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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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müsste die Spur des Hondas die des Lieferwagens kreuzen.
Hat sie aber nicht.«
    »Das wird uns Schwester Beate erklären müssen«, sagte Christoph und
dankte dem Spurensicherer für seine Arbeit.
    Sie fanden Beate im Schwesternzimmer. Sie war damit beschäftigt,
Medikamente aus einer Plastikbox in einen abschließbaren Schrank zu sortieren,
und fuhr erschrocken in die Höhe, als Christoph sich räusperte. Sie sah
Christoph mit großen Augen an, die an ihm vorbeiwanderten, als würden sie in
seinem Rücken nach jemandem Ausschau halten.
    »Ich bin ohne Dr. Aufgänger gekommen«, sagte Christoph »Sie
müssen Ihren Vorgesetzten auch nicht um Rat fragen. Wann sind Sie heute Morgen
zum Dienst gekommen?«
    »Ich war so gegen halb neun hier«, antwortete Schwester Beate.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich bin kurz nach acht von zu Hause
weggefahren.«
    »Das würden Sie auch unterschreiben? Und Sie waren mit Ihrem eigenen
Wagen, dem Honda, unterwegs?«
    Sie nickte schwach.
    Warum log die Frau?, überlegte Christoph. Die Spurensicherung hatte
eindeutig etwas anderes erwiesen. Der Honda war nicht bewegt worden, zumindest
nicht zu den angegeben Zeiten.
    »Wie sind Sie mit Schwester Heike ausgekommen?«
    »Wir waren Kolleginnen. Gut«, sagte sie hastig. Es klang nicht
überzeugend.
    »Gab es Reibereien?« Christoph sah auf den halb eingeräumten
Medikamentenschrank. »Zum Beispiel über simple Fragestellungen: Wo bringe ich
welche Arznei unter?«
    »Heike hatte eine sehr forsche Art, ihre Vorstellungen durchsetzen
zu wollen.«
    »Und darüber ist es zum Streit gekommen?«
    »Streit würde ich es nicht nennen. Aber wir waren durchaus unterschiedlicher
Meinung. Manchmal.«
    »Und auf wessen Seite stand Schwester Elena?«
    »Die hat sich herausgehalten und gemacht, um was man sie gebeten
hat.«
    »Und wer hat bei diesen Meinungsverschiedenheiten geschlichtet?«
    »So weit sind wir nicht gegangen. Und letztlich entscheidet
Dr. Aufgänger. Er ist schließlich der Chef.«
    »Und der hat sich überwiegend für Ihre Ideen entschieden?«
    Beate bekam einen feuerroten Kopf. »So war das nicht«, stammelte sie
und schien sichtlich erleichtert, als Christoph den Raum verließ.
    Auf dem Flur stieß er mit Lütfü zusammen. »Im Speisesaal sitzt jetzt
einer der wichtigen Gäste«, wisperte der Hausmeister. Es klang nahezu
konspirativ.
    Der Raum war hell und freundlich eingerichtet, wenn er Christoph
auch an die Speisesäle in den Jugendherbergen erinnerte, die er während seiner
Schulzeit kennengelernt hatte. Ein paar Bottiche mit Pflanzen bildeten nur eine
mäßige Auflockerung des großen Raumes. Bis auf wenige Ausnahmen waren
Sechsertische angeordnet worden.
    Aus der Küche klangen das Geklapper von Geschirr und lautes
Stimmengewirr herüber. An einem Tisch am Fenster saß ein schlanker Mann. Das
schmale Gesicht mit der Adlernase wies scharf geschnittene Züge auf, als wäre
es aus Granit gemeißelt. Der Mann trug einen eleganten dunklen Anzug und trotz
der angenehmen sommerlichen Temperaturen einen schwarzen Rollkragenpullover. Am
Revers war ein dezentes goldenes Kreuz aufgesteckt.
    »Moin«, grüßte Christoph.
    Nach dem »Grüß Gott« des Mannes nahm Christoph ihm gegenüber Platz
und fragte rein rhetorisch: »Darf ich?« Dann stellte er sich vor.
    »Sind wegen des, äh … Ereignisses hier«, sagte der Mann. Es war
keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Herr …?«, fragte Christoph.
    »Ich bin der Geschäftsführer der Trägergesellschaft, die diese
Klinik betreibt«, erwiderte der Mann und fingerte eine Visitenkarte aus einer
der Innentaschen seines Sakkos.
    »Monsignore Dr. phil. Gotthold Kuslmair«, las Christoph.
    »Es ist schlimm, wenn so etwas passiert.« Dr. Kuslmair hatte
eine feste Stimme mit einer bayerischen Klangfärbung. »Gottes Wege sind für uns
Menschen nicht immer zu verstehen. Manchmal schmerzen sie.«
    »Ich möchte auf irdischem Weg klären, wer die Verantwortung für die
Tat trägt«, erwiderte Christoph.
    »Sicher. Neben dem himmlischen Richter«, dabei vollführte der
Monsignore einen gekonnten Augenaufschlag, »gibt es auch irdische. Und dem
Recht muss Genüge getan werden.« Dr. Kuslmair griff mit seinen tadellos
manikürten Fingern die Kaffeetasse, klemmte den Henkel zwischen Daumen und
Zeigefinger, schürzte die Lippen und trank aus der dickwandigen Tasse einen
Schluck Kaffee.
    »Man hat mich für die Nacht in einem Hotel in Bredstedt
untergebracht, ein Haus mit

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