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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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sie vorsichtig auf und horchte in das Zimmer. Kein Laut war zu vernehmen. Er sah sich um. Der Raum glich einem Wohnzimmer mit Sitzecke, Tisch, Kommode, Fernseher. Die geschmackvolle Einrichtung hätte er dem Hotel nicht zugetraut. Alles war modern, aufeinander abgestimmt, nicht spartanisch, aber auch nicht überladen.
    Rechts neben der Tür war in einer Nische die Garderobe untergebracht. Sie war leer. Er stellte seinen Trolley ab, hängte die Jacke auf und ging in die Mitte des Raums. Erleichtert maß er die Länge des Sofas. Es würde für ihn reichen. Der unschlüssige Blick zum Fenster brachte ihm nur die Erkenntnis, dass es draußen mittlerweile dunkel war und sein Spiegelbild nicht den frischesten Eindruck machte. Er trat an die Fensterscheibe und schirmte das Licht der Deckenlampe mit der Hand ab. Er erahnte einen Garten an der Rückseite des Hotels mit einigen großen Laubbäumen, die einen Sichtschutz zu der weiter hinten anschließenden Häuserzeile bildeten.
    Er verharrte an der Scheibe, bis er alles gesehen hatte, was er in der Dunkelheit zu erkennen vermochte. Schließlich löste er sich von dem kühlen Glas und sah zur Tür, die ins Schlafzimmer führen musste. Sie war geschlossen.
    Er machte eine weitere Runde durch das Zimmer. Inspizierte die Schubladen, öffnete die Türen der Sideboards, registrierte die Vielzahl an Fernsehprogrammen, stöberte kurz in den ausgelegten Zeitschriften, bemerkte eine Reihe sorgfältig ausgesuchter Romane, entnahm der Minibar einen Orangensaft und verbuchte, dass während alldem gerade mal elf Minuten verstrichen waren.
    Mit einem lautlosen Seufzer ließ er sich auf das Sofa sinken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte sich, so weit es ging, nach hinten.
    Was war seine Erkenntnis des Tages? So wie sie sich verhalten hatte, war Marion Reens kaum in ein Komplott um Thomas Steyn involviert, und ihr Sohn konnte es mit seiner Energie locker in die zweite Mannschaft des FC St. Pauli schaffen.
    Er beugte sich wieder vor, nahm die kleine Flasche und leerte sie in einem Zug. Was hatten die beiden Frauen miteinander besprochen? Es war kein oberflächliches Geplauder gewesen, so wie er sie danach vorgefunden hatte. Er schaute zur verschlossenen Zimmertür. Marie Steyn wollte allein sein, hatte sie gesagt. Wollte sie das wirklich? Oder erforderten die Erkenntnisse über ihren Mann eher Trost und Zuwendung? Er setzte die Flasche hart auf den Glastisch auf. Dafür wäre er eindeutig nicht geeignet.
    Seine Armbanduhr zeigte kurz nach halb acht. Er suchte in den Programmen nach dem Dritten des SWR und wurde auf Platz 17 fündig. Das belanglose Gespräch der Moderatorin mit einem Pantomimekünstler aus der Pfalz drang nicht wirklich bis zu ihm durch. Er wurde erst wieder aufmerksam, als der Vorspann zur »Landesschau aktuell« begann. Nach den Meldungen aus dem Bundesland und den politischen Ereignissen des Tages wurde im Nachrichtenblock vermeldet, dass der Leiter der Soko Domäne im Mordfall in Trier gewechselt habe. Aufgrund der bereits weitreichenden Erkenntnisse würde der bisherige Leiter wieder seine vorher ausgeübten wichtigen Tätigkeiten übernehmen können. Die Soko würde mit reduzierter Personenstärke den Fall sicher in absehbarer Zeit erfolgreich beenden.
    Das hatte Monz nicht ungeschickt gemacht. Gleichzeitig hatte er sich dadurch der Gefahr ausgesetzt, die angekündigten Erfolge auch zeitnah vorweisen zu müssen. Vielleicht setzte er aber auch auf die Schnelllebigkeit der Medien. Buhle rechnete nicht damit, dass bis zur Verurteilung des Mörders noch Meldungen im Fernsehen laufen würden. Die Lokalpresse dagegen würde das sicher anders handhaben. Es war zu vermuten, dass die MoZ oder dieses luxemburgische Käseblatt ihn schon morgen öffentlich zerreißen würden.
    Der Wetterbericht wurde von der blonden Frau mit den unglaublich langen Fingern präsentiert, und zu spät merkte er, dass ihn heute mehr das Wetter des Norddeutschen Rundfunks interessiert hätte. Ärgerlich schaltete er auf das Erste um.
    Mit der Meldung in den Nachrichten war er in dem Mordfall endgültig aus dem Rennen. So schnell ging das, so einfach. Und auch Thomas Steyn hatte schon jetzt keine Chance mehr, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass er unschuldig war. Die Berichte über sein Privatleben, seine Affären, das Verhältnis zu seinem Vater, würden ihm im Kontext mit dem Mord immer als Makel anhaften. Er war bereits heute erledigt.
    Er stellte den Fernseher aus. Nun saß

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