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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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konnte, war der silberne Armreif, den er Lillemor am Abend zuvor geschenkt hatte. Sie hatte so seltsam ausgesehen, als ob sie anfangen würde zu lachen oder zu weinen. Als sie dann spät am Abend miteinander gegessen hatten, hatte sie ihn getragen. Was sie ansonsten anhatte, davon hatte er nicht die leiseste Ahnung. Einen Rock oder eine lange Hose? Nein, sie war so unsichtbar für ihn geworden, daß nur noch der Armreif zu sehen war. Plötzlich wurden ihm die Blicke der anderen bewußt, und er räusperte sich peinlich berührt.
    »Was für ein Motiv können wir uns vorstellen? Geld, Macht, Erpressung, Eifersucht, jemand, der Waffen brauchte?«
    »Wenn es ein Gewaltverbrechen ist, das kein anderes Motiv kennt, als auf die Sinnlosigkeit des Lebens aufmerksam zu machen, wenn es so ein einsamer Verrückter war, dann werden wir ihn nie finden«, sagte Hartman müde.
    »Ich habe mich beim Finanzamt schlau gemacht und die Bankkonten überprüft«, sagte Arvidsson. »Sieht ganz so aus, als hätten sie am Rande des Existenzminimums gelebt. Der gesamte Besitz ist an den Hof gebunden. Der Opel ist kaum eine Autowäsche wert. Es ist mir ein Rätsel, wie der durch den TÜV gekommen ist.«
    »Mir nicht«, sagte Ek. »Ich habe mit dem Techniker in Nynäshamn gesprochen. Er meint, die Kontrollplakette sei offensichtlich in Heimarbeit entstanden, ebenso wie die meisten Reparaturen, die an dem Wagen je gemacht wurden. Gibt es etwas über ihn im Strafregister?«
    »Den Streit um das Land, auf dem das Strandhäuschen steht. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung am Fischereianleger. Nachdem er den Prozeß verloren hatte, soll er da unten Amok gelaufen sein. Außerdem hatte er eine Verurteilung auf Bewährung wegen Kindesmißhandlung von 1978. Gewalt gegen Kinder wurde erst 1979 verboten, sonst wäre er nicht so glimpflich davongekommen. Mona Jacobsson hat einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Nach der Mißhandlung wurde das Kind ins Kinderheim gebracht.« Trygvesson merkte, wie ihm die Stimme stockte. Es war ihm nicht möglich, die Bilder in den Akten zu erwähnen.
    »Ich habe mir diese Unterlagen auch angeschaut«, sagte Maria. »Dem Jungen war eine Schulter ausgekugelt, und er hatte eine Lungenentzündung, nachdem sein Kopf in eine Wanne mit verschmutztem Wasser gedrückt worden war, aus dem die Tiere getrunken hatten. Die äußerlichen Verletzungen, die man auf den Bildern sehen kann, bringen einen zum Weinen.«
    Trygvesson ging zum Fenster, öffnete es und schloß die Augen. Es fiel ihm leichter zu atmen, wenn er den anderen den Rücken zudrehte. Er sollte diese Ermittlung wirklich abgeben, aber er brachte es nicht über sich. Was sollte er Lillemor sagen?
    »Meinem Gefühl nach spricht vieles für Totschlag«, meinte Hartman. »Vielleicht ist Wilhelm Jacobsson nur einer plötzlichen Eingebung gefolgt und zum Strandhäuschen gefahren. Dort überrascht er jemanden und wird selbst niedergeschlagen. Andererseits: Wer würde in eine Strandhütte einbrechen wollen? Da kann nicht viel zu holen sein.«
    »Vielleicht hatte er sich auch mit jemandem verabredet. Ein kurzes Treffen«, schlug Arvidsson vor.
    Trygvesson setzte sich wieder an den Tisch. Ein dunkler Schweißfleck breitete sich auf seinem Rücken aus. Er fühlte sich zittrig. Seine Gedanken hätten am liebsten das Zimmer und die laufende Ermittlung verlassen. Lillemor war in dieser Nacht gegangen. Als er um Mitternacht aufwachte, war sie fort. Wo sie jetzt wohl steckte?
    »Die Vermutung, daß Jacobsson einen unbekannten Anhalter mitgenommen hat, können wir wohl fallen lassen. Diese Theorie funktioniert nicht, wenn er im Strandhäuschen ermordet wurde«, sagte Maria. Sie merkte, daß sie auf dem Daumennagel kaute, eine alte Unart, die sich oft bemerkbar machte, wenn die Gegenwart zu komplex wurde. »Vielleicht sollte man zuerst in der Familie und im engsten Bekanntenkreis suchen. Ich bin derselben Ansicht wie Hartman: Wenn es eine unbekannte Person ist, die aus dem Moment heraus Gewalt ausgeübt hat, dann werden wir sie wohl kaum finden. Die Frage ist nur, ob ein Außenstehender diese Sorgfalt darauf verwenden würde, die Leiche zu verstecken. In gewisser Weise ist Wilhelm Jacobsson doch wie ein eisenzeitlicher Häuptling bestattet worden.«
    »Wie machen wir weiter?« Trygvesson stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf auf die Hände. »Arvidsson und Ek, Sie sollten die nächsten Nachbarn befragen. Das wird leider mit Überstunden verbunden sein.«
    »Nach zehn

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