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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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zur Hälfte hinter einem Birkenhain.
    Nielsen schaute sich um. Ausnahmslos niedrige Häuser mit Eigentumswohnungen. Er überlegte einen Augenblick, wie teuer sie wohl sein mochten. Inzwischen kosteten sie wahrscheinlich ein Vermögen. Eine Summe, für die man sich auf dem Land ein kleineres Gut kaufen konnte. Oder zwei. Lasse Henning hatte ein gutes Geschäft gemacht. Genauer gesagt Gisela, die wahrscheinlich sowohl über den Geschäftssinn als auch über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte. Lasses Vermögen war bei der Scheidung draufgegangen.
    Aus südlicher Richtung war das leise Rauschen der E 4 zu hören. Er beugte sich vor. In einiger Entfernung konnte er zwischen Häusern und Grünflächen die Autobahnauffahrt ausmachen. Auf der anderen Seite lagen die Vororte Bredäng und Sätra. Die alten Jagdgründe seiner Kindheit, nachdem er als Zehnjähriger mit Janne und Kerstin dorthin gezogen war. Seit Jahren war er nicht mehr dort gewesen. Seit Jahrzehnten.
    Obwohl Kerstin noch lange nach Jannes Tod, bis in die neunziger Jahre, in der alten Wohnung gewohnt hatte. Weshalb?
    Er hatte es einfach nicht über sich gebracht. Zu viele ungeklärte Dinge, denen er sich nicht hatte stellen wollen, und für die er sich geschämt hatte. Ein Teufelskreis der Schuld, aus dem er sich nicht befreien konnte.
    Er wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, dass Lasse ausgerechnet hier gelandet war, wo er Teile seiner Kindheit verbracht hatte.
    Lasse Henning kam mit einem Tablett heraus. Er schob eine Flasche Mineralwasser über den Tisch, ließ sich auf einen der Stühle sinken und öffnete eine Dose Bier.
    »Auf das neue Leben, Johnny«, sagte er und deutete auf das Mineralwasser.
    Nielsen hob die Schultern.
    »Ich weiß nicht, ob es einen Grund zum Anstoßen gibt.
    Weder, was das Neue, noch, was das Alte betrifft.«
    Er goss sich dennoch Mineralwasser ein und hob das Glas.
    »Du bist so verdammt heikel«, schnaubte Lasse Henning.
    »Das warst du schon immer. Man soll nicht mit seinem Schicksal hadern. Lernst du das denn nie?«
    Er nahm einen Schluck aus seiner Bierdose, kratzte sich am Kinn und musterte den anderen nachdenklich.
    »Das mit Haglund war schlampig«, fuhr er nach einer Weile fort. »Das hätte ich herausfinden müssen. Aber du hast dann ja trotzdem alles Nötige erfahren. Und noch mehr. Dir scheint die Fähigkeit, andere zum Reden zu bringen, nicht abhanden gekommen zu sein.«
    »Das ist keine Kunst«, meinte Nielsen. »Die Leute wollen erzählen, hast du das nie bemerkt? Dafür braucht es nicht viel, nur einen kleinen Stups, dann legen sie los.«
    »Besonders wenn man ihnen ein Honorar verspricht«, ergänzte Lasse Henning.
    »Nordin?«
    Nielsen wirkte schuldbewusst.
    »Ja, das war nicht gerade nett. Obwohl ich ihm genau genommen nichts versprochen habe. Er hatte sich eher selbst etwas versprochen. Ich habe ihm, wie gesagt, nur einen kleinen Stups gegeben. Und bei der Tochter und dem Schwiegersohn war nicht mal das nötig. Die quasselten ohne mein Zutun gleich drauflos.«
    Lasse Henning nickte.
    »Das war ein regelrechter Wortschwall. Obwohl sie vermutlich nichts mit den Morden zu tun hat. Weder sie noch ihr Typ. Laut Magnusson haben sie ein Alibi für das gesamte Wochenende. Sie waren in ihrem Sommerhaus am Meer nördlich von Gävle. Die Nachbarn konnten das bezeugen.«
    »Und Nordin?«
    »Der stand eigentlich nie unter Verdacht. Genauso wenig wie die Besitzer der Sommerhäuser. Schließlich haben sich bisher alle auf Lindberg konzentriert.«
    Nielsen nahm einen Schluck Mineralwasser.
    »Die Opfer. Das Ehepaar Haglund«, meinte er. »Weißt du jetzt mehr?«
    »Zumindest über ihn. An einiges erinnere ich mich sogar noch.«
    Lasse Henning kratzte sich erneut das Kinn und räusperte sich.
    »Harry Haglund, geboren 1928. Bereits Ende der Vierziger zum ersten Mal verurteilt, oben in Borlänge. Kleinkriminalität, ich glaube, dass er ein paar Monate einsaß. Und dann ging es immer so weiter. In den Fünfzigern wird er mehrmals wegen Körperverletzung und Diebstahl verurteilt. Aber meistens konnte man ihm nichts nachweisen. Es war nicht leicht, jemanden zum Reden zu bringen, wenn es um Haglund ging. Er war berüchtigt für seine Niedertracht. Man legte sich mit ihm nicht an, wenn es sich vermeiden ließ. Bei ein paar ungeklärten Todesfällen - Totschlag beziehungsweise Mord - tauchte er auf der Verdächtigenliste auf. Gegen Mitte der Sechziger kletterte er ein Stück die Leiter nach oben und

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