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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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einzubuchten?«
    »Nichts haben sie gesagt. Hast du das etwa erwartet?«
    Anneli trat beiseite.
    »Und du? Was hast du gesagt?«
    »Ich habe ihnen gesagt, was ich wusste. Genau wie ich es dir angekündigt hatte. Dass du in der Nacht zu mir nach Hause gekommen und bis zum nächsten Tag geblieben bist.«
    »Und über Bosse?«
    Katja Walter verschränkte die Arme und betrachtete sie ausdruckslos.
    »Ich habe keine Ahnung, was er gemacht hat. Das habe ich auch gesagt.«
    »Was, bitte schön, soll ich ihnen denn sagen, wenn ich das nächste Mal mit ihnen rede!«, schniefte die Jüngere.
    Katja Walter steckte den Schlüssel ins Türschloss.
    »Das geht mich nichts an. Aber wenn du nur etwas Grips hast, dann sagst du nicht mehr, als du weißt.«
    Anneli Holm rang die Hände.
    »Verdammt, Mama, du weißt doch ganz genau, dass er es nicht getan haben kann!«
    »Ich bin nicht deine Mama. Und seine auch nicht.«
    Sie legte ihre Hand auf die Klinke.
    »Jetzt will ich meine Ruhe haben. Wir können uns später unterhalten.«
    »Sie sind jetzt da und durchsuchen seine Wohnung!«, schrie ihr die Jüngere hinterher.
    »Was hattest du erwartet?«, entgegnete sie, ohne sich umzudrehen.

    Sie streifte die Kostümjacke ab und warf sie über einen Stuhl, knöpfte die enge Hose auf und ließ sich aufs Sofa sinken. Dann massierte sie sich den Bauch. Sie fühlte sich aufgebläht, und ihr war übel. Sie sah an sich hinunter und verzog das Gesicht.
    Normalerweise ließ es sie kalt, aber jetzt betrachtete sie ihren Körper mit regelrechtem Widerwillen. Die Fettwülste um die Taille. Der Bauch, der nach vorn quoll, sobald sie sich hinsetzte.
    Bis sie vierzig gewesen war, hatte sie keinerlei Probleme mit ihrem Gewicht gehabt und eine Figur wie mit zwanzig. Flacher Bauch, schlank. Der Busen relativ klein, aber fest und wohlgeformt. Jetzt ging alles aus dem Leim.
    Das lag natürlich am Alter und daran, dass es ihr egal war, wie sie aussah. Heute war eine Ausnahme gewesen. Sie hatte gewusst, dass sie einen gewissen Eindruck machen musste und nicht wie eine x-beliebige Trinkerin ins Präsidium stolpern durfte. Sie war sich auch recht sicher, dass ihr das geglückt war.
    Sie massierte sich immer noch ihren schmerzenden Bauch.
    Das Alter. Aber wahrscheinlich waren es auch ihre Gene. Ihre Großmutter hatte genauso ausgesehen, jedenfalls glaubte sie, sich daran zu erinnern. Eine Tonne. Und Mama erst, trotz ihrer ewigen Abmagerungskuren. Sie dachte daran, wie ihr Papa ihr immer den Arm um die Taille gelegt hatte. Er hatte zugedrückt und lachend gesagt, er habe gern ordentlich was im Arm. Was wohl auch stimmte, obwohl er sich vorzugsweise andernorts bediente. Ob Mama das gewusst hatte? Wahrscheinlich. Sie selbst war kaum älter als zwölf oder dreizehn gewesen, als sie das begriffen hatte. Er hatte eine Reihe von mehr oder weniger lange andauernden Affären gehabt. Sie hatte ihm verziehen, dachte sie mit einem schiefen Lächeln. Sie hatte das gar nicht mal als Verrat empfunden, sondern eher gemeint, dass es dieser übellaunigen alten Kuh, die wehleidig zu Hause herumsaß und einen Sherry nach dem anderen trank, recht geschah. Sie war immer Papas Liebling gewesen und hätte ihm alles verziehen.
    Dass er den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte, als sie mit Weine zusammengezogen war, hatte sie mehr als ein Zugeständnis an Mama und diese ganze verdammte vornehme Sippschaft, in die er eingeheiratet hatte, aufgefasst. Sie hatte es nicht richtig ernst nehmen können.
    Das Unverzeihliche hatte sich erst ereignet, als sie zu Hause angerufen und von Jenny erzählt hatte. Er hatte erwidert, dass jede mit so was rechnen müsse, die rumhurte wie eine geile Dorfhündin. Es sei wahrscheinlich das Beste so. Jetzt sähe sie vielleicht ein, dass sie ihr Leben in den Griff kriegen müsse, solange das noch möglich sei.
    Sie hatte nie wieder mit ihm gesprochen. Nicht einmal, als er mit Magenkrebs im Sterben lag und in weinerlichen Briefen darum bat, sie noch ein letztes Mal zu sehen. Nicht einmal da hatte sie sich bei ihm gemeldet.
    Plötzlich schüttelte sie sich. Ein unerwarteter Schmerz erfüllte sie bei diesem Gedanken. Er war so durchdringend, überrumpelte sie derart, dass sie nach Luft rang. Sie war sich nicht sicher, ob er Jenny oder ihrem Vater galt. Oder beiden.
    Vielleicht dem ganzen Leben.
    Langsam erhob sie sich, zog die Hose aus und warf sie beiseite. Sie durchquerte das Zimmer, stellte sich seitlich ans Fenster und schaute die Straße entlang. Zwei Autos vor

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