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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Adlon
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musste jetzt noch schallend loslachen und freute sich wie ein kleiner Junge über seinen genialen Einfall.
    Als kleine s Kind hatte er nie viel zu lachen gehabt, nicht mal als Jugendlicher oder als junger Erwachsener. Ständig hatte ihn seine autoritäre Mutter gemaßregelt. Nichts konnte er ihr recht machen. So sehr er sich auch anstrengte, sie antwortete stets mit emotionaler Kälte. Selbst als er das Studium als Jahrgangsbester abschloss, kommentierte sie es bloß mit: »Gut, hast du schon Bewerbungen geschrieben?«
    Wenn er ihr mal eine Freundin mit nach Hause gebracht hatte, konnte keine ihren Ansprüchen genügen. Sie hatten entweder den falschen Beruf oder waren nicht hübsch genug, meistens beides. Seine Freundin müsste etwas repräsentieren und sich kultiviert unterhalten können. »Die Garderobe und das Verhalten einer Frau ist die Visitenkarte des Mannes«, hatte sie immer gesagt. Mein Gott, sie war nur seine Freundin, er wollte sie doch nicht gleich heiraten.
    Erst seit dem Tod seiner Mutter Anfang des Jahres fühlte er sich wie von einer großen Last befreit, traute sich mehr zu, was er vor allem im Internet auslebte. Aber egal, mit welcher Frau er auch kommunizierte oder in welchem Forum, bei jeder hatte er immer das Gefühl, sie könnte so herrisch sein wie seine Mutter oder würde irgendwann so werden. Letztlich waren sie alle gleich, wollten Kontrolle ausüben. Aber jetzt war er mal dran. Er wollte Macht ausüben, sie manipulieren. Sie sollten ihm vertrauen, so wie er Mutter immer vertraut hatte, weil er Vertrauen wollte. Bedingungslos.
    Er sollte sich für die liebe Lisbeth Eicken etwas einfallen lassen. Etwas ganz besonderes. Es erregte ihn, sie in Angst und Unsicherheit zu versetzen. Lange würde er sich nicht mehr so diszipliniert zurückhalten können, wie er es bisher geschafft hatte.
     
    ***
     
    Sie musste ein fach mal an die frische Luft, obwohl es nicht richtig Frühling werden wollte, nachdem der Winter schon viel zu lange gedauert hatte. Als es endlich aufgehört hatte zu regnen, zog sie ihre Lederjacke an und ging vor die Tür, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Oldenburg war im Nordwesten Niedersachsens zwar die größte Stadt, aber von der Fläche doch sehr überschaubar. Viele Dinge in der Innenstadt ließen sich bequem zu Fuß erreichen. Der Wind pfiff ihr durch die offenen Haare und fühlte sich kälter an, als sie gedacht hatte. Sie knöpfte die Jacke bis oben hin zu und klopfte sich eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und genoss das Inhalieren. Ihr Gehirn gierte nach dem Nikotin und gab ihr zumindest kurzweilig ein wohliges Gefühl. Die letzten Wochen hatten sie ziemlich ausgelaugt.
    Vermutlich saß Kai Rentz zu Unrecht in U-Haft. Es war schon ein ungewöhnlicher Vorgang, dass gegen einen Oberstaatswalt ermittelt wurde. Und jetzt stand der zuständige Haftrichter unter Verdacht. Beide Dinge zusammen genommen waren wohl einzigartig in der deutschen Justizgeschichte. Lisbeth fragte sich, was Paul dem Chef der Oldenburger Kripo wohl erzählt haben mochte. Zumindest kam er schlecht gelaunt von seinem Büro zurück. Sie hatten bisher weniger belastendes Material in der Hand als bei Kai Rentz. Ein Blitzer-Foto in der Nähe des Tatorts bewies rein gar nichts, könnte am Ende auch reiner Zufall gewesen sein. Richter Tjarks wohnte in Wardenburg, südlich von Oldenburg. Rastede lag in entgegengesetzter Richtung, also im Norden der Stadt. Aber ein Wohnsitz an der falschen Stelle machte keinen Menschen zum Täter. Was aber suchte Gunnar Tjarks nachts dort, und warum fuhr er viel zu schnell? Hatte er für die Tatzeit ein Alibi? Sie bräuchten mehr, um selbst eine einfache Befragung zu rechtfertigen. Arne Claaßen versuchte bereits, digitale Spuren im Netz zu finden, die belegen könnten, dass Richter Tjarks tatsächlich hinter ‚MrJudge‘ stand, oder dass er Kontakt mit einem der Opfer hatte.
    Lisbeth hatte die bereits verwaiste Fußgängerzone hinter sich gelassen und stand nun vor dem Staatstheater. Sie griff nach ihrem Smartphone und wählte Sannes Nummer.
    » Süße, ich bin's. Du, wann waren wir das letzte Mal im Theater?«
    » Hallo, Lissi, letztes Jahr, glaube ich, warum?«
    » Das ist viel zu lange her, wir müssen uns dringend mal wieder etwas ansehen.«
    » Klasse Idee, ich wollte eh meinen Geburtstag nächste Woche in Oldenburg feiern. Da machen wir es uns richtig gemütlich, wir zwei.« Lissi strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und schlenderte die

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