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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Vorfällen im Sommerhaus zu tun hatte?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Und was glaubst du?«
    Lasse Henning brummte vor sich hin. »Was Lindberg angeht, glaube ich überhaupt nichts mehr.«
    »Und diese andere Frau?«, fragte Nielsen. »Weiß man was über sie?«
    »Nein«, antwortete Lasse Henning, »von ihr fehlt jede Spur.«
    Dann schwieg er wieder eine Weile.
    »Er weiß von dir.«
    »Wie bitte?«, stammelte Nielsen.
    »Er kennt dich vielleicht nicht persönlich, aber er weiß, dass sich jemand für seinen Hintergrund interessiert.«
    »Woher?«
    »Er hat sich nicht die Mühe gemacht, mir das zu erklären«, sagte Lasse Henning, »aber vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, mit wem du gesprochen hast.«

    Am frühen Nachmittag fuhr er durch Västerås, verließ später die Autobahn und bog auf den Riksvägen 66 Richtung Surahammar ab. Nach etlichen Kilometern tauchte der Wegweiser nach Kulla auf, und er bog erneut ab. Das Haus lag etwas außerhalb des Ortes und gehörte zu einer von Ackerland, Weiden und Wald umgebenen Reihenhaussiedlung.
    Nielsen betrachtete den Mann in der Tür. Conny Lagerstedt sah nicht so aus, wie er erwartet hatte. Am Telefon hatte er mit einem rauen Bass gesprochen. Die Stimme und das, was er über seinen Hintergrund wusste, hatten ihn das Bild eines bärtigen untersetzten Mannes, mit den Oberarmen und dem Oberkörper eines Gewichthebers, vermuten lassen.
    So mochte es vielleicht einmal gewesen sein, früher.
    Jetzt waren seine Arme, die auf einem Rollator ruhten, so schmal und zerbrechlich wie die eines Greises. Sein Brustkorb war eingesunken. Sein Bart war schütter und grau. Seine Augen versteckte er hinter einer dunklen Sonnenbrille. Er nickte seinem Besucher zu.
    »Nielsen?«, fragte er. »Kommen Sie rein.«
    Nur mit Mühe gelang es ihm, den Rollator in der Diele zu wenden. Nielsen bemerkte, dass ihm die Jeans fast von den abgemagerten Hüften rutschte und seine knochigen
    Schulterblätter sich unter dem T-Shirt abzeichneten.
    »Sie interessieren sich also für Bobban?«, fragte ihn Conny Lagerstedt über die Schulter. »Es war ja fast zu erwarten, dass sich mal jemand nach ihm erkundigen würde.«
    »Ah ja?«, meinte Nielsen. »Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
    Conny Lagerstedt schwankte. Nielsen befürchtete, dass er umfallen würde.
    »Tja, nicht nur einen«, sagte er und lachte leise. »Ich könnte Ihnen Dutzende nennen.«
    Er ließ sich auf einen Stuhl sinken, scheinbar eine Spezialanfertigung mit verstellbarer Höhe, Fußstütze und Rückenlehne. Ein Kissen verteilte den Druck auf den Körper.
    An der Rückenlehne war eine Sauerstoffflasche befestigt. Die Maske hing über der Armlehne.
    Nielsen sah sich um.
    »Sieht neu aus«, sagte er.
    »Noch nicht mal ein Jahr alt«, entgegnete der andere mit seiner rauen Stimme. »Mein Vater hat mir diesen Schuppen hingestellt.«
    Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte und griff dann zur Atemmaske, hielt sie vor sein Gesicht und atmete tief ein. Dann ließ er sie fallen und machte eine ausholende Armbewegung.
    »Er hatte das Grundstück noch von früher. Es gehörte zu unserem einstigen Familienhof, auf dem er zur Welt kam. Lang ist’s her. Als ich Bobban kennen lernte, wohnten wir in Väringe.
    Das ist so ein elendes Kaff bei Enköping. Mein Vater hatte so einen Drecksjob in einer Maschinenfabrik in der Stadt.«
    Er nahm die Sonnenbrille ab. Seine Augen waren blutunterlaufen. Der Blick wirkte müde, aber gleichzeitig aufmerksam. Neugierig.
    »Wie sind Sie auf mich gestoßen?«, fragte er.
    »Ich habe mich durchgefragt«, antwortete Nielsen.
    Er hatte sich an die Schulen gewandt. Er hatte Lindbergs Kindheit und Jugend durchforstet und eine Liste der Schulen aufgestellt, die er möglicherweise besucht haben könnte, und unzählige ehemalige Lehrer und anderes Schulpersonal angerufen. Auf diese Weise hatte er Schülerlisten erhalten, die er nach interessanten Mitschülern absuchte. Glücklicherweise hatte er nicht allzu viele Telefonate führen müssen, bis er auf Conny Lagerstedt gestoßen war. Bo Lindberg und er waren unzertrennlich gewesen.
    Conny Lagerstedt schmunzelte.
    »Es gibt also immer noch Leute, die sich an uns erinnern?«
    Nielsen nickte.
    »Das kann man wohl sagen.«
    Conny Lagerstedt lachte.
    »Mir geht das Herz auf.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und sah Nielsen blinzelnd an.
    »Und Sie haben vielleicht weitergesucht und noch so manches andere über mich herausgefunden? Irgendwie habe ich das im

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