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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Sonntag waren, als Oscar Juliander getötet wurde.«
    Sie faltete die Hände auf dem Schoß, bevor sie antwortete. Es sah aus, als würde sie sich auf ein Gebet vorbereiten.
    »Ich war bei meinem Bruder und seiner Familie. In ihrem Landhaus auf Skarpö. Ich habe es in den Nachrichten gehört. Dass er ermordet worden war.«
    »Kann Ihr Bruder bezeugen, dass Sie dort waren?«
    »Natürlich. Es war so furchtbar, es aus dem Fernsehen zu erfahren.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie versuchte, sie wegzuwischen, indem sie vorsichtig mit dem Zeigefinger unter jedem Auge entlangfuhr. »Warum sollte jemand Oscar töten wollen? Ich begreife es einfach nicht«, sagte sie mit einem erstickten Schluchzen.
    »Genau das versuchen wir herauszufinden«, erwiderte Thomas und beugte sich zu Diana Söder vor. »Hat Oscar sich in der letzten Zeit irgendwie anders benommen?«
    Sie dachte nach.
    »Er wirkte sehr gehetzt. Unter Druck. Ich dachte, dass er vielleicht beruflich sehr eingespannt ist. Aber er war das ganze Frühjahr über ziemlich launisch.«
    »Wissen Sie, ob er finanzielle Sorgen hatte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Jedenfalls keine, über die er mit mir gesprochen hätte. Im Gegenteil, er war immer sehr großzügig. Manchmal sind wir zusammen verreist, und dann haben wir immer in exklusiven Hotels gewohnt.« Sie verstummte und sah Thomas fragend an. »Geht es um Geld?«
    »Das kann ich Ihnen im Moment noch nicht sagen.«
    Diana Söder sank im Sessel zurück, und wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    »Wissen Sie, ob Oscar Juliander Drogen genommen hat?«, fragte Thomas weiter. Er bemühte sich, seine Stimme sanft klingen zu lassen. Er wollte die trauernde Frau nicht noch mehr erschrecken.
    Es wurde still im Raum. Nur die Geräusche der Straße waren zu hören. Eine Frau mit Kinderwagen ging an der Tür vorbei, und das Klappern einer Babyrassel drang herein.
    Nach einer Weile sagte Diana leise:
    »Ja, manchmal. Er hat hin und wieder Kokain geschnupft.«
    »Wie fanden Sie das?«, fragte Thomas. »Haben Sie selbst auch was genommen?«
    Diana Söder schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich wäre nie auf die Idee gekommen. Oscar meinte, ich sollte es mal probieren, aber ich wollte nicht. Ich muss an meinen Sohn denken.«
    »Aber Oscar nahm es trotzdem?«
    »Er hat gesagt, es hilft ihm, sich zu konzentrieren. Er könnte dann klarer denken. Tatsächlich haben wir uns deswegen gestritten. Er fand mich hysterisch.«
    »Wie lange ging das?«
    »Ich weiß nicht. Das erste Mal, als er es offen vor mir genommen hat, war vor ungefähr einem Jahr.«
    »Wo waren Sie beide da?«
    »Zu Hause bei mir. Ich war im Bad, und als ich zurück ins Wohnzimmer kam, hatte er weißes Pulver auf einen Taschenspiegel gestreut. Er fragte, ob ich mal probieren wollte.«
    »Haben Sie probiert?«
    »Nein, das sagte ich doch.« Diana Söders Stimme klang scharf.
    »Was passierte dann?«
    »Er hat gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Dass viele Kokain nehmen. Dass es nicht schlimmer als Alkohol ist.«
    »Sie haben nicht daran gedacht, ihn zu verlassen?«
    »Ich habe ihn geliebt. Und ich habe ihm vertraut, als er sagte, er hätte es unter Kontrolle.«
    »Wie wirkte sich das Kokain auf ihn aus?«
    »Er wurde nicht unangenehm, gar nicht. Nur ein bisschen lauter, und seine Augen glänzten. Er schaltete sozusagen in einen höherenGang. Aber er wurde nie aggressiv, kein einziges Mal. Nur lebhafter.« Sie lächelte traurig. »So war Oscar ja, voller Leben.«
    Sie blickte auf die Uhr. Eine diskrete Armbanduhr aus Gold an ihrem schmalen Handgelenk.
    »Ich erwarte einen Kunden, er kommt in zehn Minuten. Meinen Sie, dass wir bald fertig sind? Ich muss mich vorher noch ein bisschen frisch machen. So, wie ich aussehe, kann ich ihn ja nicht empfangen.« Sie blickte Thomas aus geröteten Augen an.
    Thomas unterdrückte ein Seufzen. Vielleicht hatte Julianders vorzeitiger Tod trotz allem etwas Gutes für Diana Söder. Jetzt war sie gezwungen, ihr eigenes Leben weiterzuleben.
    »Nur noch eine letzte Frage. Wissen Sie, ob Oscar irgendwelche Feinde hatte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Davon ist mir nichts bekannt. Aber er konnte ziemlich herablassend gegenüber Leuten sein, die er nicht mochte, besonders gegenüber anderen Anwälten.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er regte sich über ihre Inkompetenz auf. Nannte sie Idioten. Manchmal sagte er, dass dieser oder jener nie in die Anwaltskammer hätte aufgenommen werden dürfen. Oder dass man den Betreffenden

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