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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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nicht. Ich denke auch nicht, daß wir sie bemerkt hätten.«
    »Wußte sie, daß Sie einen Junggesellenabschied planten?«
    »Ich habe es wohl am Telefon erwähnt, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe.«
    »Wann war das?«
    »Gestern. Seit sie allein ist, habe ich jeden Tag bei ihr angerufen.«

41
    Grau im Gesicht und unrasiert ließ sich Trygvesson am Tisch nieder. Die Tränensäcke unter den Augen zeugten von einer schlaflosen Nacht. Er starrte vor sich hin, ohne etwas zu sagen, und ließ den Löffel auf dem Tisch kreisen. Maria Wern durchbrach die Stille.
    »Ich bin der Ansicht, daß Mona Jacobsson eine Überwachung rund um die Uhr braucht. Ek sitzt bei ihr auf der Infektionsstation und wartet auf Ihren Beschluß. Sie ist heute morgen von der Notaufnahme runtergebracht worden.«
    Trygvesson ließ den Löffel los, so daß er über den Tisch sauste und auf den Fußboden fiel.
    »Ich glaube nicht, daß wir genug Leute dazu haben. Schon jetzt machen die meisten Überstunden. Sie hat doch die Krankenschwestern in ihrer Nähe, sollte das nicht genügen? Die Klingel liegt direkt neben ihrem Bett. Und sie ist ja nie lange Zeit allein im Zimmer. Was hat denn Ihr Gespräch mit ihr heute Nacht ergeben? Hat sie selbst das Gefühl, in Lebensgefahr zu schweben?« fragte Trygvesson und betrachtete Maria unter halb geschlossenen Augenlidern.
    »Ich glaube nicht, daß sie in der Lage ist, in solchen Bahnen zu denken. Als ich bei ihr war, sprach sie sehr unzusammenhängend und im Fieberwahn. Der Arzt sagt, sie habe eine Blutvergiftung, die von einem infizierten Schlangenbiß herrührt. Sie hat davon gesprochen, beim Steinhaufen im Wald gebissen worden zu sein. Als Strafe dafür, daß sie Steine vom Haufen genommen hat. Dort, wo wir Wilhelm Jacobsson gefunden haben, lag eine Schlange mit zertretenem Kopf. Ich glaube, daß sie möglicherweise mit dabei war und geholfen hat, ihn zu begraben. Allein hätte sie seinen Körper niemals tragen können, aber sie war wahrscheinlich dabei. Sie stand auch vor dem Jungfernturm, als Birgitta mit dem Krankenwagen abgeholt wurde. Als ob sie wußte oder ahnte, was geschehen würde. Ich glaube, sie weiß, wer der Mörder ist, und er wird kaum zulassen, daß sie redet. Deshalb sollte sie überwacht werden.«
    »Das sagt sich leicht, wenn man keine Verantwortung für das Budget hat. Alle Überstunden müssen als Freizeit ausgeglichen oder in Geld ausgezahlt werden. Wir können nicht im Winterhalbjahr unsere Arbeit einstellen, weil wir jetzt unsere Ressourcen verbrauchen. Ich denke, wir werden den Schwerpunkt auf die ganz gewöhnliche Ermittlungsarbeit legen. Die Gefühle gehen schon mal mit einem durch, wenn so etwas passiert. Wir werden methodisch vorgehen, denn damit haben wir früher schon gute Ergebnisse erzielt, und das werden wir auch jetzt tun. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß das arme Mädchen letzte Nacht ermordet wurde. Der Alkohol fordert eben seine Opfer. Manchmal gibt es hier richtige Orgien mit Wettsaufen, und da landen immer wieder solche Fälle in der Notaufnahme, der eine bewußtlos und der andere herumkrakeelend, mit einem ganzen Rattenschwanz Gleichgesinnter im Schlepptau. Das ist nicht schön, aber die Realität.«
    Trygvesson wollte sich nach seinem kleinen Vortrag erheben, wurde aber von Hartmans Blick festgehalten. Der ältere Kollege hatte etwas zu sagen.
    »Wir können ein Menschenleben retten. Ich glaube, sie sollte rund um die Uhr überwacht werden. Wenn wir es nicht mit den vorhandenen Möglichkeiten schaffen, sollten wir Verstärkung von der Landeskripo einfordern. Möglicherweise geht es nämlich doch um zwei Morde.«
    Die anderen stimmten Hartmans Argumentation zu. Trygvesson preßte die Kiefer zusammen. Maria vermutete, daß er es nicht gewohnt war, Widerspruch zu hören.
    »Nun gut, von mir aus«, brummte der Kommissar. »Ich denke, wir warten ab, bis wir wissen, ob das, was bei dem Junggesellenabschied passiert ist, ein Unfall war oder nicht. Sonst noch was? Was haben die Untersuchungen im Haus von Mona Jacobsson ergeben?«
    »Nichts, gar nichts«, sagte Arvidsson. »Ich will die Gelegenheit nutzen und zugeben, daß ich nach dem Verhör mit Henrik Dune ein Fahrrad aus dem Schuppen ausgeliehen habe. Ich habe es am folgenden Morgen wieder zurückgebracht.«
    »Warum in aller Welt haben Sie sich ein Fahrrad ausgeliehen?« fragte Trygvesson und sah zum ersten Mal an diesem Morgen richtig wach aus.
    »Vielleicht können wir das später unter vier Augen

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