Tod im Moseltal
DNA mit dem Erbgut eines bislang nicht identifizierten Haares von der Wohnzimmercouch der Steyns. Außerdem fanden sich in ihrer Wohnung mit Slip, Bluse und Rock drei Kleidungsstücke, die identisch mit denen der toten Elena Voiculescu waren. Somit ließ sich die Beweiskette zur Lockvogelrolle von Isabelle Girardot weiter vervollständigen.
Schwieriger erwiesen sich die Ermittlungen bei Dennis Mazzomaid. Aber auch hier verdichteten sich die Indizien. Zwei der Bediensteten im Parkhotel identifizierten ihn auf dem Fahndungsfoto übereinstimmend als den angeblichen Klaus-Hermann Pölig, der bei ihnen abgestiegen war. Sie fügten jedoch an, dass er auf dem Foto wesentlich jünger aussehe und sich mit längeren Haaren und Schnurrbart auch sonst deutlich verändert habe. Die durchdringenden grünen Augen und das markante Gesicht hätten sie jedoch ihrer Sache sicher gemacht.
Schließlich ergab die erweiterte Fahndung und Analyse der genutzten Leihwagen, dass ein Klaus-Hermann Pölig über das Allerheiligenwochenende in Saarbrücken einen Audi geliehen hatte, der in Typ und Farbe genau dem Fahrzeug der Familie Steyn entsprach. Der Nachbar hatte in der Mordnacht also wohl das von Mazzomaid gemietete Auto vor dem Steyn’sehen Anwesen gesehen. Außerdem konnten nicht nur die von Pauline Joubert erfassten Besuchszeiten von Mazzomaid in der Wohnung von Isabelle Girardot in hundertprozentige Korrelation zu Mietterminen von Mazzomaid bei diversen Autoverleihern gebracht werden: Weitere Übereinstimmung gab es mit dem Tag, an dem die Kleidung für die beiden Opfer gekauft worden war.
In der Europäischen Investitionsbank hatte man sich zunächst von den polizeilichen Ermittlungen überrascht und empört gezeigt. Dabei stand zweifelsohne die Sorge um den guten Ruf der Organisation im Vordergrund, weniger die um einen ihrer Mitarbeiter. Dem Abteilungsleiter und Vorgesetzten von Mazzomaid war allerdings der Mord im Hause Steyn bekannt. Da sich die EIB in umfangreichen Geschäften mit Philipp von Steyn befand, wurde die Meldung über die Verhaftung seines Sohnes als Hauptverdächtigem hier mit großer Sorge zur Kenntnis genommen. In diesem Zusammenhang fiel es Buhle wieder ein, wann er von der EIB das erste Mal gehört hatte: am Rande der ersten Vernehmung von Philipp und Juliette von Steyn. Der Abteilungsleiter konnte sich zudem an eine schwierige Sitzung Mitte März erinnern, bei der Mazzomaid in übersteigertem Maße die Unseriosität des Projekts von Philipp von Steyn hatte nachweisen wollen und dabei vom offensichtlich gut vorbereiteten Kunden regelrecht vorgeführt worden war. Das hatte den Abteilungsleiter damals gewundert, weil er seinen Mitarbeiter als hervorragenden Fachmann und Strategen schätzen gelernt hatte.
Die Auswertung der Dateien auf der externen Festplatte brachte weitreichende neue Erkenntnisse. Auf dem Datenträger befand sich ein regelrechtes Dossier über Uwe Seckerath, den Sohn von Thomas Steyns Chef. Seckerath junior war demnach spielsüchtig und befürchtete, von Thomas Steyn als Betriebsnachfolger ausgebootet zu werden.
Die Kriminalbeamten mutmaßten, dass Uwe Seckerath seine Felle davonschwimmen sah. Das war die Chance für Mazzomaid, einen Deal mit ihm einzufädeln: Er bekam von Seckerath junior interne Informationen über Thomas Steyn, dafür versprach Mazzomaid, Steyn öffentlich zu demontieren. Auf diesem Weg erfuhr Dennis Mazzomaid von Steyns regelmäßig gewordenen außerehelichen Aktivitäten in der »1001 Nacht«-Bar in Algier und gelangte mit genügend Kapitaleinsatz an entsprechendes Fotomaterial.
Auch über das hinter vorgehaltener Hand viel diskutierte Geheimprojekt, das Thomas Steyn verfolgte, wurde Mazzomaid von Uwe Seckerath unterrichtet. Auf der Fläche eines in der Südeifel geplanten Megasteinbruchs wollte Steyn einen ebenso gigantischen Park für regenerative Energien errichten lassen. Das Interesse Mazzomaids an diesem Vorhaben bestand ausschließlich darin, öffentlichkeitswirksam einen weiteren Keil zwischen Thomas Steyn und seinen bislang nicht involvierten Arbeitgeber sowie seinen in diesem Marktsegment konkurrierenden Vater zu treiben. Das internationale Ermittlerteam fand einen bereits vorformulierten Text, der anscheinend an die Zeitungen verschickt werden sollte.
Allen Kriminalbeamten, die sich in der Section de Recherche zusammengefunden hatten, war klar, dass ihre Suche nach Mazzomaid die Suche nach dem zweifachen Mörder bedeutete. Die schnell zunehmende
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