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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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konfirmieren lassen und mussten auch nicht. Aber du hast Recht … Mich berührt es unangenehm.«
    »Genau. Und deshalb beziehen die Satanisten religiöse Zeichen in ihre Riten ein. Dass sie es wagen, diese Symbole zu schänden und zu verhöhnen, ist ein Ausdruck für das sattsam bekannte Wir-scheißen-auf-das-Establishment, in diesem Fall auf die Kirche. Aber das ist noch nicht alles: Sie brechen damit auch die Kraft der Symbole, derer sie sich bedienen.«
    Als Irene erneut auf das Kreuz schaute, schauderte es sie.

KAPITEL 6
    Bei der Abendbesprechung sah Kommissar Andersson müde aus. Irene wurde richtiggehend unruhig, als sie die Ringe um seine Augen betrachtete und die Falten, die sich innerhalb weniger Stunden noch tiefer eingegraben zu haben schienen. Er näherte sich trotz allem der Pensionierung. Kein Wunder, dass er so ausgelaugt wirkte.
    »Die Journalisten waren wie die Blutegel! Nicht mal vors Haus kann ich mich wagen. Außerdem habe ich angeordnet, keine Gespräche von der Presse durchzustellen. Von den Pentagrammen und diesem ganzen Satanistenmist wissen sie noch nichts, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis das durchsickert.«
    Vorsichtig trank er einen Schluck von seinem heißen Kaffee. Auf dem Becher stand: »I’m the boss«. Vor einem Jahr hatte er ihn zu Weihnachten bekommen und sich wie ein Kind darüber gefreut. Gestärkt fuhr er fort:
    »Ich habe noch mal mit Georg gesprochen.«
    Im ersten Augenblick war Irene verwirrt. Mit welchem »Georg« wollte sie schon sagen. Dann fiel ihr wieder ein, dass der Cousin des Kommissars, der Rektor und Jacob Schyttelius’ Chef, Georg Andersson hieß.
    »Laut Georg war Jacob Schyttelius ein guter und geschätzter Lehrer. Er unterrichtete Informatik und Sport und … was noch mal?«
    Andersson fing an, in dem Packen Papier vor sich zu wühlen, und zog schließlich einen zerknickten Spiralblock daraus hervor. Sein müdes Gesicht wurde munterer, als er darin zu blättern begann. Offensichtlich war es der richtige Block.
    »Hier! Informatik, Sport und Mathe von der ersten bis zur siebten Klasse. Besteht nicht ein gewaltiger Unterschied zwischen Schülern in der ersten und in der siebten Klasse? Zu meiner Zeit …« Er unterbrach sich und schaute wieder auf den Block. »Offensichtlich hat er vertretungsweise Ende des Winterhalbjahres angefangen und wurde zum Sommerhalbjahr übernommen. Er hat beste Referenzen. Georg sagt, er sei sehr zufrieden mit Jacob gewesen. Bei der Schule handele es sich um eine Privatschule mit ökumenischer Ausrichtung. Für Jacob sei sein Hintergrund also ein großes Plus gewesen. Außerdem kannte Georg seine Eltern seit vielen Jahren.«
    Diszipliniert hob Fredrik die Hand, ehe er fragte:
    »Was heißt, ökumenische Ausrichtung?«
    »Das hab ich auch gefragt. Sie nehmen Schüler aller christlichen Kirchen auf. Beispielsweise christliche Perser und Russen, die sich zur Pfingstbewegung bekennen.«
    Jetzt meldete sich Irene zu Wort:
    »Wir sind letzten Dienstag ja nur zum Norssjön rausgefahren, weil dein Cousin angerufen hatte. Er machte sich Sorgen um Jacob Schyttelius. Er war weder zum Unterricht erschienen noch ans Telefon gegangen. Aber ich erinnere mich, dass du gesagt hast, der Rektor hätte gemeint, Jacob sei hin und wieder deprimiert gewesen. Wieso nahm er das an?«
    »Jacob hatte sich im Herbst wegen Depressionen krankschreiben lassen. Vermutlich wegen der Scheidung«, antwortete Andersson.
    Eine Scheidung konnte natürlich Depressionen auslösen, besonders vor dem familiären Hintergrund.
    »Aber da war doch schon mehr als ein halbes Jahr vergangen, und er hatte wieder angefangen zu arbeiten. Warum traten die Depressionen dann erneut auf?«, beharrte Irene.
    Das Gesicht des Kommissars verfärbte sich. Seine Stimme klang ärgerlich, als er entgegnete:
    »Ich bin zwar kein Seelenklempner, aber können Depressionen nicht auch ohne besonderen Anlass auftreten?«
    Irene nickte. Vielleicht hatte er Recht.
    Finster schaute der Kommissar auf seinen Block und ergriff dann wieder das Wort.
    »Unsere Frau Gerichtsmedizinerin rief vorhin an. Jacob sei in der Herzregion getroffen worden, von einem Schuss, den jemand aus ein paar Metern Entfernung abgefeuert habe. Der andere Schuss ging durchs Gehirn und wurde aus nächster Nähe abgegeben, als er bereits am Boden lag. Die Ku gel steckte in einem Dielenbrett. Beide Schüsse waren tödlich. Den Pfarrer und seine Frau erwischte es jeweils mit einem Schuss zwischen die Augen. Beide waren ebenfalls

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