Tod im Moseltal
»Was ich wissen will … du weißt, was bei uns geschehen ist?«
Marion wiegte den Kopf. »Nicht wirklich. Die Polizei war hier und hat mich gefragt, wo ich vorletztes Wochenende war. Deine Kollegen, Christian, haben mir aber keine Details erzählt, nur dass es um einen Todesfall in Rheinland-Pfalz gehen würde und jemand behauptet hätte, mich in diesem Zusammenhang gesehen zu haben.«
Sie schaute zuerst Buhle, dann Marie an und amüsierte sich sichtlich über deren verblüfft-schockierte Gesichter. Mit breitem Grinsen fuhr sie fort: »Trier ist zwar weit weg, wie ihr heute gemerkt habt, aber im Internet ist man mit ein paar Klicks schon da. Es gibt im Netz ganz nette Fotos vom Ermittlungsleiter der Mordkommission.«
Buhle merkte, wie er vor Scham rot anlief. Wie hatte er nur so unglaublich dämlich sein können, nicht damit zu rechnen, dass Marion Reens sich informieren würde, wenn sie Besuch von der Polizei bekommen hatte? Er selbst hatte sich doch über das Foto in der Mosella-Zeitung aufgeregt, das auch im Internet zu sehen war.
Als Erste fand Marie ihre Sprache wieder. »Ahm, ja, tut mir leid, dass wir nicht mit offenen Karten gespielt haben. Aber es ist auch eine etwas komplizierte Konstellation eingetreten.« Sie sah kurz zu Buhle, um seine Zustimmung einzufordern. Als er ihr resigniert zunickte, erzählte sie Marion, dass er nicht mehr Leiter der Soko Domäne sei und gar nicht hier sein dürfe. Dass sie aber beide der Meinung seien, dass ein Gespräch mit ihr ungemein wichtig sei.
Marion nickte. »Tja, wie halten wir das jetzt?«, fragte sie mehr sich selbst. »Ich mache folgenden Vorschlag: Wir trinken erst mal einen Kaffee und hoffen, dass Chris in der Zeit seine Hausaufgaben macht. Ihr … also wenn es recht ist, können wir uns wirklich duzen. Ich gebe zu, ich wollte den Kommissar vorhin ein bisschen hochnehmen.«
Marie nickte, und auch Buhle stimmte zerknirscht zu. Marion fuhr immer noch schmunzelnd fort: »Ihr könnt mir während des Kaffees etwas zu der Sache erzählen, in die Tom da reingeraten ist. Dann würde ich Christian bitten, seinen kleinen Namensvetter zum Fußballtraining zu fahren. In der Zeit könnten wir uns«, sie nickte Marie zu, »über Dinge unterhalten, bei denen ich nicht entscheiden möchte, ob die jemand Drittes wissen soll. Wenn du danach meinst, dass wir noch weiterreden sollten, würde ich heute Abend eine Tapas-Bar in Büttel vorschlagen. Ihr könntet euch hier eine Unterkunft suchen, oder wolltet ihr in der City übernachten?«
Marie und Buhle schauten sich fragend an und zuckten mit den Schultern.
»Ihr könnt euch das ja noch überlegen. Wollen wir es so machen? Auch wenn es der Kripo am Tisch nicht so zu passen scheint.«
»Nein, zugegeben, so richtig passt mir das nicht. Aber offenbar besteht hier ja bereits Einigkeit.« Buhle überlegte, ob er irgendeine Alternative anbieten konnte. Aber insgeheim musste er eingestehen, dass der Vorschlag von Marion Reens ziemlich korrekt war. »Darf ich zwei Bitten äußern?«
»Sie …«, Marie lächelte kurz, »du kannst es ja mal versuchen.«
Buhle rieb sich kurz über das Gesicht und seufzte. »Erstens: Ich erzähle, was zu diesem Fall nach außen getragen werden darf, und zweitens: Wir gehen auf jeden Fall heute Abend essen. Ich erfahre sonst ja möglicherweise gar nichts.«
Der Rasen auf dem Sportplatz des SC Poppenbüttel war vor allem in den beiden Strafräumen recht lückig. Weitere Schadensbegrenzung war wohl der Grund, die F-Jugend auf dem benachbarten Hartplatz trainieren zu lassen. Das tat der Begeisterung der Jungen und Mädchen, dem Ball hinterherzurennen und ihn manchmal sogar mit dem Fuß zu treffen, keinen Abbruch.
Buhle stand am Spielfeldrand und fragte sich, was er hier machte. Dahinten lief ein Hamburger Michel, der ausgerechnet auf den Namen Christian hörte und jetzt schon zum dritten Mal einen begeisterten Blick zu ihm rübergeworfen hatte. Die ersten beiden hatte er mit angedeutetem Beifall und den letzten mit erhobenem Daumen beantwortet. So wie der kleine Christian daraufhin weitergerannt war, musste Buhle damit rechnen, dass er ihm als Torschütze jubelnd um den Hals fallen würde.
Er hatte Marion Reens einen Abriss des Falls gegeben. Keine wirklichen Interna, aber immerhin doch in groben Zügen die Geschichte, die Thomas Steyn von seiner angeblichen Begegnung mit ihr, seiner Jugendfreundin, erzählt hatte.
Beide Frauen waren zum Schluss ausgesprochen still und nachdenklich gewesen. Es war ja
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