Tod im Pfarrhaus
Ich bin auf was gestoßen.«
Irene hielt den Atem an.
»Auf den Passagierlisten gab es weder einen Christian Lefèvre noch eine Rebecka Schyttelius. Aber ich habe sämtliche Maschinen von allen Fluggesellschaften am betreffenden Montag und Dienstag kontrolliert. Und ich habe daran gedacht, dass der Täter die Nacht in Göteborg hätte verbringen können. Es gab tatsächlich einen, der das getan hat. Er flog Montagabend um 19.20 Uhr von Heathrow ab und am Dienstag um 7.10 Uhr wieder zurück. Außerdem hatte er bei Avis einen Wagen vorbestellt. Er bekam einen dunkelblauen VW Polo.«
Irene konnte es vor Spannung kaum noch aushalten. Der Aufkleber auf der Heckscheibe des Autos, den der Mann mit dem Hund angeblich gesehen hatte, konnte durchaus eine Avis-Reklame gewesen sein.
»Wie heißt er?«, stieß sie mit tonloser Stimme hervor.
»Andrew St. Clair.«
Glen sah sie neugierig an, als sie ihr Handy wegsteckte.
»Gute oder schlechte Neuigkeiten?«, fragte er.
Sie sah ihn etwas verwirrt an und sagte:
»Wie man’s nimmt …«
Dann riss sie sich zusammen und erzählte ihm, was Hannus Nachforschungen ergeben hatten. Ausnahmsweise war er eine Minute lang mucksmäuschenstill.
»Andrew St. Clair? Einer der reichsten Männer Schottlands … Warum sollte gerade der nach Göteborg fahren und Rebeckas Familie ermorden?«
Sie landeten bei einem kleinen Inder, der nicht weit von Whiteleys entfernt war.
»Das Geburtsdatum auf der Liste der Fluggesellschaft ist das von Andrew St. Clair. Er ist fast ein Jahr älter als Christian«, meinte Glen.
Nachdenklich sah er auf den Zettel, auf den Irene die Informationen gekritzelt hatte, die sie von Hannu bekommen hatte. Plötzlich leuchtete sein Gesicht auf.
»Jetzt erinnere ich mich an etwas, was ich in einem der Artikel aus der Regenbogenpresse gelesen habe! Er wollte bald heiraten. Irgendwo gab es da eine große Reportage über seine bevorstehende Hochzeit. Sie wurde als das Society-Event des Jahres bezeichnet.«
»Das erklärt gar nichts. Warum sollte ein reicher Schotte nach Göteborg fahren und dort drei ihm total unbekannte Menschen erschießen?«, wollte Irene wissen.
Glen sah sie eine Weile an, ehe er antwortete:
»Wissen wir denn, dass sie ihm vollkommen unbekannt waren?«
Irene musste eine Weile nachdenken. Dann sag te sie:
»Nein. Das nicht.«
»Wir können in diesem Fall nur eins tun«, sagte Glen energisch.
»Und das wäre?«
»Ihn selbst fragen.«
Irene musste am Nachmittag sehen, wie sie allein zurechtkam. Glen fuhr ins Büro, um mit seinem Chef den weiteren Ablauf der Ermittlungen zu besprechen. Ehe sie sich trennten, verabredeten sie sich für sechs Uhr im Restaurant Vitória.
Irene beschloss, ein wenig Sightseeing zu machen und die St. Paul’s Cathedral zu besuchen. Ganz frech schloss sie sich einer Gruppe mit einem englischsprachigen Führer an. Er erzählte die Geschichte der Kathedrale. Das erste Bauwerk an diesem Platz sei bereits im Jahre 604 von König Ethelbert errichtet worden, dem ersten König von England, der sich habe taufen lassen. Anschließend sei immer wieder angebaut worden, aber 961 hätten die Wikinger die Kirche niedergebrannt. Fast hätte Irene Schuldgefühle angesichts der Taten ihrer Vorväter bekommen. Die Kirche hatte dann noch mehrmals gebrannt, und auch beim großen Feuer von 1666 war St. Paul’s eines der Bauwerke, die Raub der Flammen wurden. Das gab Christopher Wren die Möglichkeit, sein Lebenswerk zu verwirklichen, die neue St. Paul’s Kathedrale.
Mehrere Stunden ging Irene herum und bewunderte Wand- und Deckengemälde und Skulpturen und Schnitzarbeiten. Sie musste es zugeben: Sie fand alles faszinierend und überwältigend. Bei ei nem Souvenirverkäufer besorgte sie sich eine Hand voll Ansichtskarten, da auf einem Schild stand, dass der Gewinn dem Unterhalt der Kirche diene.
Die Zeit war schnell vergangen, und sie musste allmählich ins Hotel zurück. Sie wollte sich gern frisch machen, ehe sie Glen und Donna traf. Dieses Mal hatte sie nicht vor, in der Badewanne einzuschlafen. Donna begrüßte Irene ebenso überschwänglich wie beim vorigen Mal. Sie trug eine leuchtend türkise Tunika mit einem riesigen Ausschnitt über einem langen schwarzen Rock. Auf ihrer dunklen Haut funkelte ein wunderschönes Silbergeschmeide mit Türkisen. Sie hatte ihr stahlgraues Haar hochgesteckt und trug Ohrringe, die zu der Halskette passten. Donna war wirklich ein Vollblutweib.
»Und was ist mit dem großen, gut aussehenden
Weitere Kostenlose Bücher