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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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beschäftigt war, etwas in einen Computer zu tippen.
    Sachsen deutete auf den Körper, der mit einem weißen Laken bedeckt auf dem Untersuchungstisch lag.
    »Wollt ihr sehen?«, fragte er.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schlug er das Tuch zurück und Oscar Julianders Oberkörper kam zum Vorschein.
    Das Einschussloch der Kugel, die das Opfer getötet hatte, war erstaunlich sauber. Es sah aus, als hätte jemand den Brustkorb mit einem ungeschickten Schnitt verletzt, genau unterhalb der linken Brustwarze.
    »Flotter Typ für sein Alter«, sagte Margit. »Er muss ins Fitnessstudio gegangen sein, um sich derart in Form zu halten.«
    Sie erkannten sein Gesicht aus Presse und Fernsehen wieder. In den Neunzigerjahren war er im Zusammenhang mit ein paar großen Immobilienpleiten öfter im Gespräch gewesen, und danach wandte man sich gerne an ihn, wenn die Meinung eines Anwalts gebraucht wurde.
    »Es besteht kein Zweifel daran, was ihn getötet hat, nehme ich an«, sagte Thomas.
    »Nein, das war unschwer festzustellen«, erwiderte Sachsen. »Der Tod muss so gut wie augenblicklich eingetreten sein.«
    Er beugte sich vor und zeigte mit dem Finger.
    »Die Kugel ist direkt ins Herz gegangen, durch die rechte Herzkammer. Der Schütze hat nicht in gerader Linie vor dem Opfer gestanden, sondern eher etwas nach rechts versetzt. Am Schusskanal durch das Gewebe kann man sehen, dass die Kugel von schräg vorn eingedrungen ist.«
    Thomas erinnerte sich an Fredrik Winberghs Beschreibung.
    Sachsen drehte sich um und nahm mit einer Pinzette vorsichtig einen kleinen, glänzenden Gegenstand aus einer weißen Plastikschale. Er war knapp einen Zentimeter lang und hatte einen Durchmesser von rund fünf Millimetern.
    »Das ist die Kugel. Sieht aus wie eine Gewehrkugel, Teilmantelgeschoss. Sie dürfte gut mit den Verletzungen übereinstimmen.«
    »Also keine Einhandwaffe?«, fragte Margit.
    Sachsen schüttelte den Kopf.
    »Vermutlich nicht. In dem Fall wären mehr Pulverspuren um das Einschussloch zu sehen. Aber mit hundertprozentiger Sicherheit kann ich das nicht sagen, das muss die ballistische Analyse zeigen. Habt ihr Hülsen am Tatort gefunden?«
    »Nein, nichts«, antwortete Thomas. »Noch etwas, was für ein Gewehr spricht?«
    »Dass der Schuss aus großer Entfernung abgegeben wurde«, sagte Sachsen. »Sonst wäre das umliegende Gewebe wesentlich mehr zerstört.«
    Margit betrachtete das kleine Metallstück, das Sachsen zurück in die Schale gelegt hatte.
    »Ein schönes Kaliber«, sagte Sachsen mit Blick auf das Projektil. »Vermutlich eine .22er.«
    »Was heißt das?«, fragte Margit.
    »Ich bin kein Ballistikexperte, aber früher habe ich das eine oder andere Reh geschossen. Das da ist eine Patrone, wie sie oft von Jägern benutzt wird.«
    »Warum das?«
    »Sie verformt sich beim Eindringen in den Körper, deshalb sieht die Spitze wie ein kleiner Champignon aus.«
    »Und verursacht größeren Schaden«, murmelte Margit vor sich hin.
    »Außerdem ist es ungewöhnlich, Bleispitzmunition in einer Pistole zu verwenden«, fuhr Sachsen fort. »Auch das deutet darauf hin, dass ein Gewehr benutzt wurde.«
    Er nahm das Projektil wieder hoch und hielt es ihnen hin, damit sie es besser betrachten konnten.
    »Seht mal hier. Die Spitze ist aus Blei, nur der Mantel ist aus Kupfer. Typische Jagdmunition. Die Kugel bleibt im Körper stecken und verursacht maximalen Schaden, genau wie du gesagt hast, Margit.«
    Er legte die Kugel vorsichtig wieder ab.
    »Ich würde nach einer Jagdwaffe suchen, mit der man Kleinwild schießt.«
    »Wenn jemand mit einem Gewehr geschossen hat, kann er unmöglich an Bord der Swan gewesen sein.« Thomas kam im selben Moment zu diesem Schluss, in dem er den Satz aussprach.
    Da die Kugel von rechts in Julianders Brust eingedrungen war, musste der Mörder sich auf einem Boot befunden haben, das luvwärts der Emerald Gin gelegen hatte. Genauer gesagt, im Zuschauerbereich.
    Ihre Theorie stimmte.
    Thomas schloss die Augen, um sich den Start besser vorstellen zukönnen. Das Polizeiboot hatte ein Stück hinter der Startlinie gelegen, das große Startfahrzeug direkt davor. Rundherum waren Unmengen von Zuschauern gewesen.
    »Es müssen mindestens zwei Personen beteiligt gewesen sein«, dachte Thomas laut. »Einer, der gesteuert, und einer, der geschossen hat. Es ist so gut wie unmöglich, die Wellen zu parieren und gleichzeitig mit einer solchen Präzision zu schießen.«
    »Ist es überhaupt möglich, von einem schaukelnden Boot aus zu

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