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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Kuchenteller zu Trygvesson weiter, doch dieser lehnte ab. »Bin nicht so für süße Sachen. Hab vorigen Herbst einen Anflug von Diabetes gehabt. Wahrscheinlich wegen des Übergewichts. Ich werde bei diesem Fall den Leiter der Voruntersuchung geben. Ein Finger ohne Körper. Kann alles Mögliche sein. Schon jetzt sollten wir uns vielleicht an Occams Rasiermesser halten, das Prinzip, sich von überflüssigen Annahmen zu befreien und an die Fakten zu halten.
    Was den von der Gotlandfähre verschwundenen Mann betrifft, so habe ich heute morgen mit dem Kapitän der Fähre gesprochen. Er läßt uns Kopien von den Berichten zukommen, die er bereits an die Reederei geschickt hat. Abgesehen von dem verschwundenen Mann ist auf dieser Reise noch ein Pferdetransporter angehalten worden. Ein erfinderischer Mann hatte versucht, seine ganze Verwandtschaft zum Sonderpreis zu schmuggeln. Alle und die Pferde, statt, wie es in der Anzeige der Fährgesellschaft heißt: ›Alle und das Auto.‹ Sieben Personen! Ist es das Geld wert?«

    Anders Öhrn meldete sich im Empfang des Polizeireviers an. Er schwitzte furchtbar in seinem langärmligen Hemd. Die Synthetikhose klebte zwischen den Beinen. Das Jackett hatte er ausgezogen und trug es über dem Arm. Er war auf eigene Initiative zur Polizei gekommen, um von seinen Beobachtungen im Hafenterminal zu berichten, aber dennoch konnte er nicht umhin, sich vor dem Betreten dieser Hochburg der Gerechtigkeit noch einmal selbst zu prüfen. Er hatte legal geparkt. Es war zehn Stunden her, seit er das letzte Bier getrunken hatte, und die Rundfunkgebühren hatte er bezahlt. Dennoch folgte er Kriminalinspektorin Maria Wern mit einem gewissen Unbehagen zum Verhörraum und sah mit Schaudern, wie sie die Tür hinter ihnen schloß. Sie setzten sich auf je eine Seite des Schreibtisches, sie schaltete das Tonbandgerät ein und sah ihn nach einigen üblichen einleitenden Sätzen aufmunternd an. Sein Mund war trocken, und er suchte nach Worten.
    »Es ist wegen Wilhelm Jacobsson. Ich war besorgt, als er nicht zu unserer Verabredung erschien, und wollte schon bei ihm zu Hause anrufen. Ich stand eine ganze Weile am Hafenterminal und wartete auf ihn. Er war verdammt spät dran!«
    Anders räusperte sich. Wäre er nicht so nervös, dann hätte er nicht geflucht, jedenfalls nicht in Gesellschaft einer Dame. Es war eine Weile still, während er seine Schuhe und Strümpfe betrachtete. Er hatte heute morgen gar nicht gemerkt, daß die eine Socke schwarz und die andere dunkelblau war.
    »Sie sagten, er war spät dran.« Maria nickte bestätigend, und Anders fuhr widerwillig fort. Wenn Iris ihn nicht genötigt hätte, dann wäre er niemals hierhergekommen. Jetzt bereute er es. Er wollte da nicht reingezogen werden.
    »Ich habe den weißen Opel gesehen und gewunken. Und dann, zum Teufel, fuhr er doch tatsächlich vorbei. Erst war ich wütend, und dann habe ich gesehen, daß es gar nicht Wilhelm war.«
    »Und da sind Sie ganz sicher?«
    »Ja, verdammt noch mal.« Anders fuhr sich mit seiner spitzen Zunge über die Oberlippe und starrte aus dem Fenster. Er wünschte, das alles wäre vorbei. Die Situation war unangenehm. Maria konnte sehen, wie seine Hände auf den Knien herumfuhren und ihm der Schweiß von der Stirn lief und von den Augenbrauen tropfte.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Verdammt schlecht, ehrlich gesagt!« Es war eine Erleichterung, das sagen zu können. »Ich versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, und das ist wirklich die Hölle. Ich träume schon von Zigarettenpäckchen, daß ich in Zigarettenstangen wate, daß mir Zigaretten angeboten werden. Ich habe sogar schon geträumt, daß mein Hausarzt mir verordnet zu rauchen und mir ein Rezept ausschreibt, siebenmal täglich fünf Zigaretten. Als ich reinkam, habe ich den Kaffee gerochen, und da war es vorbei.«
    Maria, die ihm gerade einen Kaffee anbieten wollte, um die Stimmung etwas aufzulockern, lächelte wissend. »Ich weiß, wie sich das anfühlt. Wie lange halten Sie schon durch?«
    »Seit heute morgen. Ich mußte erst die Heimreise erledigen, ehe ich mit dem Rauchstopp beginnen konnte.« Maria sah auf die Uhr und stellte fest, daß es zehn nach neun war.
    »Am schlimmsten ist es, den ersten Zug am Morgen nicht machen zu dürfen. Meine Frau paßt auf wie ein Schießhund. Heute morgen habe ich, ein erwachsener Mann, heimlich auf dem Klo geraucht. Können Sie sich das vorstellen?« Maria nickte, das konnte sie.
    »Haben Sie es schon mit Nikotinpflastern

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