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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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etwas Bewegung verschaffen und dorthin gehen, ehe er erwachte, hatte er gedacht und leise gelacht. Dann hatte er den ersten Schritt getan.
    Dann war nichts passiert, bis sich jemand über ihn gebeugt hatte, ihm forschend in die Augen geblickt, seinen Arm gepackt und ihn geschüttelt hatte, immer wieder. Schließlich hatte er verärgert gefaucht: Verdammt nochmal, natürlich sei er wach!
    Wie solle jemand bei diesem andauernden Gerüttel schlafen können! Er hatte der ruhigen Stimme zugehört, die ihm langsam erklärt hatte, dass sein Unterschenkel nicht zu retten gewesen sei, er sei zu stark gequetscht gewesen, aber das Kniegelenk sei so gut wie intakt und der Stumpf darunter auch, was das Befestigen und die Handhabung einer Prothese ungemein erleichtern würde. Nach etwas Übung würde er sich wieder fast ungehindert bewegen können.
    Er hatte sich nicht beherrschen können, sondern hatte losgekichert.
    Stumpf! Das klang so verdammt lächerlich! Und er war sich dessen bewusst gewesen, dass er immer noch schlief und träumte. Er hatte die Augen geschlossen und war in eine Art Schlaf im Schlaf gefallen, in einen Traum im Traum, hatte er lächelnd gedacht.
     
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals so gut geschlafen zu haben wie dieses Mal. So glücklich, so kindlich sorgenlos.
    Vorher nicht, und ganz sicher anschließend auch nicht.
    Morphium wahrscheinlich, wohldosiert.
    An die folgenden Monate konnte er sich kaum noch erinnern.
    Er war in einem dunklen Schacht herumgekrochen. Dann hatte er beschlossen, überhaupt nichts mehr zu tun. Es hatte kein Leben mehr gegeben. Jedenfalls nicht so, wie er es hatte haben wollen. Auf das, was man ihm anzubieten hatte, konnte er gut verzichten.
    Etwa ein halbes Jahr später war Lasse Henning aufgetaucht.
    Ausdruckslos hatte er den Polizisten angestarrt, dessen massiger Körper fast den ganzen Türrahmen ausfüllte. Er wusste, dass Henning sich wiederholte Male bei Janne und Kerstin nach seinem Befinden erkundigt hatte. Wie so eine blöde Mutter Teresa war er ihm vorgekommen. Weder vorher noch bei seinem Auftauchen jetzt hatte er Lust gehabt, mit ihm zu reden.
    Lasse Henning nickte ihm zu, schlenderte ins Zimmer und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Er betrachtete ihn schweigend.
    »Falls du interessiert bist, gibt es einen Job für dich«, meinte er schließlich.
    Er antwortete ihm nicht.
    »Bei der Norrtelje Tidning «, fuhr Lasse Henning fort.
    »Ein Cousin von mir ist da Chefredakteur. Das behauptet er jedenfalls selbst. Sie könnten sich vorstellen, im Sommer einen Volontär zu beschäftigen.«
    »Was redest du da für einen Scheiß?«, entgegnete er verächtlich. »Was soll der Schwachsinn?«
    Lasse Henning seufzte.
    »Ist das so schwer zu verstehen? Eine Anstellung auf Probe.
    Entweder kommst du damit klar oder eben nicht.«
    »Und wie denkst du dir, soll das gehen? Damit?«
    Er beugte sich vor und deutete auf sein Bein. Das Hosenbein war wie bei einem Kriegsinvaliden hochgesteckt. Die Prothese hatte er in die Ecke geschmissen.
    Fast uninteressiert warf Lasse Henning einen Blick auf das Bein.
    »Du könntest ja versuchen, stattdessen deinen Kopf zu verwenden. Das wäre vielleicht passender.«
    Er gähnte und rieb sich die Augen.
    »Du, ich habe nicht so verdammt viel Zeit. Ich habe auch keine Lust, dir damit in den Ohren zu liegen. Du sagst ja oder nein, und das ist alles. Es ist ein Provinzblättchen, und das merkt man. Für die ist alles interessant. Lokalnachrichten. Aber zum Anfangen sicher nicht schlecht. Da hat man die Möglichkeit, das Handwerk von der Pike auf zu lernen.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Ich habe dir ja schon des Öfteren zugehört. Wenn man so hemmungslos und überzeugend lügen kann wie du, dann müsste man eigentlich eine Zukunft bei der Presse haben, das habe ich mir immer gedacht. Aber es gibt da noch einen Haken. Die Voraussetzung für dieses Projekt wäre, dass ich dein Bewährungshelfer werde.«
    Er betrachtete Lasse Henning mit einem schiefen Lächeln und schüttelte den Kopf.
    »Ach, was du nicht sagst? Und wie dankbar soll ich jetzt sein?
    Soll ich mich etwa untertänigst verbeugen und dir hin und wieder meinen Arsch hinhalten, wenn du gerade Lust hast?«
    Lasse Henning wurde über und über rot. Unerwartet rasch stand er auf, machte einen Schritt nach vorn, hielt inne und hob die Hände.
    »Ich geb’s auf. Du bist ein richtig taffer Kerl, nicht wahr?
    Allemal zu taff für mich. Ich kann meine Zeit auch mit was Sinnvollerem

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