Tod im Moseltal
bester Freund, sonst nichts.« Beim letzten Satz sah sie Buhle direkt in die Augen. »Na, glauben Sie mir, Herr Detektiv?«
Buhle hielt dem Blick stand. »Sie umarmen sich vor der Haustür, Sie geben zu, in seinem Bett zu schlafen, und ich soll Ihnen glauben, dass er lediglich Ihr bester Freund ist?«
»Genau, Herr Kommissar. Glauben Sie mir?«
Sie wusste, dass sie Buhle mit dieser Frage herausforderte. Und sie hatte keine Lust, ihm bei der Antwort weiterzuhelfen. Er blickte auf das Bild und dann wieder auf sie.
»Ja.« Es kam ein wenig gedehnt, doch dann fuhr er zügig fort: »Ja, ich glaube Ihnen. Aber das wird nicht jeder tun. Sie haben doch sicher einen einleuchtenden Beweis für den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussage.«
»Ja, aber das müssen Sie schon selbst herausfinden.« Wenn er ihr das abnahm, schien er ihr wirklich zu trauen, würde er ihr vielleicht wirklich helfen. Marie lächelte ein wenig verloren. Buhle erwiderte das Lächeln.
Die Soko Domäne traf sich um siebzehn Uhr. Nachdem der Tag mit der unsäglichen Flugblattaktion bereits turbulent begonnen hatte, wurde er auch später nicht weniger ereignisreich. Die Ermittlungsakten füllten sich an diesem Donnerstag beträchtlich.
Der Fund der Flugblätter hatte Nicole Huth-Balzer und Gerhardts bis in den Nachmittag hinein beschäftigt. Das Ergebnis war ernüchternd: Es gab keine Anhaltspunkte, dass Kinder oder Jugendliche der Schule an der Tat beteiligt waren. Dadurch wurde es zwar wahrscheinlicher, dass ein Außenstehender die Flugblätter ausgelegt hatte, aber ein Beweis war es noch lange nicht. Recht genau wussten sie jetzt dagegen, wie die Tat durchgeführt worden war. Jedes der drei Päckchen war mit der Aufschrift »Aufmachen!!!« an Stellen abgelegt worden, an denen sich morgens bereits viele Schüler aufhielten. Der Aufforderung waren die Schüler dann naturgemäß schnell gefolgt.
Gegen Mittag waren endlich die ersten Ergebnisse der DNA-Analysen eingetroffen. Als Buhle sie vorgelegt bekam, waren es zwar alles Bestätigungen ihrer naheliegenden Vermutungen. Aber das Gefühl der Erleichterung wollte sich bei ihm nicht einstellen. Er fasste die Fakten für die Kollegen zusammen: »Alle Spermaspuren am Tatort konnten eindeutig Thomas Steyn zugeordnet werden. Die Haare auf der Toten sowie die Hautpartikel unter ihren Fingernägeln stammten ebenfalls vom Verdächtigen. Auch unsere Vermutung, dass die Fremdhaare im Genitalbereich Steyns, die unsere Kriminaltechniker bei seiner Verhaftung gesichert haben, von der Toten stammten, wurde bestätigt. Schließlich besteht auch keine Unklarheit mehr über die Tatwaffe: Die Blutspuren am Fleischermesser in der Küche stammten vom Opfer, genauso wie die im Spülbecken und am Spüllappen. Damit haben sich also die Verdachtsmomente gegen Steyn erheblich erhärtet, wie es scheint.«
»Du bist noch immer nicht richtig überzeugt, was?« Steffen war offenbar froh, dass sich seine etwas forsch herausposaunten Vermutungen zu bestätigen schienen. Er berichtete von seinen Ermittlungen bei der S.I.T.T., der Seckerath-Inverter-Technic-Trier. Das Verhältnis der Mitarbeiter zu Thomas Steyn war sehr unterschiedlich. Neben dem Firmeninhaber gab es nur wenige Kollegen und ein paar mehr Kolleginnen, die Steyn mochten. Viele respektierten ihn als fähigen leitenden Angestellten, ohne ihn jedoch näher kennenlernen zu wollen. Eine Reihe der Akademiker sah in Steyn einen Konkurrenten, der sich gegenüber dem Seniorchef nur gut verkaufen konnte und deshalb zu Unrecht diese gute Position im Betrieb innehatte. Auch Kollegen in der erweiterten Führungsebene waren misstrauisch; bei ihnen war in der letzten Zeit der Eindruck entstanden, Steyn plane Projekte an der Firmenleitung vorbei.
»Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um die Projektstudie für einen Energiepark in der Südeifel handelt, die wir auf seinem PC gefunden haben. Des Weiteren gab es noch die Betriebsangehörigen, die die feinen Herren Ingenieure sowieso mit Argwohn betrachteten, sie für hochnäsig hielten und ihnen das unglaublich viele Geld, das sie jeden Monat scheffelten, missgönnten.«
Wirklich interessant fand Steffen die Haltung von Uwe Seckerath, dem Sohn des Firmengründers. Er hielt sich zwar merklich zurück, jedenfalls schien er das zu glauben, doch es war offensichtlich, dass er Thomas Steyn nicht ausstehen konnte. Er hielt ihn für überheblich, fachlich überbewertet und unkooperativ. Vor allem aber schien ihm das gute Verhältnis von Steyn zu
Weitere Kostenlose Bücher