wachtmeister war selbst deprimiert. Die einzige Antwort auf die Probleme dieses Jungen bestand darin, ihn nach Hause zu seinen Eltern zu bringen, ihn von den Drogen wegzubekommen. Doc h er steckte schon zu tief drin, als daß es so einfach ginge . Es wa r z u spät , da s wa r da s Problem . E s wa r imme r z u spät. Hätte er seine Meinung gesagt, in jener Nacht vor Quercis Verhaftung...
    Aber Querci hatte getan, was er getan hatte, und niemand konnte es ändern. Im Grunde konnte man den Leuten sowieso nicht viel helfen, und dann guckten sie einen noch so an, als wäre man selbst der Teufel, so wie dieser Junge jetzt. Bald würde Querci ihn so ansehen. Naja, er hatte dem Jungen einen Schrecken einjagen wollen, und das war ihm auch gelungen.
    Der Wachtmeister kam mit der Rolle, die zu übernehmen er beschlossen hatte, nicht besonders gut zurecht; er stand jetzt in dem kleinen, dunklen Raum und überlegte, was als nächstes zu tun sei. Der Junge dagegen sah nur die bedrohlich massige Gestalt vor sich, deren Bedrohlichkeit durch ihr Schweigen noch stärker wurde.
    »Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, was mit Christian passiert ist . ..?«
    Der Wachtmeister wagte nichts zu sagen.
    »Sie werden mich nicht anfassen ...!? « »Sag mir seinen Namen.«
    »Seinen Namen? Ich weiß es nicht, ich schwöre es. Ich habe ihn nur dieses eine Mal gesehen.«
    »Christians Name, sein Nachname!«
    »Ich ... ich weiß nicht ... ist doch unwichtig. Er hat ihn ni e erwähnt.«
    »Es ist wichtig.«
    »Ic h wei ß e s nicht . Solch e Sache n ware n un s imme r egal. Die Leute sind gekommen und gegangen. Jedenfalls war das Ganze seine Idee.«
    Der Junge schniefte und hob beide Hände ans Gesicht, um es abzuwischen.
    Als der Wachtmeister den dunklen Fleck sah, der sich au f de m Gesich t abzeichnete , beugt e e r sic h ei n weni g vor, um die Hand genauer zu sehen.
    »Fassen Sie mich nicht an! Sie haben versprochen...«
    »Was habe ich versprochen?« Er stand wieder still.
    »Ich werd’s Ihnen erzählen, ich habe gesagt, ich werd’s Ihnen erzählen.«
    »Na und?«
    »Es war Christians Idee, ich schwör’s!«
    »Das hast du schon mal gesagt. Welche Idee?«
    »Da s mi t de r Frau , de r di e Vill a gehörte . E r sagte , er könnte Geld aus ihr herausholen.«
    »Um davon Drogen zu kaufen?«
    »Ja. Er kannte sie. Sie war auch aus Deutschland, wie er.«
    »Aber warum sollte sie ihm Geld geben?«
    »Er wußte etwas über sie ...«
    »Du meinst, er hat sie erpreßt?«
    »Zuerst war es anders... Wir haben – er hat es nicht geplant . Di e erste n Mal e ha t si e ih m blo ß Gel d gegeben. Ich war nicht dabei, ich schwör’s . Ic h hab e si e nich t ge kannt. Ich habe sie nicht einmal gesehen.«
    »Und sie hat ihm das Geld einfach so gegeben?«
    »Sie hat ihn auch zum Essen eingeladen. Vielleicht hat si e auch.. . Jedenfall s stimm t es , da ß si e ih m Gel d gegeben hat, er hat mir die Schecks von ihr gezeigt. Er hat gesagt, au s diese r Quell e könn e ma n noc h vie l meh r Gel d heraus schlagen . Dan n kreuzt e de r Makle r mi t eine m Architekten drauße n i n de r Vill a auf . Si e wollte n da s Hau s renovieren.«
    »Solltet ihr ausziehen?«
    »Nein. Jedenfalls nicht, solange mein Mietvertrag noch lief.«
    »Aber Christian hatte keinen Vertrag, oder?«
    »Nein . E r ha t sic h abe r kein e Gedanke n gemacht . E r hat gesagt, sie würde das Haus für ihn renovieren, sie wolle dort mit ihm wohnen. Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht . E r ha t imme r irgendwelch e Geschichte n erfunden, um sich interessant zu machen. Er hat ziemlich gespon nen.«
    »Aber du hast dich mit ihm angefreundet. Kannst du Deutsch?«
    »Nein. Er konnte Englisch und Französisch. In

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