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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Kabelgewirr von ihren Beinen losgemacht. Dann hatte sie versucht aufzustehen, doch sie hatte keine Kraft in den Beinen.
    Also war sie zur Tür hinübergekrochen und hatte sich an der Türklinke hochgezogen. Sie hatte an der Tür gerüttelt, aber rasch aufgegeben. Sie hatte den Besen neben der Tür entdeckt und unter die Türklinke geklemmt. Nach einigen Hebelbewegungen war er abgebrochen. Dann hatte sie den Besenstiel auf dem Betonboden glatt geschliffen. Als sie keine Kraft mehr gehabt hatte, war sie keuchend liegen geblieben. Sie hatte gewusst, dass sie versuchen musste, sich vor seiner Rückkehr auszuruhen und Kräfte zu sammeln, obwohl auch das nicht ausreichen würde. Sie hatte an die Decke gestarrt. Trotz der Dunkelheit hatte sie die nackte Glühbirne erkennen können.
    Mühsam hatte sie sich auf ein Bein und den abgebrochenen Besenstiel gestützt aufgerichtet und die Glühbirne leicht herausgedreht. Dann war sie wieder zum Heizkessel zurückgekrochen. Widerwillig hatte sie sich das Klebeband wieder vor den Mund geklebt, die Kabel um Hand- und Fußgelenke gewickelt und ihre alte Position eingenommen, wobei sie den Besenstiel unter sich versteckt hatte.
    Dann hatte sie gewartet …
    Jetzt zog sie sich unendlich langsam die Treppe hoch.
    Manchmal machte sie eine Pause, hielt den Atem an und lauschte. Sie wusste, dass sie den Keller verlassen musste. Sie musste weg. Sie durfte nicht aufgeben und auch nicht das Bewusstsein verlieren. Sie musste weiter, Zentimeter um Zentimeter. Sie musste überlegen, planen. Was sie anschließend sagen würde. Wie viel oder wie wenig.
     
    Das Haus wirkt unbewohnt, dachte Nielsen. Irgendwie tot.
    Vielleicht war das so früh am Morgen auch nicht weiter verwunderlich. Außerdem hatte ihn dieses Gefühl bereits bei seinem letzten Besuch beschlichen. Er betrachtete das Einfamilienhaus und erkannte, was dieses Mal anders war: Der weiße Volvo 740 stand nicht mehr in der Auffahrt.
    Er blieb im Auto sitzen.
    Gegen drei Uhr morgens - nach ein paar Stunden Schlaf - war ihm plötzlich klar geworden, wo Lindberg sich aufhielt. Er hatte sich aus dem Bett gerollt, zu seinem Notizbuch gegriffen und eine Telefonnummer gewählt. Lagerstedt der Ältere hatte schlaftrunken abgehoben. Seine Stimme hatte feindselig geklungen, als ihm klar geworden war, dass Nielsen der Anrufer war und worum es ging.
    »Ich soll Conny wecken? Kommt nicht in Frage.«
    »Ich kann mich auch mit Ihnen unterhalten«, sagte Nielsen.
    »Ich weiß, dass Conny Lindberg angerufen hat. Er wusste, wo er sich aufhielt. Bei seinem Onkel. Dort hat er ihn erreicht.
    Stimmt’s?«
    Es wurde still, dann knallte der Mann den Hörer auf die Gabel.
    Sein Schweigen hatte ihn überzeugt. Fast wie ein Schlafwandler hatte er sich seine Schuhe angezogen, sein Jackett umgehängt und die Wohnung verlassen.
    Jetzt war er sich plötzlich nicht mehr so sicher. Nachdenklich sah er weiterhin zum Haus hinauf. Was sollte er tun? Klingeln?
    Und wenn niemand öffnete? Die Tür eintreten? Und wenn der Onkel auftauchte und ihn rauswarf?
    Er fluchte halblaut vor sich hin, stieß die Fahrertür auf und stieg aus. Er ging auf die Haustür zu und hinkte dabei ein wenig, weil seine Glieder nach der stundenlangen Autofahrt vollkommen steif waren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht erklomm er die Stufen. Er klingelte, wartete eine Weile und klopfte dann fest an die Tür. Nichts geschah. Unentschlossen 206
    blieb er stehen und klopfte ein weiteres Mal. Er wollte schon die Treppe hinunter und um das Haus herumgehen, als er plötzlich innehielt. Aus dem Haus drang ein Geräusch. Ein Klopfen.
    Leise, aber beharrlich wiederkehrend.
    »Hallo! Ist da jemand?«, rief er und lauschte.
    Kurz darauf hörte er das Klopfen wieder. Dieses Mal lauter.
    Dann hörte es auf, und er hörte ein Geräusch, bei dem sich ihm die Haare sträubten. Ein unmenschlicher Laut, ein gedämpfter Aufschrei. Dann wurde es wieder still.
    Nielsen eilte die Treppe hinunter und auf die Feuerleiter zu. Er zog sein Jackett aus, wickelte es um seinen Arm und kletterte ein paar Sprossen hinauf. Er schlug das Fenster neben der Leiter ein, schob die Splitter beiseite, griff hinein und öffnete.
    Keuchend schwang er sich von der Leiter zum Fenster, wälzte seinen schweren Körper über die Fensterbank und rollte kopfüber ins Wohnzimmer.
    Als er wieder auf die Beine kam, sah er sie. Sie lag mit dem Gesicht nach unten quer über der Schwelle der Kellertür. Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie hob mit

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