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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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tötete? Die Liebe zu Birgitta? Das Recht zu leben, ohne gekränkt zu werden? Was sonst noch?
    Plötzlich sah Maria, daß das Display an der Decke einen Alarm aus Zimmer vier anzeigte. Jetzt passiert es, dachte sie und spürte, wie das Adrenalin durch den Körper schoß. Mit einem Schlag war alle Müdigkeit verschwunden. Die Gedanken kreisten. Ein Versehen? Ein Fehlalarm? Sie hoffte, daß die Krankenschwester wie vereinbart die Verstärkung rufen würde. Mit der Hand an der Dienstwaffe zog Maria ihre schußsichere Weste über und schlich sich an die Tür zu Zimmer vier. Der Puls preßte das Blut immer schneller durch den Körper, während sie ins Zimmer glitt, einen Moment lang noch vom Licht aus dem Korridor geblendet, ehe die Möbel aus dem Grau hervortraten. Hartman schaltete den Alarm ab. Maria hockte sich hinter das Bett, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Eine Autotür schlug zu. Stille. Dann hörte man Schritte auf der Rampe. Hartman kroch hinter einen Sessel. Maria schlich an der Wand entlang und stellte sich neben das offene Fenster. Sie spürte die Nachtluft vom Meer auf ihrem Gesicht. Langsam wurde ein schwarzer Schatten gegen die dunkelgraue Nacht immer deutlicher. Die Bewegungen waren jetzt geschmeidig und schnell. Eine Hand griff nach dem Fensterrahmen und drückte das Fenster vorsichtig auf. Maria hörte ihre eigenen Atemzüge, spürte ihren eigenen Puls. Ihr Mund war so trocken, daß sie nicht schlucken konnte.
    Ein Bein mit einem groben Stiefel schob sich über die Fensterbank. Mit größter Anstrengung preßte sich der Rest des Körpers durch die schmale Fensteröffnung. Es klingelte aus einem anderen Zimmer. Maria hörte schnelle Schritte und flüsternde Stimmen im Flur. Jetzt war er im Zimmer. Ein Mann, ungefähr so groß wie Hartman. Er hielt etwas in der Hand, eine lange und schmale Waffe. Schlafwandlerisch tastete er sich zum Bett vor und berührte die Decke.
    »Mona! Wach auf!« Er beugte sich über die Stoffpuppe.
    »Polizei! Lassen Sie die Waffe fallen!« dröhnte Hartmans Stimme durch die Stille. Maria war im nächsten Moment über dem Eindringling und entwand ihm die Waffe. Sie hatte gar kein rechtes Gewicht. Mit dem leichten Rascheln einer Toilettenpapierrolle fiel sie zu Boden.
    »Was zum Teufel!« keuchte er, als Maria ihm den Arm auf den Rücken drehte und das Deckenlicht eingeschaltet wurde. Auf dem Fußboden lag ein in grünes Papier gewickelter Blumenstrauß. Aus der Ferne hörte man Polizeisirenen.

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    »Verdammt, wie konnten Sie Mona Jacobsson nur aus den Augen lassen?« schimpfte Trygvesson.
    Ansonsten wirkte er recht zufrieden über den Fang der Nacht, fand Maria. Er saß anders da, irgendwie energiegeladener.
    »Mona hat verlangt, sofort aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, nachdem ich aus ihrem Zimmer gegangen war. Sie muß vom Alarm erwacht sein. Das Personal hat nicht das Recht, jemanden gegen seinen Willen festzuhalten. Man hat versucht, sie zu überreden, aber sie hat den Tropf abgerissen und ist weggelaufen. Sie war schon bis zum Kärleksstigen unterhalb des Galgenberges gekommen, als Arvidsson sie erwischt hat.«
    »Und jetzt ist sie zurück auf der Infektionsstation?« Trygvesson lächelte hinter vorgehaltener Hand, korrigierte seine Gesichtszüge aber, sobald er Marias forschenden Blick bemerkte.
    »Ja. Ek hat sie mit zum Krankenhaus genommen. Er wird dort bleiben.«
    »Ist das Ganze denn notwendig, nachdem wir einen dringend Tatverdächtigen gefaßt haben, was meinen Sie?«
    Maria hörte Ironie in Trygvessons Tonfall mitschwingen, war aber zu müde, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Das müssen Sie entscheiden. Ich halte die Gefahr für ziemlich groß, daß sie sich etwas antut oder daß sie Beweismaterial zerstört«, antwortete sie sachlich.
    »Ich habe mit dem Staatsanwalt wegen einer Hausdurchsuchung bei Henrik Dune gesprochen. Das wird sich machen lassen. Wir lassen auch gerade die Straße an der Baustelle bei Tofta noch mal aufbrechen. Maria, gehen Sie jetzt mal nach Hause und schlafen Sie ein wenig, Sie sehen schrecklich aus. Und nehmen Sie Hartman gleich mit. Er hat sich Kaffee über den Hemdkragen geschüttet und ist wirklich keine Zierde des Reviers.«
    Maria lächelte widerwillig. Wenn es gut lief, war Trygvesson ganz umgänglich.
    Henrik Dune fühlte sich auf der grünen Bank im Verhörraum sichtlich unwohl, nachdem man ihm sein privates Eigentum weggenommen hatte. Er starrte stur auf den Tisch, wo ein Kassettenrecorder

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