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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Motor ein Gleiskettenfahrzeug, und dieses Geräusch hatte ich gehört. Zweifellos hatte es mich aufgeweckt. Das Fahrzeug war ein leichter Panzer, auf dem die Flagge von Neu-Angola wehte. Sechs bewaffnete Männer waren herausgeklettert. In ihrer Mitte standen meine Freunde mit erhobenen Händen.
    Während ich hinübersah, begann einer der Angolaner sie zu durchsuchen. Ich sah, wie Abdul einen Schritt zurück machte. Der Bewaffnete schlug ihn gegen die Halsseite. Durch die schwere Beinschiene behindert, fiel Abdul auf die Knie und wurde grob wieder hochgezerrt. Ich hatte genug gesehen.
    Es mußte sich um eine Sonderpatrouille handeln. Anders konnte ich mir ihr Erscheinen in einer so abgeschiedenen Gegend nicht erklären. Wenn ich mich nicht irrte, waren wir hart an der Grenze des Territoriums von Neu-Angola, nicht weit von dem neuen Staat Waterberg entfernt. Die Patrouille machte den Eindruck, als ob sie es eilig hätte - das hieß, daß sie rücksichtslos vorgehen würde. Und dafür gab es einen guten Grund: den Frachter. Die Trieste Star war ein wertvolles Strandgut.
    Ich konnte mir denken, was die Patrouille als nächstes vorhatte, nämlich ein paar Männer herüberzuschicken, die das Schiff inspizieren sollten.
    Obwohl die Trieste Star nur ein Frachter war, gab es in der Kapitänskajüte eine kleine Waffenkammer. Ich rannte hinunter zum A-Deck. Eine der Deckreinigungsmaschinen war in Betrieb und moppte emsig herum, wobei sie sich wegen der Schiffsneigung seitlich wie ein Krebs bewegte. Ich haßte das Ding.
    Meine Kabine sah aus wie immer. Ich verspürte eine leise Sehnsucht. Als ich ursprünglich an Bord kam, stand ich ganz unten auf der Mannschaftsliste, aber aufgrund von Krankheit und einem Fall von Wahnsinn unter meinen Vorgesetzten hatte ich es in nur vier Jahren zum Kapitän gebracht; da mit diesem Rang so gut wie keine Verantwortung verbunden war, stellte er praktisch einen hohlen Titel dar. Trotzdem, die Kabine war in den letzten acht Jahren mein Zuhause gewesen, ein besseres, als ich es je zuvor gekannt hatte. Geistesabwesend betastete ich die Brusttasche meiner Jacke. Die Liebesbriefe von Justine an einen anderen Mann waren noch da.
    Ich holte den Schlüssel hervor und öffnete die Waffenkammer. Eigentlich war es nur ein Schrank. Er enthielt ein paar Energiestrahler zum Gebrauch gegen neurotische Schiffsroboter, die gefährlich werden könnten, und ein Maschinengewehr für Leuchtspurmunition, das offensichtlich zum Gebrauch gegen Menschen bestimmt war. Ich kontrollierte es und nahm noch eine Schachtel Munition aus dem Schrank. Dann eilte ich mit meiner Last auf die Brücke zurück und machte das Gewehr feuerbereit.
    Ich hatte zwar keinerlei praktische Erfahrung mit einem Gewehr dieses Typs, wußte jedoch, wie es funktionierte. Allerdings war mit klar, daß ich niemals so genau zielen konnte, daß ich nur die Angolaner und nicht auch Thunderpeck traf. Ich stellte das Gewehr auf, setzte mich dahinter und beobachtete, kochend vor Wut, wie schändlich meine Freunde behandelt wurden.
    Das Bild hatte sich geändert. Thunderpeck und Abdul wurden von zwei Soldaten zum Panzer geführt, während die übrigen Richtung auf das Schiff nahmen. Aber so genau konnte ich das nicht sehen, denn in diesem Augenblick erhob sich die Sonne über den Dunst und blendete mich.
    Noch während ich die Sonne und den Planeten, den sie beschien, verwünschte, kam mir eine Idee. Ich beschattete die Augen mit einer Hand und sah jetzt die vier Soldaten, die gerade dabei waren, das Schlauchboot, mit dem wir in der vergangenen Nacht ans Ufer gepaddelt waren, ins Wasser zu schieben. Wie ich vermutet hatte, wollten sie an Bord des Frachters gehen. Natürlich würden sie steuerbord anlegen, wo eine Strickleiter einladend herunterbaumelte. Ich belud mich erneut mit dem Gewehr und hastete zur Backbordseite hinüber.
    Meine Idee war ganz einfach. Im Augenblick boten sie kein Ziel, und in ein paar Sekunden würden sie vom Schiffskörper verdeckt werden. Sobald ich mich verriet, würden sie hinter mir her sein. Um das Überraschungsmoment auf meiner Seite zu bewahren, mußte ich an Land gehen und in einem sicheren Versteck auf sie warten, eventuell hinter ihrem eigenen Fahrzeug. Aus diesem Hinterhalt würde ich sie bei ihrer Rückkehr unweigerlich erwischen.
    Ich verknotete ein Tau um die Backbordreling, befestigte das Maschinengewehr an seinem freien Ende und ließ es langsam hinunter, bis es entlang der steil abfallenden Schiffsseite

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