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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Kindern bei den Schwiegereltern, Mazzomaid ist wie gesagt im Urlaub, irgendwo im Süden, wo es noch warm ist, und Minorelli hatte Bereitschaft.«
    »Urlaub ist kein Alibi, oder ist dieser Mazzomaid geflogen?«
    »Seine Sekretärin meinte, er wollte einfach mal ins Blaue fahren: ohne Ziel, ohne Stress, ohne Handy.«
    »Was hast du gesagt, wo Mazzomaid arbeitet: in Luxemburg?«, fragte Buhle nach.
    »Bei der Europäischen Investitionsbank.«
    Buhle blieb kurz stehen, um seinen Schuh zuzubinden. Er hatte das Gefühl, als ob ihm irgendetwas aus dem ausführlichen Bericht seines Kollegen hätte auffallen müssen. Er kam aber nicht drauf. Nachdem er wieder aufgeholt hatte, fragte er: »Und was wolltest du mir über die Glesener erzählen?«
    »Sie hat bei Monz angerufen und ihre Anschuldigungen relativiere, also zurückgenommen. Hat irgendwas von ›überreagiert% ›zu viel Kaffee‹ und einem vielleicht zu einladenden Dekolleté‹ gefaselt. Unser Präsident muss nach dem Telefonat total genervt gewesen sein. Vor allem hat er sich wohl geärgert, dass er dich jetzt nicht so einfach wieder in die Soko einbinden kann, nachdem er öffentlich deine Rückkehr zu anderen wichtigen Aufgaben bekannt gegeben hat. Aber vielleicht lass ich dich ja doch noch bei mir mitarbeiten.« Bei den letzten Worten grinste Gerhardts übers ganze Gesicht und zog sich vorsorglich aus Buhles Reichweite zurück.
    »Diese Zicke. Das war doch ein abgekartetes Spiel.«
    »Ich denke, das ist jetzt allen klar.«
    »Vielleicht sind wir der Glesener noch mal dankbar. Ohne sie wäre ich nie nach Hamburg gefahren, und wir hätten wahrscheinlich erst später oder womöglich gar nicht diese Liste von Marion Reens bekommen.«
    »Ach, du warst in Hamburg? Davon weiß ich ja gar nichts.« Noch einmal musste Paul Gerhardts grinsen, und diesmal tat es ihm sein Freund und Kollege gleich.
    Als sie den Parkplatz erreichten, war es stockduster. Das Auto der Joggerin war weg, sonst hatte sich nichts verändert. Buhle hielt Gerhardts kurz am Ärmel fest, als er direkt zu seinem Wagen gehen wollte. Überrascht drehte Gerhardts sich zu ihm um.
    »Übrigens, Paul, vielen Dank für alles, was du in den letzten Jahren für mich getan hast. Es ist Zeit, das mal zu sagen. Gib das bitte auch an Sabine weiter.«
    Gerhardts legte eine Hand auf seine Schulter. »Schön, dass du das sagst. Ich gebe es Sabine gerne weiter. Bis morgen, mein Freund.«
    »Bis morgen.«

20
    Trier – Luxemburg; Freitag, 12. November
    Christian Buhle blieb fünfzig Meter vor dem hässlichsten Behördengebäude Triers stehen und betrachtete die gläserne Eingangstür, die brüchige Fassade und die fast trostlose Umgebung. Drei Tage, nicht mehr als ein verlängertes Wochenende, und es kam ihm wie ein halbes Leben vor, seit er das Gebäude das letzte Mal betreten hatte. Drei Tage, in denen so viel mit ihm passiert war.
    Er überlegte, was ihn gleich erwarten würde. Der Fall hatte deutlich an Fahrt gewonnen. Das Opfer hatte jetzt einen Namen. Endlich war ein mögliches Motiv greifbar. Es gab eine neue Richtung für ihre Ermittlungen. Doch, das musste er sich eingestehen, es gab immer noch eine sehr eindeutige Beweislage gegen Thomas Steyn. Er war gestern noch telefonisch von Großmann gebeten worden, seinen Überstundenabbau doch wieder zu verschieben. Wie würde sein Chef reagieren, wenn er mit diesen vagen Ideen weiter in andere Richtungen ermitteln wollte? Doch sollten sie ihn wieder bei der Soko zulassen, würde er natürlich einsteigen, egal in welcher Funktion.
    Aber war es auch egal, als welcher Mensch? Er hatte gestern nach dem Treffen mit Paul Gerhardts noch lange im Wohnzimmer gesessen; nur gesessen und nachgedacht. War in Gedanken die letzten Tage, Monate und Jahre zurückgewandert und schließlich im Jahr 1987 gelandet, an jenem kalten Tag im Februar. Er hatte immer versucht, diesen Tag zu verdrängen, sich durch Nichtbeachtung zu schützen, und war damit gescheitert. Gestern hatte er den Tag noch einmal durchlebt, ihn nicht hinterfragt, ihn nicht verflucht, ihn nicht sich selbst oder, wie in Hamburg, anderen geschildert. Er hatte ihn durchlebt wie vor dreiundzwanzig Jahren. Als die Nachbarin an der Wohnungstür geklopft und nachgefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, hatte er sie durch die geschlossene Tür hindurch beruhigt, ihr für ihre Fürsorge gedankt und sich anschließend Rotz und Tränen aus dem Gesicht gewaschen.
    Dann hatte er sich wieder in seinen Sessel gesetzt und sein Gefühl zu

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