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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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zustecke. Diejenigen Leute, die zahlen, wollen mich fertig…«
    »Ich habe nicht nachgezählt«, sagte der Wachtmeister, »und habe mir auch keinen Mitgliedsausweis angesehen.«
    Der Besitzer guckte verdutzt. »Worum geht's dann?«
    »Ihr Türsteher, Leo Mori.«
    »Leo? Der ist in Ordnung. Was hat er getan? Wieso ist er mit Ihnen losgefahren?«
    »Es könnte sein«, sagte der Wachtmeister und sah dabei zuerst den Besitzer und dann den Kassierer scharf an, »daß Leo telefoniert, sobald wir gegangen sind. Ist dies das einzige Telefon hier?«
    »Ja, aber…«
    »Ich möchte wissen, wen er anruft, wenn es möglich ist, und was er sagt. Kapiert?«
    »Ja. Aber Leo…«
    »An Leo brauchen Sie jetzt nicht zu denken. Er steckt in einer Sache drin, die sehr viel ernster ist als zu viele Leute in den Club lassen. Wenn er den Telefonanruf getätigt hat, dann kommen Sie nach draußen und berichten mir. Unser Auto wird außer Sichtweite stehen, aber wir werden Sie sehen.«
    Sie gingen, stellten das Auto außer Sichtweite ab und warteten. Hin und wieder krächzte und brummte das Funkgerät, und die beiden Männer, die draußen vor Mückes Wohnung standen, meldeten nichts Auffälliges.
    »Ich hoffe, ich habe ihm nicht allzu viel Angst eingejagt«, sagte der Wachtmeister.
    »Mir haben Sie Angst eingejagt«, gestand Lorenzini kühn, doch der Wachtmeister warf ihm nur einen merkwürdigen, fragenden Blick zu.
    Sie saßen eine ganze Weile schweigend im Dunkeln. Lorenzini überlegte, ob dies der Moment war zu fragen, was eigentlich vorging. Er wußte aus Erfahrung, daß der Wachtmeister ihn nicht absichtlich im dunkeln tappen ließ. Guarnaccia bedachte einfach nicht, daß seine Gedanken nicht zu hören waren, und oft sagte er »Aber das müssen Sie doch gewußt haben!« oder »Das habe ich Ihnen doch bestimmt gesagt!«
    Er sah ihn jetzt an, den Dicken, der unbeweglich, ausdruckslos dasaß. Vielleicht sollte er einfach abwarten… Er gähnte.
    »Du bist müde«, sagte der Wachtmeister, zu sich kommend.
    »Na ja, morgen früh müßte alles vorbei sein.«
    »Was eigentlich genau?«
    Lorenzini hatte seine Chance erkannt. »Ich meine, dieser Brief… für Sie hat sich dadurch alles verändert.«
    »Hat vieles klargestellt, dieser Brief. Warum und wieso. Die Motive.«
    »Aber nicht, ob es wirklich ein Selbstmord war.«
    »Nein.«
    Lorenzini wartete noch etwas, aber es kam nichts mehr, und der hörbare Seufzer, mit dem er sich zurücklehnte, blieb ebenfalls unbeantwortet.
    Der Wachtmeister war am Eingang des Palazzo Ulderighi einem sehr nüchternen und schlecht aussehenden William begegnet. Nach seinem Besuch bei Neri fühlte er sich selbst einigermaßen deprimiert, und bei Williams Anblick hob sich seine Stimmung. Doch dann hatte er ihn von nahem gesehen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Nein, nicht wirklich, aber es geht schon. Ich war in Ihrem Büro, aber dort wurde mir gesagt, daß ich Sie hier finden würde.« Der Wachtmeister sah verstohlen auf seine Uhr. Er wollte sich bald auf die Jagd nach Leo machen. Da dies sein freier Abend war, würde es nicht leicht sein, ihn zu observieren.
    »Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Wenn Sie zurückfahren müssen, komme ich mit. Bin immer froh, wenn ich dieses Haus verlassen kann.«
    »Wäre besser.«
    Vor allem, weil Grillo nicht lauschen würde.
    Im Büro des Wachtmeisters saß William an den zusammengerollten Regenschirm geklammert da. Sein Gesicht war bleich, eine entzündete Stelle am Kinn eiterte.
    »Ich glaube, ich habe mich lächerlich gemacht. Passiert mir meistens, wenn ich zuviel getrunken habe.«
    Zuerst wußte der Wachtmeister nicht, was gemeint war, dann fiel es ihm wieder ein.
    »Ach so. Schon gut. Sie sind doch aber nicht hergekommen, um sich dafür zu entschuldigen, daß Sie ein Glas Wein zuviel getrunken haben!«
    »Nein. Ich entschuldige mich trotzdem, wenn ich… ich weiß nicht, wieviel ich gesagt habe.«
    »Sehr wenig. Sie sind eingeschlafen. Sie haben sich um Ihre Schwester Sorgen gemacht.«
    »Ich habe nicht gesagt, warum?«
    »Nein.«
    »Ich möchte, daß Sie diesen Brief hier lesen.«
    Er reichte dem Wachtmeister einen schon geöffneten Umschlag, der Williams venezianische Anschrift trug und in Florenz abgestempelt war. Der Wachtmeister faltete den Brief auseinander.
    »Aber… entschuldigen Sie, der ist auf Englisch.«
    »Ich habe ihn auf der Rückseite für Sie übersetzt. Ich habe den ganzen Nachmittag dafür gebraucht. Ich wollte mich nicht einmischen. Sie würde ohnehin

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