Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
dass er sie sprechen wollte. Sie folgte dem Wink und verließ den Vernehmungsraum.
» So, Sie schreiben alle Namen der Teilnehmer dieser S/M-Veranstaltung drauf, sämtliche Damen und Herren.« Nachdem die Liste erstellt worden war, hakte Paul nach.
» Die Adressen können Sie mir sicherlich auch liefern?«
» Ja, dazu müsste ich aber in den Club, und bitte, behandeln Sie die Sache vertraulich.« Paul ließ die Bitte im Raum stehen und beendete die Vernehmung. Er wurde zwar das Gefühl nicht los, dass Werdemann ihm nicht alles erzählt hatte, aber es blieb ja noch das Gespräch mit Albert Wonka, und der stand auch auf der Liste, ganz oben sogar.
Als Paul sein Büro betrat , sah er Lisbeth, wie sie sich mit einer Lupe über verschiedene Schwarzweißfotos beugte. Offensichtlich handelte es sich dabei um Blitzer-Fotos einer polizeilichen Überwachungskamera.
» Was hatte denn Frank so Wichtiges, dass er dich rausgeholt hat?« Lisbeth nahm die drei Fotos und hielt sie demonstrativ in die Höhe.
» Das sind die Treffer für unsere Anfrage der Überwachungskamera von der Oldenburger Straße, die am Schlosspark vorbeiführt.« Routinemäßig checkte die Polizei bei Kapitalverbrechen Überwachungskameras in der näheren Umgebung eines Tatorts oder Fundorts einer Leiche. Täter hatten es oft sehr eilig, kaum einer fuhr gelassen solch eine Strecke, er hatte schließlich Angst davor, dass man ihn erwischen könnte.
» Unsere Routineuntersuchungen hatten doch keine Auffälligkeiten ergeben, dachte ich.«
» Diese Fotos standen noch aus, da hatte es technische Probleme gegeben. Ich hatte heute Morgen mal nachgehakt, wo die Bilder bleiben und Frank gebeten, mir Bescheid zu sagen, sobald sie da sind.«
» Okay, bringen die Fotos uns weiter?«
» Ich bin mir da nicht sicher, zwei Fotos zeigen zwei ältere Frauen, können wir also vergessen. Aber das dritte hier solltest du dir mal anschauen, ich erkenne da jemanden, kann natürlich ein Zufall sein…« Paul sah sich das Foto genau an.
» Das ist doch Richter Tjarks, der die Untersuchungshaft für Rentz angeordnet hat. Das muss ein Zufall sein.«
» Ich bin doch echt zu blöd«, jetzt haute Lisbeth die flachen Hände auf die Schreibtischunterlage, »das glaube ich einfach nicht.«
« Was hast du denn, auch ein Richter kann doch mal zu schnell fahren, deswegen muss er nicht gleich der Mörder sein.«
» Wir suchen doch seit Wochen einen ‚MrJudge‘, übersetz das doch mal ins Deutsche: ‚Judge‘ heißt ‚Richter‘.«
» Aber der wird doch nicht so dämlich sein, sich als Richter einen solchen Nicknamen zu geben, oder?«
Kapitel 17
Er musste jetzt vorsichtig sein. Noch vorsichtiger als sonst. Die knackige, wohlgeformte Kommissarin gehörte eigentlich gar nicht in sein Beuteschema. Sie war nicht blond, mit 30 Jahren fast schon zu alt und zu erfahren, nicht mehr unbedarft genug. Und trotzdem reizte sie ihn über die Maßen. Bisher hatte er sich kontrolliert im Hintergrund gehalten, sie bloß aus der Entfernung beobachtet. Im Internet war er auf sie aufmerksam geworden. Damals wusste er noch nicht, wer sich hinter dem Decknamen ‚MrsSophie‘ verbarg. Gott sei Dank war er vorsichtig gewesen, hatte sich nicht einmal in den Irish Pub begeben, weil er fand, dass es zu risikoreich gewesen wäre in seiner Position. Für 20 Euro hatte er eine Studentin beauftragt, mit ihrer Handykamera unauffällig Fotos zu machen von den Frauen, die an diesem Abend alleine in diesem Lokal waren. Zunächst war die junge Frau misstrauisch gewesen. Aber als er ihr eine Geschichte aufgetischt hatte, dass es sich um eine Wette handelte, durch die er bei seinen Kumpels als Held dastehen würde, wenn er, ohne selbst ins ‚Fiddlers Green‘ zu gehen, herausbekommen würde, wer da drinnen war, spielte sie mit. Sie erzählte ihm später, dass sie es so geschickt angestellt hatte, dass alle glauben mussten, sie hätte nur eine SMS geschrieben und dabei von der Frau, die als einzige allein im Lokal saß, ein Foto geschossen hatte.
Als er dann das Bild von der hübschen Kommissarin Eicken gesehen hatte, wusste er, dass es völlig richtig gewesen war, vorsichtig zu sein. Sie hätte ihn bestimmt erkannt. Für ihn stellte es keine allzu schwere Aufgabe dar, herauszubekommen, wo sie wohnte. Er hätte zu gern die Gesichter von Paul Schweigert und Lisbeth Eicken gesehen, als ihnen klar geworden war, dass er sie ins Kino geschickt hatte. Ein Gedicht vom Tatort-Kommissar Frank Thiel aus Münster. Er
Weitere Kostenlose Bücher