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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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als auch der Mercedes standen auf dem Hof.
    In diesem Moment glitt die Küchentür an der Südseite auf.
    »Es sind doch immer die vornehmsten Gäste, die durch die Küche kommen. Treten Sie ein.« Henrik machte die Tür weit auf und ließ sie vorbei. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir wollten Ihnen ein paar Fragen über Wilhelm Jacobsson stellen. Können wir reinkommen?«
    »Das habe ich mir gedacht. Bitte sehr. Haben Sie schon zu Abend gegessen?« Ein angenehmer Duft von gebratenen Pilzen zog ihnen in die Nase. »Sie werden sicher ein Weilchen hier sein, dann ist es doch das beste, wenn Sie auch etwas essen. Es ist genug da. Das ist ein stolzer Parasolpilz, allein der Hut ist eine ganze Mahlzeit. Das Roggenbrot habe ich von Mona bekommen, weil ich ihr geholfen habe, ein Kalb auf die Welt zu ziehen. Haben Sie schon Gotlandsdricka probiert?«
    »Nein, aber ich lasse mich gern überreden«, sagte Arvidsson und sah sich in der großen Küche um.
    Anstelle von Gardinen waren die Fensterrahmen von Efeu umgeben, der Küchentisch war aus massiver Eiche ohne Tischtuch oder irgendwelchen anderen weiblichen Schmuck. Alles war einfach und funktional, vor allem die Zeitungsstapel auf den Stühlen: Zeitungsarchiv und Kissen in einem, und wenn man kleckerte, mußte man nur umblättern.
    »Es duftet unglaublich gut«, sagte Ek, der jeden, der ein paar Würstchen braten und deren Färbung einigermaßen im Rahmen halten konnte, für ein Wunder an Häuslichkeit hielt. Henrik deckte Gläser und Teller auf, während er das Schreckliche, was geschehen war, bedauerte.
    »Was soll nur aus Mona werden? Wie soll sie das alles allein schaffen?« meinte Henrik. »Ich habe ihr versprochen, daß ich im Stall helfen werde, während Sie hier sind und ermitteln. Aber dann … ich glaube ja nicht, daß einer der Söhne den Hof übernehmen wird.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie in derselben Landwehrgruppe wie Wilhelm, aber diesmal sind Sie nicht mit zur Feldübung gefahren«, stellt Arvidsson fest.
    »Nein, ich hatte die Baustelle auf der Straße in Tofta, die kann nicht warten. Dort wird eine Drainage gelegt, sie haben es ja selbst gesehen. Ich habe viel zuviel zu tun und sollte eigentlich jemanden anstellen, aber Sie wissen ja, wie das ist. All der Papierkram, dabei ist es nicht mal sicher, daß man auch Zeit spart, wenn man eine Menge zusätzlicher Formulare ausfüllen und mit dem Arbeitsamt verhandeln muß.«
    »Wann haben Sie Wilhelm zum letzten Mal gesehen?« fragte Ek und griff zum Buttermesser.
    »Ich habe mir schon gedacht, daß Sie das fragen würden, und deshalb habe ich nachgedacht. Das war an dem Abend, bevor er aufs Festland gefahren ist. Wir sind uns unten am Fischereianleger begegnet. Er wollte gerade mit dem Boot rausfahren, als ich an Land ging. Er hustete schrecklich und hat ausgespuckt. Ich glaube sogar, daß er blutigen Auswurf hatte, auf dem Steg waren Blutflecken. Wir haben nicht miteinander gesprochen. Das tun wir nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt.«
    »Warum?«
    »Ich habe ihn mal auf dem Plumpsklo eingesperrt, als er besoffen war und gerade nach Hause gehen und seine Frau vertrimmen wollte. Das ist jetzt zehn Jahre her, aber er ist nachtragend. Was ihm am meisten zu schaffen machte, war, daß Mona nicht nach ihm gesucht hat, als er da saß. Er weinte wie ein kleiner Junge, weil sie sich nicht mehr um ihn scherte. So, jetzt können sie die Gotlandsdricka probieren. Ich habe sie selbst gebraut, ist gar nicht so schlecht.« Ein stolzes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des korpulenten Baggerfahrers aus.
    »Und wissen Sie was«, fuhr er fort, nachdem Ek einen Schluck genommen und das Gesicht verzogen hatte. »Er war so beunruhigt, daß er, nachdem ich ihn wieder aus dem Klo gelassen hatte, auf die Wiese marschierte, um Mona ein paar Blumen zu pflücken. Das Ganze wäre wahrscheinlich gut ausgegangen, wenn ich ihn nicht beim Blumenpflücken ertappt hätte. Als er mich bemerkte, warf er das Grünzeug in den Graben und stampfte darauf rum. Seitdem hat er nicht mehr mit mir geredet.«
    Henrik lachte laut und goß Arvidsson noch mehr von dem Getränk ein. Dann stellte er die Bratpfanne mit einem Berg von Pilzen mit der Tageszeitung als Unterlage direkt auf den Tisch.
    »Haben Sie an dem Morgen gehört, wie Wilhelm wegfuhr?«
    »Nein, ich war weit draußen auf der Weide und habe einen Viehzaun repariert, ehe ich zur Baustelle gefahren bin.« Henrik zog den Hemdärmel hoch und zeigte einen langen Kratzer

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