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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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meine unbedingt offenlassen; Narr, der ich war.
    Ich ging durch die Luftschleuse in den Eßsaal. Eine Woge von Lärm empfing mich. Die Leute sind zwar immer noch halb benommen und unausgeschlafen, aber sie reden, soviel sie können, weil sie vielleicht bis zum Abend keine Gelegenheit mehr haben werden, mit einem anderen Menschen zu sprechen. So ist es jedenfalls im Sommer; im Winter, wenn es noch dunkel ist, sind sie viel ruhiger. Im Januar ist die Kantine wie ein Leichenschauhaus.
    In einem muß ich ja das Dorf loben. Solange man lebt, erwarten sie von einem, daß man gut arbeitet, und so bekommt man jeden zweiten Tag regelmäßig zwanzig Gramm tierisches Eiweiß zum Abendessen. In den Städten, wo es immer wieder zu unerklärlichen Engpässen in der Versorgung kommt, muß man manchmal wochenlang auf eine Fleischzuteilung warten. Im Waisenhaus waren wir immer auf halbe Ration gesetzt. Aber das Frühstück im Dorf war immer trostlos.
    Nachdem man den ekelhaften Pampf, der als Porridge bezeichnet wird, gegessen hat, muß man sofort zum Aufseher gehen und fragen, für welche Arbeit man eingeteilt ist. Bevor man durch den ersten Stacheldraht darf, wird man gründlich durchsucht. Dann weiter zu den Garagen, denn man soll möglichst schon vor sieben Uhr unterwegs sein. Die Inspektoren und Aufseher kontrollieren die Abfahrt.
    An diesem Morgen sollte ich in einem ein paar Kilometer entfernten Gebiet arbeiten, das ich von früher her kannte. Es war ein schöner Morgen zum Fahren; gut gelaunt kletterte ich auf einen Traktor, tastete die Koordinaten ein und fuhr los.
    Diese kurze Zeit allein war einen Extrateller Suppe wert! Eigentlich sollen die Lageraufseher ja mitfahren und einen dann dem Feldaufseher übergeben. Aber im Lager herrscht nicht nur chronischer Personalmangel, sondern die Aufseher sind faul und oft genauso von Krankheiten geplagt wie die Landarbeiter. Wenn sie glauben, daß man vertrauenswürdig ist und keinen Fluchtversuch macht, schicken sie einen allein los. Sie wissen, daß man nirgendwohin fliehen kann; die ganze verdammte Insel ist wie ein großes Gefängnis.
    Natürlich könnte man immer zu den Wanderern fliehen. Aber offiziell wurden die Wanderer als abergläubische Sekte behandelt, wie die vielen Kulte, die in den Lagern seltsame Blüten treiben, auch wenn die Behörden sich noch so bemühen, sie auszumerzen. Es soll vorgekommen sein (jedenfalls glaubt das jeder Landarbeiter mit allen Fasern seines Herzens), daß Wanderer Dörfer umzingelten und niederbrannten, alle Wachtposten und Aufseher hängten und die Insassen befreiten. Ich war skeptisch; ich hatte noch nie einen von ihnen gesehen, und mein bisheriges Leben hatte mich gelehrt, nichts zu glauben, was ich nicht greifbar vor mir hatte.
    Während der Fahrt begann ein leichter Nieselregen zu fallen. In Wirklichkeit handelte es sich um ein Insektenvertilgungsmittel, und die Sprühautomaten kreisten schon über den Feldern, immer wieder von neuem anfliegend und keinen Zentimeter Boden auslassend. Durch den Anzug und die Kabine des Traktors war ich doppelt geschützt. Ich fuhr an einem Gebiet vorbei, wo eine große Maschine aus Düsen einen Chlorophyll-Neutralisator versprühte, der dem herabregnenden Insektenvertilgungsmittel wie ein dichter grüner Nebel entgegenwallte. Dort hatte es eine Mißernte gegeben, und zwar aufgrund einer sogenannten ›Oberflächenphysichose‹; die Pflanzen standen braun und verschrumpft da, wie alte Männer, die man nach ihrem Tod dort eingepflanzt hatte.
    Eine Weile kam es mir so vor, als würde ich über die Oberfläche eines fremden Planeten fahren. Das war keine Welt, die mir jemals vertraut werden konnte, oder die mich auf ihr dulden würde. Sie ohne Schutzanzug zu betreten, hieß, sich einem qualvollen Tod auszuliefern.
    Bei dieser Vorstellung durchzuckte ein schrecklicher Kummer mein Herz. Auf irgendeine Art hatte man mich beraubt. Die meisten der früheren Merkmale des Landes waren entfernt oder verändert worden. Kleine Hügel hatte man weggesprengt, Flüsse und Bäche zogen sich völlig gradlinig durch die Landschaft. Als ich eine allmählich ansteigende Böschung hinauffuhr, dachte ich daran, wie hier noch vor wenigen Jahren große Bäume gestanden hatten. Jetzt strich der Wind ungehindert über das kahle, trostlose Land. Nur große, düstere Maschinen standen da. Hier war mein Arbeitsplatz. Ich meldete mich mit meiner Arbeitskraft beim Oberaufseher.
    Wie schufteten wir an jenem Tag! Es war eine schwierige und

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