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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ausgesprochen, nun … sagen wir einmal,
familiärer Atmosphäre.«
    Die Missbilligung der dem Monsignore unzureichend erscheinenden
Qualität des Hotels war deutlich herauszuhören, auch wenn er sie ausgesprochen
geschickt in seiner Ausführung verpackt hatte. »Deshalb nehme ich mein
Frühstück hier ein.« Er ließ sich durch Christophs Anwesenheit nicht irritieren
und biss von einem mit Schinken belegten Brötchen ab.
    »Wie lange waren Sie gestern anwesend?«
    Dr. Kuslmair musste nicht überlegen. »Ich bin gegen halb eins
in der Nacht aufgebrochen. Mein Fahrer hat mich kurz vor ein Uhr in meinem
Hotel abgesetzt.«
    »Ihr Fahrer … Der war die ganze Zeit anwesend und hat
mitgefeiert?«
    »Nein. Die Nacht war warm. Er hatte es sich im Wagen bequem gemacht.
Ich musste ihn wecken, als ich einstieg.«
    Dann fiel er als Zeuge aus, dachte Christoph.
    »Sie wollen wissen, wer noch da war? Ich habe zum Schluss noch mit
Zehntgraf, dem Husumer Bürgermeister, wie heißt er noch gleich …? Und dem
aufdringlichen Menschen von der Kreisverwaltung zusammengesessen. Der Architekt
war auch noch da.«
    »Und der Arzt?«
    »Der ist vorher gegangen. Hören Sie mal.« Dr. Kuslmair hatte
die Stimme leicht angehoben. »Ich führe kein Protokoll über solche Dinge.«
    »Für uns ist es von Bedeutung. Wir müssen uns ein Bild davon machen.
Waren die Krankenschwestern noch anwesend? Ist Ihnen irgendetwas im Laufe des
Abends, insbesondere im Hinblick auf die Frauen, aufgefallen?«
    Jetzt zeigte der Monsignore zwischen zwei Bissen ein spöttisches
Lächeln. »Sie fragen mich nicht im Ernst, ob ich die Frauen beobachtet habe?
Mir ist nur aufgefallen, dass dort welche bedient haben. Es mag sein, dass sie
zum Personal gehörten. Irgendwann im Laufe des Abends hat Zehntgraf das
Nachschenken übernommen. Das war keine schwierige Aufgabe, denn wir haben nicht
viel getrunken. Das ging alles sehr maßvoll zu. Der Schwerpunkt lag eindeutig
auf dem Gespräch.«
    »Über welche Themen haben Sie sich unterhalten?«
    Dr. Kuslmair verdrehte die Augen. Ihn schien die Unterhaltung
zu langweilen. »Über vieles. Alles war belanglos. Worüber soll man in der Runde
mit dieser Zusammensetzung auch geistvoll plaudern?«
    »Neben Ihrer Runde haben aber auch noch ein paar Handwerker bis zum
Ende durchgehalten.«
    »Im Unterschied zu uns haben die sehr intensiv dem Alkohol
zugesprochen. Die Gruppe stand abseits von uns. Ich habe nur den Lärm
wahrgenommen, der von ihr ausging. Nun fragen Sie mich nicht, wie viele
Personen das waren.«
    »Haben Sie den ganzen Abend mit den Herren Ihrer Runde verbracht?«
    »Um Himmels willen. So eine Veranstaltung ist doch keine statische
Angelegenheit. Sie gehen umher, reden mit diesem oder jenem. Dabei haben Sie
doch nicht immer alle Leute gleichzeitig im Auge. Warum auch?«
    »Waren Sie, zumindest zeitweilig, einmal allein unterwegs?«
    »Eine solche Frage erübrigt sich. Es gibt gewisse menschliche
Bedürfnisse. Und zwischendurch«, dabei rieb sich der Monsignore mit Zeige- und
Mittelfinger beider Hände die Schläfen, »habe ich mich für ein paar Minuten von
der Gesellschaft abgesondert. Ich bin ein paar Schritte in Richtung Deich
gelaufen.«
    »Haben Sie dabei jemanden getroffen?«
    »Ihren Mörder?« Erneut zeigte der Monsignore sein spöttisch
wirkendes Lächeln. »Nein. Der ist mir nicht begegnet. Ich sagte schon, ich
wollte ein wenig allein sein und den Rest meiner Zigarre in Ruhe genießen.«
    »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Das weiß ich doch nicht. Auf jeden Fall war es noch hell, obwohl
mein Fahrer im Auto saß und schlief. Doch. Jetzt fällt mir noch etwas ein. Auf
dem Weg zum Parkplatz ist mir eine der Frauen vom Personal begegnet, die mit
der rotblonden Kurzhaarfrisur.«
    »Schwester Heike«, sagte Christoph.
    »Mag sein. Ich begegne so vielen Leuten, da kann ich mir nicht alle
Namen merken.«
    »Die Frau ist das Mordopfer«, erklärte Christoph.
    »Ach. Das tut mir aber leid.«
    »Willi Zehntgraf ist hier der Leiter?«, wechselte Christoph das
Thema. Er hatte für einen Moment den Eindruck, dass Dr. Kuslmair dafür
dankbar war.
    »Zehntgraf ist der Verwaltungsleiter. Er ist für die administrativen
und organisatorischen Angelegenheiten vor Ort zuständig. Strategische und
grundsätzliche Dinge regeln wir zentral von Hildesheim aus. Dort ist der Sitz
der Sanitas Klinik GmbH, deren alleiniger Geschäftsführer ich bin. Wir haben im
Bistum Hildesheim die wirtschaftlichen Interessen gebündelt. Ich

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