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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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vergeuden.«
    Er drehte sich um und marschierte nach draußen. Er war bereits über die Schwelle getreten, als er ihm mit schriller Stimme hinterherrief:
    »Und wie soll ich dahin kommen, verdammt nochmal?
    Vielleicht auf einem Bein hüpfen?«

    Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln. Er fuhr jetzt ruhiger, auf der rechten Spur, und machte allen, die vorbei wollten, ausreichend Platz. Seine Gedanken weilten immer noch bei dem Unfall und den Jahren danach.
     
    Norrtälje. Fast vier Jahre lang war er dort geblieben. Er hatte über so gut wie alles geschrieben, über das es sich zu schreiben lohnte. Plus genauso viel anderes. Mit seiner etwas behäbigen Intuition hatte Lasse Henning bei ihm etwas geahnt, worüber die anderen nur gelacht hätten. Ja, er selbst auch.
    War er ein guter Journalist geworden? Ja, zu diesem Schluss kam er nach einigem Nachdenken, das war er wohl. Aber nicht für eine Redaktionsleitung geschaffen. Zu stur und eigensinnig.
    Immer auf der Jagd nach einer eigenen Perspektive, etwas, was dem Text die besondere Würze verlieh, wie unbedeutend der Artikel auch sein mochte. Er wollte keinen Zweifel daran lassen, dass er ihn geschrieben hatte. Er wusste auch weshalb: Für ihn ging es ums Überleben, zu zeigen, dass er existierte.
    Nach der Zeit in Norrtälje hatte er nur noch frei gearbeitet. Mit durchwachsenem Erfolg. Anfang der Neunziger hatte er einen Durchbruch erlebt, als er einen Themenbereich gewählt hatte, den er besser kannte als die meisten seiner Kollegen. Eine Mischung aus Sozial- und Kriminaljournalistik mit einem persönlichen Ton, der den Lesern zu gefallen schien. Plötzlich hatte er keine Probleme mehr damit, seine Artikel unterzubringen, eine Zeit lang konnte er sich die Zeitungen sogar aussuchen. Danach ebbte sein Erfolg ab, und es ging abwärts. Aus verschiedenen Gründen. Eine Serie von Artikeln über das unerklärliche Verschwinden von Personen für eine der Abendzeitungen Ende der Neunziger war wie ein Schlusspunkt gewesen. Sie lag nun zwei Jahre zurück.
    Er konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Nach der südlichen Abfahrt nach Gävle war der Verkehr dichter geworden. Es ging auf zwölf Uhr zu, Rushhour. Die Autos kamen nur zäh voran, und er begann, nach Verkehrsschildern Ausschau zu halten. Er fuhr unter der die E 4 überspannenden Raststätte Gävlebro hindurch, die wie die Miniaturausgabe des Stockholmer Katarinafahrstuhls über der Autobahn schwebte, und bog auf die Bundesstraße 80 ab, Richtung Sandviken und Falun.

    Ein Wohnviertel am Stadtrand, Reihenhäuser und Einfamilienhäuser. Er fuhr langsamer, wendete und fuhr zurück.
    Vor einem einstöckigen Haus aus weißen Betonsteinen hielt er an. An der Einfahrt war keine Hausnummer angebracht, aber die Nummern der Nachbarhäuser stimmten, und das sprach dafür, dass er das richtige Haus gefunden hatte.
    Er blieb sitzen und betrachtete das Haus. Die heruntergekommene Fassade hatte einen Grauschleier. Eine Reihe unbeschnittener Büsche stand am Zaun zur Straße. Sonst wuchs auf dem Grundstück nichts. Auf dem Rasen stand eine Wäschespinne, die sich bedenklich zur Seite neigte. Die Gartenmöbel aus Plastik schienen den ganzen Winter über draußen gestanden zu haben. Zwei Autos parkten in der Auffahrt. Ein angerosteter Saab und ein neuerer Mazda.
    Er stieß die Fahrertür auf, stieg aus, überquerte die Straße und ging auf das Haus zu. Mit zwei großen Schritten erklomm er die Außentreppe. Er klingelte, lehnte sich an das schmiedeeiserne Geländer und wartete. Klingelte erneut. Er hörte, wie sich jemand im Haus bewegte, in die Diele trat und dort kurz stehen blieb. Dann wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht.
     
    Der Mann, der ihm öffnete, war um die vierzig. Groß, leicht gebeugt, das Haar zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er sah Nielsen fragend, mit einem nervösen Zucken um die Augen, an.
    Nielsen räusperte sich.
    »Rosemarie Karlsson«, sagte er. »Da bin ich doch richtig hier, nicht wahr? Ich würde mich gerne mit ihr unterhalten, falls das möglich wäre.«
    Der Mann schaute sich um.
    »Rosemarie«, sagte er halblaut. »Hier ist ein …«
    »Hab ich gehört«, unterbrach ihn eine Stimme aus dem Innern des Hauses.
    Nielsen wartete.
    »Ich habe angerufen«, sagte er schließlich. »Gestern. Sie waren vielleicht nicht zu Hause?«
    Der Mann sah ihn noch einen Augenblick schweigend an.
    Dann drehte er sich um und ging den Flur entlang. Nielsen folgte ihm und blieb auf der

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