Tod im Moseltal
war ein Problem. Ob es zu seiner Überführung ausreichte, wusste er nicht. Sie würden ihn auf jeden Fall am Haken haben. Hatte er noch mehr Fehler gemacht: Spuren, Kleidung, Notebooks, Autos? Sogar das Wohnmobil hatte er zwischenzeitlich bewegt, um Zeugen für seinen angeblichen Aufenthalt in Südfrankreich zu haben.
Es war an der Zeit, die Computer unschädlich zu machen. Vielleicht konnten Spezialisten die Kommunikation zwischen der angeblichen Marion Spiegelrodt und dem Schwein doch nachvollziehen, wenn sie die Notebooks hatten. Das würde er gleich als Erstes tun, und dann würde er nach Marseille fahren, das Wohnmobil holen. Sie hatten nicht wirklich etwas gegen ihn in der Hand. Ein paar Indizien, ja, aber gegen das Schwein gab es Beweise. Er war in Südfrankreich gewesen. Die Zeit, in der das Wohnmobil stand, war er wandern gewesen, hatte sich ein kleineres Auto gemietet, war rumgefahren. Das Notebook des Schweins würde er verschwinden lassen, seine eigene Festplatte tauschen; war ausgerechnet im Urlaub kaputtgegangen. Konnte passieren. Es gab keine Beweise: hier nicht, im Büro nicht, in seiner Wohnung …
Diese eine Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Das war nicht wiedergutzumachen; er hatte keine Chance mehr. Nachdem der Druck der Magensäure nachgelassen hatte, ging er zum Wagen und fuhr fünf Stunden ohne Pause. Erst als er wieder tanken musste, machte er eine kleine Rast. Fünf Stunden hatte er überlegt, hatte sich verflucht, die Möglichkeiten abgewogen, gedreht und gewendet. Es hatte nichts genutzt. Er fuhr weiter in Richtung Marseille. Ihm blieb keine andere Wahl, als zu verschwinden. Am besten für immer.
25
Trier – Luxemburg; Montag, 15. November
Die Beantragung des Haftprüfungstermins ging um acht Uhr zwei bei der Staatsanwaltschaft Trier ein. Klaus Menzel hatte am Sonntagnachmittag bei der Kriminalpolizei noch um Einsicht der jüngsten Ermittlungsakten gebeten, sich dann aber mit einer Unterredung mit dem Leiter der Sonderkommission und der Staatsanwältin zufriedengegeben. Aus ihr ging hervor, dass gegenüber seinem Mandanten Thomas Steyn kein dringender Tatverdacht mehr bestehe. Gerhardts betonte allerdings noch einmal, dass die zum Teil erdrückenden Indizien gegen Steyn bislang noch nicht widerlegt seien. Lediglich die Tatsache, dass mit dem Fund der zweiten Toten die von Steyn von Anfang an vorgebrachte Darstellung der Ereignisse in Avelsbach möglich erschienen, würde ihn derzeit entlasten. Noch vor dem Mittag fand die mündliche Anhörung vor dem Ermittlungsrichter statt.
Um elf Uhr dreiundfünfzig war Thomas Steyn wieder frei.
Die Soko Domäne traf sich vollzählig um acht Uhr dreißig. Tard brachte eine Neuigkeit ein: Das Parkhotel hatte auf den Rundruf bezüglich auffälliger Gäste reagiert. Ein Mann, der ursprünglich von vergangenem Mittwoch bis Montag gebucht hatte, war die Nächte zwischen Freitag und Sonntag offenbar nicht in seinem Zimmer gewesen. Sonntagmittag war er in einem recht desolaten Zustand erschienen und ohne Angabe von Gründen abgereist. Bezahlt hatte er in bar.
»Und was glaubt ihr, wer da eingecheckt hatte?« Tard schaute in teils genervte Gesichter, weil die Kollegen die Antwort als selbstverständlich erachteten.
Schließlich erbarmte sich Reuter: »Lass mich raten, du Quizmaster: Dennniiiiiiiiiiis Mazzomaiiiiid.« Er ahmte dabei die nervigen Box-Moderatoren nach. Doch das genüssliche Grinsen seines Kollegen ließ seine Miene skeptisch werden.
»Falsch. Klaus-Hermaaaann Pöliiig.«
Nach einem kurzen Moment des überraschten Schweigens reagierte Gerhardts als Erster. »Damit habe ich jetzt zwar nicht gerechnet, aber es dürfte doch klar sein, dass auch hinter diesem Namen unser Verdächtiger steckt.« Sie beschlossen, dass Tard mit Nicole Huth-Balzer nach der Teamsitzung zum Hotel fahren sollte, um anhand der Fotos festzustellen, ob es sich tatsächlich um Dennis Mazzomaid gehandelt hatte. Danach sollten die beiden prüfen, ob Mazzomaid noch anderweitig unter dem Namen des verstorbenen ehemaligen Mitschülers agiert hatte.
Gerhardts und Buhle wollten nach dem Haftprüfungstermin noch einmal den dann wohl freien Thomas Steyn vernehmen, diesmal als Zeugen. Außerdem mussten sie sich Gedanken machen, wie sie Steyn vor möglichen Nachstellungen von Mazzomaid schützen konnten. Reuter und Steffen fuhren direkt nach Luxemburg zu den Kollegen der Police Grand-Ducale.
*
Dennis Mazzomaid schien ein pedantisch ordentlicher Mensch zu sein. In seiner
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