Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
Blick zum Gewölbe des Turmes hinaufwandern, wo sie den Nachthimmel sah. Sie spürte die Schwerelosigkeit, als sie dann die Augen schloß und entgegen dem Uhrzeigersinn in den Schlaf entschwebte.
    Die Schritte unten auf dem Asphalt hörte sie nicht. Auch nicht die Füße, die Halt in der Mauer suchten und den Körper, der sich herüberschwang und dann auf den Dielenboden hinaufkam. Vielleicht zuckte sie ein wenig zusammen, als die Spritze durch die Haut in die Halsschlagader eindrang.
    Als er wieder unten auf dem Boden stand, war Mona da. Mit weißem Gesicht sah sie ihn an. Er zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag ins Gesicht bekommen.
    »Was hast du getan?« flüsterte sie. »Was hast du getan!« Sie schlug mit den Fäusten auf ihn ein, aber er schien es gar nicht zu merken.
    »Wir hatten keine Wahl.« Er packte sie hart am Hals. »Hörst du, was ich sage: Wir hatten keine Wahl.«
    »Ich will in meinem ganzen Leben nichts mehr mit dir zu tun haben!« stieß sie hervor, als er den Griff lockerte.
    »Das mußt du auch nicht, wenn du schweigst.« Sie sah seinen Rücken, als er im Dunkeln verschwand. Sie selbst blieb unbeweglich stehen, während sie hörte, wie die Gesellschaft immer näher kam.

39
    »Du hättest dich ja wohl hinter einen Baum stellen können, du bist doch schließlich keine alte Frau.« Der Mönch sah verärgert zu König Valdemar hinüber, der vom Kiosk hergetorkelt kam, wo er eine Scheibe eingedrückt hatte, um auf die Toilette gehen zu können.
    »Wir Adligen sind eben sehr um unsere Intimsphäre besorgt. Habt ihr Birgitta in den Jungfernturm gesetzt?«
    »Der aufgebrachte Volksmob hat sie im Jungfernturm eingemauert«, betonte der Mönch. »Willst du sie mit auf die Lebensreise nehmen, dann mußt du sie vom Branntweindrachen befreien. Das scheint momentan das größte Problem zu sein.«
    »Sie kann also nicht selbst herunterklettern? Verdammt wie anstrengend!« Arne, verkleidet als König Valdemar mit einer zerrissenen Goldkrone aus Papier und einem Samtvorhang als Mantel, sah sich um und suchte in den Gesichtern der anderen eine Antwort.
    »Ich denke nicht«, sagte Olov und lehnte sich gegen die Mauer. Er war als Aussätziger verkleidet, und die Verbände gaben hier und da schon nach. Christoffer drehte eine Runde und blies derart heftig in seine Flöte, daß die Töne sich überschlugen.
    »Hör auf, verdammt noch mal!« zischte der Mönch. »Er holt sie schon, auch ohne daß du die Mauer mit diesem grausamen Lärm einreißen mußt.«
    »Valdemar ist jetzt schon ziemlich lange da oben. Kann mal jemand nachsehen, was er da macht?« fragte die Bäckersfrau und stellte sich auf die Zehenspitzen.
    »Entweder schlafen sie, oder sie vergnügen sich. Sollen wir nach Hause gehen?« fragte Olov und erhob sich schwankend.
    »Hallo, ihr da oben! Wir gehen jetzt!« tönte der Mönch mit quäkiger Stimme.
    »Arne, hörst du?« rief Olov, der direkt unter dem Turm stand. Ein Kopf und ein Oberkörper wurden sichtbar.
    »Sie wacht nicht auf. Ich kriege sie nicht wach«, krächzte Arne.
    »Das verheißt nichts Gutes für die Hochzeitsnacht.« Die Bäckersfrau stützte die Hände in die Seiten und sah zum Turm hinauf.
    »Ich meine es ernst, verdammt. Sie wacht nicht auf.«
    Olov, augenblicklich alarmiert, stieg mit ein paar schnellen Kletterzügen hinauf.
    »Ich glaube, sie ist tot«, flüsterte Arne und packte Olovs Arm. Er schüttelte ihn ab, suchte den Puls an ihrem Hals, fand ihn aber nicht.
    »Ruft den Krankenwagen! Sofort!« Olov beugte sich über sie und begann mit der Wiederbelebung. Herzmassage, Beatmung, Massage und neues Beatmen, während die anderen in ohnmächtigem Schweigen zusahen. Christoffer steckte sein Handy in den Lederbeutel zurück, nachdem er den Notarzt alarmiert hatte.
    »Sie sind unterwegs.« Endloses Warten, eine Ewigkeit. Erst als der Krankenwagen kam, bemerkte Christoffer seine Mutter. Er hatte keine Ahnung, wie lange Mona sie schon beobachtete.
    »Himmel noch mal, was machst du denn hier?« Sie antwortete nicht. Leichenblaß starrte sie zur Mauerkrone hinauf. Als Olov mit dem leblosen Frauenkörper heruntergeklettert kam, brach sie vor Christoffers Füßen zusammen.

    Maria Wern hatte bereits um halb zehn, als Birgitta Gullberg zur verabredeten Zeit nicht die Tür öffnete, mit dem Diensthabenden Kontakt aufgenommen. Während sie auf Arvidsson wartete, holte sie im Auto Werkzeug, um die Tür aufzubrechen. Glitzer und eine Blumenknospe im Treppenhaus ließen auf irgendeine Art

Weitere Kostenlose Bücher