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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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der richtigen Erziehung auch abgewöhnen, das ist mir allmählich klar geworden. Jetzt klingst du eher wie eine verdammte Sau …«
    Er lachte und stupste sie vorsichtig mit dem Fuß.
    »Das passt auch besser, hab ich Recht?«
    Dann wartete er einen Augenblick und sah sie nachdenklich an.
    »Wenn du nur allmählich reden würdest. Mir sagen würdest, was ich wissen will. Dann könnten wir das hier hinter uns bringen, und du müsstest keine Schmerzen mehr aushalten. Nie mehr. Das verspreche ich dir.«
    Ihr Nasenbein war bereits gebrochen, und sie atmete pfeifend.
    Er breitete die Arme aus.
    »Aber natürlich, ich vergaß. Du kannst ja gar nicht! Wie dumm von mir.«
    Er zeigte sich einen Vogel und verzog bedauernd das Gesicht.
    Dann beugte er sich vor und riss ihr mit einer raschen Bewegung den Klebestreifen vom Mund. Sie winselte leise.
    »Fang jetzt nicht schon wieder an, wo du doch schon so brav warst. Sag einfach was. Erzähl.«
    Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht, ihre Lippen, die sich bewegten, und beugte sich näher heran. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf.
    »Ich muss mich verhört haben. Es klang, als hättest du
    ›Verdammtes Schwein!‹ gesagt. Das muss wohl daran liegen, dass man dich so schwer versteht, weil du fast keinen Zahn mehr in der Fresse hast. Die müssen irgendwie rausgefallen sein.
    Liegt das am Alter? Oder ernährst du dich falsch?«
    Er richtete sich wieder auf.
    »Aber vielleicht gelingt es dir noch, etwas Verständliches zu äußern. Schließlich warst du gerade eben noch so gelehrig. Man muss nur die richtige Methode anwenden.«
    Er hielt inne.
    »Uns bleibt nicht viel Zeit, wir müssen also versuchen, was zu finden, was schnell geht. Ich könnte mir Benzin vorstellen.
    Unterleib bis zur Ritze, dann ein Streichholz. Was hältst du davon?«
    Er sah sich um.
    »Irgendwo muss hier ein Kanister stehen, meine ich mich zu erinnern. Für den Rasenmäher.«
    Er hatte sie einen Moment aus den Augen gelassen, und sie wusste, dass wahrscheinlich keine bessere Chance kommen würde. Sie hatte sich halb aufgerichtet. Als er das bemerkte, rammte sie den abgebrochenen Besenstiel nach oben. Er versuchte sich zur Seite zu werfen, aber es war zu spät. Das Holz bohrte sich in seine Leiste, und sie drückte immer weiter nach oben, immer weiter in ihn hinein.
    Er packte ihren Hals und drückte zu, aber sie ließ nicht ab und spürte, wie seine Umklammerung nachließ. Er konnte nicht mehr stehen und sank in die Knie. Sie sah sein Gesicht jetzt ganz dicht vor ihrem. Er riss die Augen auf, die aus den Höhlen zu treten drohten. Immer wieder öffnete und schloss er den Mund, ohne einen Laut hervorzubringen.
    »Hilfe«, hörte sie ihn schließlich flüstern. »Hilf mir …«
    Sie sah ihn an und versuchte, mit ihrem zerschlagenen Gesicht zu lächeln.
    »Natürlich, Bosse«, röchelte sie. »Mach ich.«
    Sie legte ihm ihre Hände auf die Schultern, stemmte sich hoch und drückte ihn nach unten auf den abgebrochenen Besenstiel.
    Jetzt schrie er, brüllte lauter und immer lauter.

     
    Sie lag mitten auf der Treppe. Sie hatte sich Stufe um Stufe hochgeschleppt. Sie verspürte keinen unterscheidbaren Schmerz mehr. Ihr ganzer Körper war eine einzige offene Wunde. Sie nahm an, dass ein Bein gebrochen war, da sie nicht auftreten konnte. Ihre Rippen waren ebenfalls gebrochen. Das Nasenbein.
    Irgendetwas mit ihrem Bauch war auch nicht in Ordnung. Aber ihre Hände und Arme waren noch funktionstüchtig, und sie zog sich unendlich langsam die steile Treppe hoch.
    Manchmal meinte sie, ihn unten im Heizungskeller zu hören.
    Lebte er noch? Würde er sich gleich wieder über sie beugen? Sie spürte, wie die Panik in ihr aufstieg. Sie hatte nicht die Kraft, noch einmal zu kämpfen. Als sie auf dem Boden gelegen und den Besenstiel umklammert hatte, war sie so gut wie am Ende gewesen. Sie hatte Stunden gebraucht, um sich von dem Kabel zu befreien, mit dem ihre Handgelenke gefesselt gewesen waren. Sie hatte so lange ruckartig gezogen, bis das Metall in der Plastikummantelung poröser geworden war, stundenlang, hatte gespürt, wie ihr das Kabel in die Haut schnitt, und sich trotzdem gezwungen weiterzumachen. Als das Kabel schließlich gerissen war, hatte sie es nicht für möglich halten können. Erst als sie ihre ramponierten Handgelenke gesehen hatte, war ihr bewusst geworden, dass es ihr tatsächlich geglückt war. Aber sie wusste auch, was ihr noch bevorstand.
    Sie hatte sich das Klebeband vom Mund gerissen und das

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