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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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ein, wenn Sie uns wertvolle Hinweise zu den Ermittlungen geben können. Ich befürchte nur, Sie werden sich auf Ihren Informantenschutz zurückziehen, n’est-ce pas?«
    Als Antwort erhielt der Polizeipräsident lediglich ein überhebliches Grinsen des LëtzTalk-Redakteurs. Dafür schien Rüdiger Lehnert vom Trierischen Volksfreund jetzt der Kragen zu platzen.
    »Herr Monz, ich muss Sie sehr bitten, sich nicht auf diese herablassende Art über Grundsätze des Medienrechts zu äußern. Was hier mittlerweile mehr als deutlich wird, ist doch, dass offensichtlich einzelne Medienvertreter über Informationen verfügen, die zumindest von offizieller Seite nicht an die Presse weitergegeben wurden. Und das lässt eigentlich nur zwei Rückschlüsse zu: Entweder werden einzelne Kollegen inoffiziell mit Informationen versorgt, was wir bis heute in Trier so noch nicht hatten. Oder und vielleicht wahrscheinlicher: Es gibt undichte Stellen in Ihrem Haus.«
    Trotz der Verbalattacke reagierte Monz auffallend gelassen. »Herr Lehnert, nun enttäuschen Sie mich aber. Ziehen Sie wirklich diese Rückschlüsse aus allenfalls halbwegs stimmigen Mutmaßungen Ihrer Kollegen? Dann müssten Sie mich ja auch für einen Begünstigten Petrus’ halten, wenn ich mal einen Wetterumschwung richtig vorhersage. Es gibt einfach Zeitungen, die weniger seriös mit solchen Rückschlüssen umgehen, als es der Trierische Volksfreund tut. Dafür, dass Informationen aus unserem Hause gezielt an die Öffentlichkeit lanciert werden, gibt es keinen Anhaltspunkt, und ich persönlich schließe dies auch aus. Zu den eben vorgetragenen Andeutungen Ihres Kollegen aus Luxemburg kann ich nur sagen, dass es für uns keine relevanten Hinweise bezüglich sexueller Handlungen des Verdächtigen gibt. Aber Sie können sich sicher sein, dass wir auch in diese Richtung ermitteln.
    Doch wenn sich dabei Hinweise ergeben sollten, handelt es sich um Erkenntnisse, die Staatsanwaltschaft und Richter vorgelegt werden und nicht den Medien, das dürfte Ihnen klar sein. Und dass wir öffentlich nicht über familiäre Angelegenheiten konferieren, ist selbstverständlich.«
    An Luc Toudoux gewandt schloss Monz ab: »Sparen Sie sich also in Zukunft solche Fragen, Herr Todoux, denn Sie werden von uns dazu nie, und das gilt auch für alle anderen, nie eine Stellungnahme erhalten.«
    Im Sitzungssaal kam leichtes Gemurmel auf. Die deutlichen Worte schienen einigen Medienvertretern zwar nicht zu passen, aber offensichtlich bestand kein weiterer Diskussionsbedarf. Buhle schaute zum Polizeipräsidenten und war beeindruckt von dessen souveräner Art. Gleiches spiegelte sich auch in dem schmalen Lächeln der Staatsanwältin wider.
    »So«, Hubert Monz erhob noch einmal die Stimme, »am Ausgang liegen einige Exemplare der ausführlichen Presseerklärung, und wenn Sie auf der nebenstehenden Liste Ihre E-Mail-Adresse hinterlassen, gehen Ihnen der Text und die Fahndungsfotos des Opfers direkt zu. Ansonsten versenden wir die Unterlagen an die zentralen Kontaktadressen Ihrer Redaktionen. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, und Sie können davon ausgehen, dass eine weitere Pressekonferenz Ende der Woche angesetzt werden wird, wenn erwartungsgemäß weitere wichtige Untersuchungsergebnisse vorliegen. Wir wollen und werden Sie auf dem Laufenden halten. Vielen Dank.«
    Während sich die Versammlung auflöste, beobachtete Buhle die Journalisten. Die meisten diskutierten noch über die kurze Kontroverse zwischen Lehnert und Monz, schienen aber nicht wirklich von einem Fehlverhalten der Polizei auszugehen. Er bemerkte, wie Robin Flieger von der MoZ, der sich während der Konferenz überraschenderweise nicht zu Wort gemeldet hatte, Luc Toudoux zu folgen versuchte, dies dann aber doch unterließ und ihm nur argwöhnische Blicke hinterherwarf. Das sah für Buhle nicht nach einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit der beiden aus. Sollten sie tatsächlich illegal Informationen bekommen haben, und das durfte er nach wie vor nicht vollständig ausschließen, mussten diese einzeln weitergegeben worden sein. Das mochten zwei Informanten sein oder einer, der doppelt abkassierte. Beides hielt Buhle im Kollegenkreis für unrealistisch.

9
    Berdorf; Dienstag, 2. November
    Es war windig auf dem Felsplateau des Adlerhorsts. Marie schlug den Kragen ihrer Fleecejacke hoch und schob die Daumen in die Ösen, um die Ärmel weit nach unten zu ziehen. Es war ein klarer, aber kalter Morgen gewesen, und sie hatte sich von

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