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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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auf dem Unterarm. Er sah rot und entzündet aus. »Ich habe mir den Arm da oben am Stacheldraht aufgerissen, der hatte angefangen zu rosten und mußte ausgewechselt werden. Als ich nach Hause kam, sah ich, daß bei Anselm oben wie üblich das Licht an war.«
    »Wie spät war es da?«
    »Vielleicht sieben Uhr. Mona war sicherlich schon zur Arbeit gefahren, auf jeden Fall stand sie nicht an der Bushaltestelle. Ach ja, und in der Nacht, ich weiß nicht genau, um welche Uhrzeit, in der Nacht hörte ich Anselm brüllen wie einen Stier. Der macht mehr Lärm als mein neuer Hahn, das sage ich Ihnen. Das ist, wenn er Alpträume vom Krieg hat.«
    »Wissen Sie, ob Wilhelm irgendeine Waffe auf die Feldübung mitgenommen hat?«
    »Sein AK4 müßte er dabeigehabt haben.«
    »Und wo hat er das zu Hause aufbewahrt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich war nie da drin.«
    »Sie sind niemals bei Ihren nächsten Nachbarn im Haus gewesen?« fragte Arvidsson, stellte sein Glas ab und sah seinen Gastgeber erstaunt an.
    »Nein. Ich glaube nicht, daß sie außer Svea, der Gemeindeschwester, überhaupt irgendwelchen Umgang mit anderen Leuten hatten. Und Svea ist jetzt tot, heute morgen habe ich die Todesanzeige gesehen. Das war eine starke Frau. Ich habe die Jacobssons ein paarmal zum Essen eingeladen, aber sie haben die Einladung nie erwidert.«
    Henrik schnitt den letzten Rest vom Brot mit einem großen Jagdmesser auf und legte jedem eine dicke Scheibe hin. »Aber bei den Landwehrübungen haben wir immer viel Spaß gehabt. Die letzte Übung war auf Fårö, und die war wirklich eine Übung der besonderen Art. Wir haben uns in zwei Flanken aufgeteilt, um uns an das Moor bei Limmorträsk anzuschleichen, eine vogelreiche Gegend mit schönem Laubwald. Mein Gott, was sind wir leise geschlichen. Wilhelms Gruppe von Osten und meine von Westen, so wollten wir die Gegner einkreisen. Wir wußten, daß die sich irgendwo im Gehölz versteckten, und konnten hören, wie sie redeten, flüsterten, Ränke schmiedeten. Wir horchten von unserem Versteck aus ganz genau hin, bis ich Wilhelm sehen konnte, und dann gingen wir zum Angriff über. Lautlos kreisten wir den Feind ein und beobachteten, was er tat. Dann gab Wilhelm einen Schuß in die Luft ab, und zwei Personen flogen ohne ein Stück Stoff auf dem Leib aus ihrem Liebesnest. Es waren eine Lehrerin aus Visby und ein bekannter Kommunalpolitiker, die auf Abwegen waren. Also, wenn man sich an ein Liebespaar ranschleichen kann, das sich in der wachsamen Umarmung der Untreue befindet, dann ist man ein guter Landwehrmann.« Henrik hob den Krug und schenkte Ek, der sich an den Geschmack gewöhnt zu haben schien, noch ein wenig nach.
    »Ja, es passiert schon manchmal, daß wir bei der Polizei einen Hinweis bekommen, daß irgendwo in einsamer Gegend ein verlassenes Auto steht. Wenn dann die Scheiben beschlagen sind, wenn wir hinkommen, dann besitzen wir doch immer soviel Anstand zu warten. Wer weiß, wieviel Mühe es die gekostet hat, sich zu treffen?« meinte Ek ganz ernst.
    »Das ist wahr, mit der Zweisamkeit ist das nicht so einfach«, sagte Henrik und schüttete sich Pilze auf sein drittes Brot.
    »Sie sind nie verheiratet gewesen, oder?« Arvidsson versuchte sich an die Angaben aus dem Einwohnermelderegister zu erinnern, in das er noch hineingeschaut hatte, ehe sie losfuhren.
    »Nein. Einmal hatte ich Lust dazu, aber das ging sozusagen vorüber. Und Sie?«
    Arvidsson blieb das Getränk im Hals stecken. Eine solche Antwort hatte er nicht erwartet. Ek lachte laut und schamlos.
    »Sie befinden sich unter eingeschworenen Junggesellen, Henrik Dune.«
    »Was mir am meisten fehlt, sind Kinder. Ein Sohn. Als Monas Jungs klein waren, kamen sie oft zu mir herüber. Am häufigsten Olov. Ich habe auf der Ostseite im Garten für jeden von ihnen einen kleinen Obstbaum gepflanzt. Einen Birnbaum für Arne, einen Pflaumenbaum für Olov und einen Apfelbaum für Christoffer. Sie sind vorhin daran vorbeigekommen, als sie durch die Küchentür eingetreten sind. Wilhelm hielt nichts davon, und als Christoffer einmal seine Äpfel nach Hause gebracht hatte, hat sein Vater im Suff versucht, den Baum niederzubrechen. Seither hat er sich nicht wieder richtig erholt, und ich weiß nicht, ob er den Winter überstehen wird. Das Laub ist bereits jetzt gelb geworden. Olov schaut ab und zu vorbei, wenn er zu Hause ist, aber das geschieht nicht mehr so oft. Wilhelm und er sind sich in den letzten Jahren immer weniger einig gewesen.

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