Tod im Pfarrhaus
sei froh, dass sie sie bekommen habe.«
»Sie muss teuer gewesen sein.«
»Sicher. Aber Geld scheint in der Computerbranche keine Rolle zu spielen. Es freut mich wirklich, dass sie so viel Erfolg hat.«
»Sie kennen sie doch schon seit zehn Jahren. Hatten Sie erwartet, dass Rebecka so viel Erfolg haben würde?«
»Aufrichtig gesagt, nein. Sie war gut in der Schule, fand aber nur schwer Anschluss. Schlecht sah sie nicht aus, aber sie war … ernst. Man kam nur schwer an sie ran. In der Zeit auf dem Gymnasium, also in den letzten drei Klassen, war sie sicher sehr einsam, aber als sie nach Linköping zog - oder war es jetzt Lidköping -, jedenfalls, als sie auszog und anfing, Informatik zu studieren, schien sie aufzutauen. Ich fand, sie blühte regelrecht auf. Ich habe sie immer nur beim Weihnachtsfrühstück gesehen, aber mir fiel trotzdem auf, dass sie sich in den letzten Jahren verändert hat.«
»Wie veränderte sie sich denn?«
»Sie schien fröhlicher und gesprächiger zu werden. Man merkte auch, dass sich ihr Aussehen veränderte … ihre Kleidung und so. Sie sprach von ihren Freunden, und Elsa erzählte Louise, Rebecka habe einen Freund. Aber das ging wohl auseinander, bevor Rebecka nach London zog. Vielleicht ist sie auch deswegen weg? Ich weiß, dass Sten und Elsa ihn nie getroffen haben.«
»Woher wissen Sie das?«
Bengt Måårdh zog bei Irenes Frage erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Von Elsa natürlich. Sie hat es mir erzählt. Irgendwann sagte sie, die Sache sei vorbei. Einige Monate später zog Rebecka nach London. Obwohl es gerüchteweise hieß, Rebecka hätte in London einen neuen Freund. Laut Louise waren sie letzten Sommer zusammen hier in Kullahult, aber ich weiß nicht, ob das stimmt.«
»Hat Louise ihn getroffen?«
»Nein. Das hat sie nur gehört. Sie fragen sie besser selbst.«
Irene nickte und wollte gerade die nächste Frage stellen, als ihr plötzlich eine Idee kam.
»Wissen Sie, ob Rebecka ihrem Vater behilflich war, den Satanisten im Internet auf die Spur zu kommen?«
Erstaunt sah Bengt Måårdh Irene an.
»Das wäre mir neu! Gewiss, Sten hatte viele Ideen, wie er die Schuldigen drankriegen könnte, aber davon, dass er es übers Internet versuchen wollte, war nie die Rede.«
Aber bei anderen, dachte Irene. Falls Rebecka irgendwie in die Nachforschungen ihres Vaters via Internet verwickelt war, dann besaß sie vielleicht ir gendwelche Informationen. Befand sie sich doch in Gefahr? Das war im Augenblick nicht auszuschlie ßen. Die englische Polizei hatte versprochen, sie unter Bewachung zu stellen. Das war beruhigend.
Irene beschloss, das Thema zu wechseln.
»Wer wird jetzt nach Sten Schyttelius Hauptpfarrer?«, wollte sie wissen.
»Die Stelle ist bereits seit einigen Wochen ausgeschrieben. Urban Berg und ich haben uns beworben. Natürlich gibt es weitere Bewerber, aber einer von uns wird es wohl werden. Wir sind beide im richtigen Alter und haben die nötigen Voraussetzungen dafür. Gegen Urban könnten allerdings gewisse Probleme sprechen.«
Aus reiner Neugier stellte Irene die logische Frage:
»Was für Probleme?«
»Leider kann er nicht mit Alkohol umgehen. Zweimal hat er schon wegen Trunkenheit am Steuer den Führerschein verloren. Das ist natürlich alles sehr tragisch. Vor ein paar Jahren wurde er Witwer, und seither trinkt er.«
Bengt Måårdh sah sehr ernst und mitfühlend aus, als er von dem Problem seines Kollegen erzählte, aber Irene meinte aus seiner Stimme eine gewisse Zufriedenheit herauszuhören. Wenn Urban diesen Makel in seinem Lebenslauf aufzuweisen hatte, dann wuchsen Bengts Chancen, die Stelle zu bekommen, natürlich gewaltig. Dann würde Louise Hauptpfarrfrau werden. Irgendwie hatte Irene das Gefühl, dass das besser war als einfach nur Pfarrfrau.
»Hat sich Jonas Burman nicht um die Stelle beworben?«, wollte Irene wissen.
Jetzt lächelte Bengt Måårdh.
»Jonas ist noch viel zu jung, um sich um die Stelle eines Hauptpfarrers zu bewerben. Und …«
Er unterbrach sich einen Augenblick, beschloss dann aber, das, was er hatte sagen wollen, auch auszusprechen.
»Es gab da Gerüchte … Jonas ist einunddreißig, aber es scheint nie eine Frau in seinem Leben gegeben zu haben. Einige meinen, er sei homosexuell, aber das glaube ich nicht. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er einfach nur prüde und moralisch ist. Er gehört nämlich zum Konvent.«
Einen Augenblick lang glaubte Irene, der Konvent hätte etwas mit Satanismus zu tun, sah dann aber ein, dass
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