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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Hoffnungsschimmer, der gestern an der Alster geboren worden war und nach dem Telefonat jetzt ein wenig heller leuchtete.
    Wieder klingelte das Telefon. »Hallo, hier ist Paul. Hast du Zeit?«
    »Was meinst du, was ich hier mache: Ich warte auf deinen Anruf. Was gibt’s?«
    »Lass uns das persönlich bereden. Kannst du in einer Viertelstunde oben am Stadtwald sein? Kennst du den Parkplatz, bevor es hoch zum Weisshaus geht?«
    »Ich denke schon.« »Okay, bis gleich.«
    Buhle fuhr zu schnell die Bitburger Straße hoch. Beinnahe hätte er deshalb die Abfahrt zur Fachhochschule Schneidershof verpasst. Zwei Minuten später bog er auf den Parkplatz zu Beginn des Falschen Biewertals ein, der an einem schönen Sonntag manchmal nur einen Teil der Erholungssuchenden aus der Stadt aufnehmen konnte. An diesem kühlen Donnerstagnachmittag bemerkte er jedoch nur eine Frau mit Läuferinnenfigur, die sich gerade mit ihrem Labrador auf den Weg machte. Neben ihrem Corolla-Kombi sah er noch zwei weitere Autos: einen roten Corsa und den Dienstwagen von Paul Gerhardts; beide waren leer. Er stellte den Wagen ab, machte das Licht aus und tauchte hinter dem Lenkrad unter. Nach drei Minuten absoluter Ruhe trommelte es auf sein Autodach, Gerhardts schaute durch das Seitenfenster auf ihn herab und öffnete die Fahrertür.
    »Es scheint uns keiner auf den Fersen zu sein. Komm, lass uns durch den Wald gehen, solange wir noch was sehen.«
    Buhle stieg aus und folgte Gerhardts. Das Trierer Moseltal war am Prallhang von hohen roten Buntsandsteinfelsen begrenzt. Hier oben gab es neben der Fachhochschule einen alten Sportplatz, ein Wildgehege, eine Laubenkolonie und ein Restaurant, das am Rand der Felsen über der Stadt thronte. Vom Parkplatz führte ein Fußweg dort hinauf.
    Sie sprachen kein Wort. Erst als sie sich sicher sein konnten, dass sie allein waren, wurden ihre Schritte und anschließend auch ihr Atem langsamer.
    »Der neue Leiter hat der Soko so richtig auf die Sprünge geholfen. … Aua, war doch nur ein Scherz. Also: Zu wem willst du als Erstes etwas hören? Zu Steyns Mitschülern, zur Toten oder zu Madame Glesener?«
    »Fang mit der Toten an.«
    »Gut. Ich war heute Morgen nach dem Besuch bei dir kaum wieder in der 2KI, da stand ein seriös wirkender Mittfünfziger bei mir im Zimmer. Er hätte lange mit sich gerungen, entschuldigte er sich. Wie das halt so ist bei den gut situierten Familienvätern. Auf jeden Fall meinte er, die Tote schon einmal gesehen zu haben: auf einem Straßenstrich in Verviers. Ob er selbst mit ihr Kontakt gehabt hatte, damit wollte er nicht rausrücken. Die belgischen Kollegen haben in den einschlägigen Kreisen recherchiert und tatsächlich eine Prostituierte gefunden, die die Tote auf einem Foto erkannte. Sie soll Elena Voiculescu heißen, aus der Nähe von Temeswar, aus dem Osten Rumäniens, kommen und war wohl erst seit fünf Monaten in Belgien.«
    Gerhardts hob den Zeigefinger, als ob er damit unnötigerweise Buhles Aufmerksamkeit für das Folgende steigern wollte.
    »Die Zeugin berichtete, dass Elena Voiculescu von einem Deutschen häufiger tageweise gebucht worden sei. Er hatte mit ihr Fahrten in größere Städte unternommen. Elena sei von den guten Manieren des Mannes angetan gewesen. Von der letzten Fahrt sei sie nicht mehr zurückgekommen. Ihr Zuhälter wäre schier ausgerastet und hätte nach ihr gesucht. Nach ein paar Tagen hatte er dann erzählt, dass die Sache erledigt sei. Alle dachten, er hätte Elena erwischt und ihr was angetan. Den belgischen Kollegen hat er aber für die Tatzeit ein Alibi nennen können, das offensichtlich stimmig ist.«
    »Habt ihr Rückmeldung aus Rumänien?«
    »Nein, noch nicht. Nur den ersten Hinweis, dass keine Frau mit diesem Namen als vermisst gemeldet ist. Es gibt immer wieder diese bedauernswerten Geschöpfe, die keiner vermisst oder vermissen will.«
    »Gibt es einen Hinweis, wer der Mann ist, mit dem das Opfer Städtereisen unternommen hat?«
    »Ja, Elena nannte ihn ›Tom‹.«
    »Ach.« Buhle zog die Augenbrauen in die Höhe. »Hat die Zeugin diesen Tom auch gesehen, konnte sie ihn beschreiben?«
    »Leider nur einmal, von Weitem und von hinten. Demnach handelt es sich um einen nicht sehr großen sportlichen Mann, dunkle Haare, elegante Kleidung.«
    Buhle schwieg. Diese Beschreibung traf durchaus auf Thomas Steyn zu.
    »Du denkst das Gleiche wie ich, stimmt’s? Er könnte es sein«, sagte Gerhardts.
    »Oder jemand, der die Spur auf ihn lenken will.«
    »Oder

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