Tod im Pfarrhaus
Stellen hat er unterstrichen.«
»Können wir das Buch hier behalten?«, wollte Irene wissen.
»Nein. Wir sind noch nicht ganz damit fertig. Ich bringe es euch anschließend aber sofort vorbei.«
Mit dieser Auskunft mussten sie sich zufrieden geben. Rasch legte der Mann von der Spurensicherung die beiden Plastiktüten zurück in die Tasche. Dann winkte er einmal in die Runde und ver schwand. Nach seinem Abgang blieb es lange still. Schließlich räusperte sich Andersson und sagte:
»Das verändert die Sachlage. Wahrscheinlich hatte Jacob ein Gewehr und Patronen in der Hütte versteckt. Außerdem hatte er im selben Versteck noch ein Buch von irgendeinem Oberteufel der Satanisten in den USA liegen. Wieso das?«
Hannu brach als Erster das Schweigen.
»Das Gewehr könnte darauf hindeuten, dass er sich bedroht fühlte.«
»Yes. Sonst hätte er die Waffe und die Patronen im Waffenschrank seines Vaters haben müssen. So wie er darf man diese Sachen keinesfalls aufbewahren«, konstatierte Tommy.
Irene nickte zustimmend.
»Da Jacob als Erster erschossen wurde, ist wohl davon auszugehen, dass der Mörder Gewehr und Munition hinter der Wandverkleidung gefunden und ihn damit erschossen hat. Anschließend nahm er die geladene Waffe ins Pfarrhaus mit und erschoss dort das Ehepaar Schyttelius. Wie viele Patronen waren noch im Magazin der Mordwaffe?«
Der Kommissar schaute in seine Notizen, ehe er antwortete:
»Drei.«
Irene nickte.
»Dann hat er zwischen dem Mord an Jacob und den Morden an Sten und Elsa nachgeladen.«
Sie wandte sich an Hannu.
»Wann hat Jacob sein Gewehr gekauft?«
»Vergangenes Jahr im Juni.«
»Aber die Elchjagd beginnt doch erst im Oktober?«
»Er wollte wohl vor der Herbstjagd üben. Oder Hannu hat Recht. Vielleicht fühlte er sich wirklich bedroht«, warf Tommy ein.
»Von wem? Und woher wusste der Mörder, dass Jacob das Gewehr hinter der Wandverkleidung versteckt hatte?«
»Keine Ahnung.«
»Mit dem Gewehr kommen wir nicht weiter. Aber ich frage mich, warum er das Buch versteckt hat?«, meinte Andersson.
»Wegen des Inhalts. War wohl nicht so gut, wenn es gleichzeitig hieß, dass er seinem Alten dabei helfe, die Satanisten im Internet zu jagen«, sagte Fredrik.
Irene dachte eine Weile nach und sagte dann:
»Vielleicht versuchte er damit ja nur, die Satanisten zu verstehen. Vielleicht erleichterte ihm das die Suche, und er konnte die gefundenen Informationen besser einordnen.«
»Möglich. Aber das wissen wir nicht. Wie ich die Sache sehe, müssen wir Rebecka Schyttelius baldmöglichst verhören. Wie steht es mit ihr?«
Der Kommissar wandte sich an Hannu mit seiner Frage.
»Ich habe mit Inspector Glen Thomsen von der Metropolitan Police gesprochen. Er kümmert sich um ihre Sicherheit. Ihr geht es immer noch schlecht. Vielleicht darf sie aber morgen schon das Krankenhaus verlassen. Er hat sie gestern gefragt, ob sie sich ein Motiv für die Morde vorstellen kann. Sie sagt, nein.«
»Hast du irgendwelche anderen Verwandten der Schyttelius aufgetan?«
»Eine vierzehn Jahre ältere Schwester von Sten Schyttelius wohnt in einer betreuten Wohnung für Demenzkranke in Mariestad. Nie verheiratet gewesen. Keine Kinder. Die Schwester dazwischen ist vor zwei Jahren gestorben. Sie war zehn Jahre älter als ihr Bruder. Starb an Brustkrebs. Die tote Schwester hat zwei Söhne. Einer wohnt in Stockholm, der andere hier. Der aus Stockholm reist morgen an, und dann kommen beide her. Ich habe sie um vierzehn Uhr einbestellt.«
»Und Elsa?«
»Einzelkind. Es gibt ein paar Cousinen, aber die habe ich nicht erreicht. Alle scheinen älter als sie zu sein.«
»Okay. Einer von euch fährt nach London und spricht mit Rebecka Schyttelius. Am besten Tommy oder Irene«, sagte der Kommissar.
Tommy wirkte unsicher.
»Hat das nicht bis nächste Woche Zeit?«, fragte er.
»Warum nicht. Dann hat sie auch Zeit, sich wieder zu fangen. Hoffentlich erfahren wir dann mehr. Vorher kann schon mal jemand versuchen, Jacob Schyttelius’ Exfrau ausfindig zu machen und sich mit ihr unterhalten.«
Tommy beugte sich zu Hannu hinüber und flüsterte halblaut:
»Hast du was über sie rausgekriegt?«
Hannu lächelte nur schwach und nickte. Gewisse Fragen waren so blödsinnig, dass sich eine Antwort darauf erübrigte.
»Ich war noch nie in London. Und du?«
»Ich schon. Vierundsiebzig auf einer Sprachreise. Das Einzige, was ich lernte, war, eine Menge Bier zu trinken. Und dann war da noch dieses rothaarige Mädchen
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