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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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sagte Ivar Hallén, während er Margit und Thomas die Hand schüttelte. »Ganz entsetzlich. Oscar war ein sehr geschätzter Kollege und einer unserer gefragtesten Partneranwälte, mit großen Fällen.«
    »Wissen Sie, ob Juliander Ärger mit einem Klienten hatte?«, fragte Thomas, als sie Platz genommen hatten.
    Hallén schien zu überlegen.
    »Davon ist mir nichts bekannt«, erwiderte er. »Als Insolvenzanwalt hat man selten Ärger mit seiner Klientel. Die Unternehmen existieren ja als solche schon nicht mehr, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der Insolvenzverwalter ist eine neutrale Person, die hinzugerufen wird, wenn der Konkurs bereits Tatsache ist.«
    »War Oscar Juliander hier in der Kanzlei beliebt?«, fragte Margit und streckte sich nach einem Stück Schokolade.
    Das war die beste Schokolade, die sie je gegessen hatte. Sie fragte sich, wo man die kaufen konnte. Die kostete bestimmt ein Vermögen.
    Hallén ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er presste die Handflächen aneinander und richtete den Blick auf den Tisch.
    »Beliebt ist vielleicht nicht das richtige Wort«, sagte er schließlich. »Er war geachtet und als Jurist sehr geschätzt. Aber er war schon eine richtige Diva. Wollte am liebsten strahlender Mittelpunkt sein und ließ sich gern zu den verschiedensten Themen von den Medien interviewen.«
    Der Anwalt schwieg einen Moment, bevor er weitersprach.
    »Manche fanden wohl, dass er sich ein bisschen zu oft auf Kosten der Kanzlei in den Vordergrund spielte. Er arbeitete viel und hatte seine assistierenden Juristen fest am Zügel. Sein Team war immer als Erstes im Büro und ging als Letztes.«
    »Hat er viel verdient?«, fragte Margit.
    »Ja, er hat große Aufträge für die Kanzlei an Land gezogen.«
    »Wie werden die Überschüsse verteilt?«, fragte Thomas. »Was machen Sie mit den Gewinnen?«
    »Wir praktizieren echte Partnerschaft«, sagte Hallén.
    »Und was heißt das?«
    »Dass wir alles gerecht teilen. Nach Abzug der Kosten wird der Überschuss unter den Partnern aufgeteilt.«
    »Erwirtschaften denn alle Partner gleich viel?«, wunderte sich Margit.
    »Nein, im Gegenteil«, erwiderte Hallén. »Es gibt ziemlich große Unterschiede, was den finanziellen Erfolg unserer verschiedenen Partner betrifft.«
    »Und warum wird der Gewinn trotzdem nicht nach Erfolg verteilt?«
    Hallén zuckte mit den Schultern.
    »Gute Frage. Der Punkt bei einer echten Partnerschaft ist, dass keiner sich bestimmte Klienten herauspicken kann, um so viel wie möglich zu verdienen. Vielmehr soll jeder Klient den Anwalt bekommen, der ihm am besten helfen kann.«
    »Das Modell dürfte sich in dem Fall für jemanden wie Juliander kaum ausgezahlt haben.«
    »Das ist richtig.« Hallén trank einen Schluck Kaffee aus der blau-weißen Porzellantasse, bevor er weitersprach. »Oscar war mit diesem System auch nicht zufrieden. Tatsache ist, dass er in dieser Frage nicht mit sich reden ließ. Da er einer derjenigen war, die unserer Sozietät am meisten einbrachten, beharrte er darauf, dass ihm auch ein entsprechend größeres Stück vom Kuchen zustünde.«
    »Und was meinten die anderen Partner dazu?«, fragte Margit.
    Hallén richtete den Blick auf einen Punkt an der Wand hinter Margits Kopf. Es dauerte eine Weile, bis er antwortete.
    »Da lag ein ziemlicher Konflikt in der Luft. Oscar drohte mehr oder weniger damit, die Sozietät zu verlassen, falls er seinen Willen nicht bekäme.«
    »Über wie viel Geld reden wir?«, fragte Thomas.
    »Wenn Oscar seinen Willen durchgesetzt hätte, wäre sein Einkommen um mindestens eine Million Kronen gestiegen. Pro Jahr.«
    Manche Leute kriegen den Hals einfach nicht voll, dachte Margit im Stillen. Aber das war im Moment nicht das Problem.
    »War es ein schwerwiegender Konflikt?«, hakte sie nach. »So schwerwiegend, dass jemand den Entschluss gefasst haben könnte, Juliander aus dem Weg zu räumen?«
    Hallén wand sich. Er machte den Eindruck, als täte es ihm leid,seine Zunge nicht besser im Zaum gehalten zu haben, er, der gewiefte Anwalt. Auf einmal war er wesentlich zugeknöpfter.
    »Es war vielleicht ein bisschen voreilig von mir, diese Sache als Konflikt zu bezeichnen. Eigentlich war es eher eine Meinungsverschiedenheit unter den Partnern. Aber nichts, was zu einer Gewalttat geführt haben könnte.« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    Thomas warf Margit einen Blick zu, um zu signalisieren, dass es Zeit war, zum Ende zu kommen. Margit verstand die Botschaft, ohne eine Miene zu

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