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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Entfernung einen Turm gesehen.
    Obwohl die Sonne schon heiß herniederbrannte, hoffte ich zuversichtlich, die Stadt zu finden und mich vor dem Tod in der Wüste zu retten. In Gedanken zählte ich auf, was ich noch besaß. Ich hatte nur noch die Kleidung, die ich auf dem Leib trug und die bald feucht an meiner Haut klebte, und das Bündel Briefe, die meine Phantasie nicht ruhen ließen, und die von einer Frau namens Justine an einen Mann namens Peter geschrieben worden waren. Zu essen und zu trinken hatte ich nichts. Deprimiert beendete ich diese kurze Inventur und konzentrierte mich darauf, möglichst rasch vorwärts zu kommen. Auch dies war ein Zeitpunkt, zu dem der Körper über den Geist Vorrang hatte.
    Als ich einen Luftkissengleiter auf mich zurasen sah, blieb ich stehen. Das dramatische Ende der Trieste Star mußte in einem Umkreis von mindestens 80 Kilometern gehört und registriert worden sein und hatte sicherlich Aufmerksamkeit erregt. Ich befürchtete, daß sich in dem näher kommenden Fahrzeug neuangolanische Truppen befanden; aber selbst wenn sie aus Waterberg kamen, das südlich von hier lag, konnten sie durchaus feindlich reagieren. Obwohl in Afrika nach einer Serie von Bürgerkriegen ein unbehaglicher Friede herrschte, war es nur die starke Hand des Präsidenten Abdul el Mahasset, welche die Nationen vor erneuten kriegerischen Aktionen der Art zurückhielt, wie sie vor ein paar Jahrzehnten gegen Südafrika geführt worden waren. Es würde für mich vielleicht schwierig sein, meine friedlichen Absichten zu beweisen, nachdem ich soeben praktisch vor ihrer Türschwelle ein derartiges Feuerwerk veranstaltet hatte.
    So blieb ich stehen, die Augen mit der Hand vor dem Sonnenlicht abschirmend, und beobachtete das sich nähernde Fahrzeug. Es war ein Kufengleiter, dessen Segeltuchverdeck zurückgefaltet war, so daß ich die Köpfe der Passagiere sehen konnte. In dem klaren Licht der Sonne war die Sicht gestochen scharf.
    Das Fahrzeug vollführte einen eleganten Halbkreis, wobei der Sand hoch aufsprühte, wendete vollends in die Richtung, aus der es gekommen war, und bremste ab, wobei die Kufen in den Sand einsanken. Ein hochgewachsener Schwarzer, der eine Kappe aus Seidentuch und lange Gewänder trug, stieg aus und kam auf mich zu. Ich erwartete ihn voller Ungewißheit. Zwar war ich erleichtert, daß weder er noch sein Begleiter, der Fahrer, Uniformen trugen, doch bereitete mir der Anblick der automatischen Schußwaffe in seiner Hand kein sonderliches Vergnügen. Er hielt sie auf mich gerichtet, während er herankam.
    »Wer immer Sie auch sind, Sie kommen mit uns«, sagte er.
    »Einen Moment - wer sind Sie? Wohin fahren Sie?«
    Er machte mit der Waffe eine auffordernde Bewegung.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für langes Reden oder Diskutieren. Wir fahren nach Walvis Bay; beeilen Sie sich, bevor es Schwierigkeiten gibt.«
    »Welche Schwierigkeiten erwarten Sie denn?«
    Fast vorwurfsvoll schüttelte er seinen massigen grauen Kopf. »Wollen Sie von den Angolanern erwischt werden, Mann? Tun Sie, was ich sage, und beeilen Sie sich.«
    Das klang eigentlich nicht danach, als ob sie mich als Feind betrachteten. Auf jeden Fall war ich sowieso nicht in der Verfassung, mich zu widersetzen. Als ich die stählerne Einstiegsleiter hinaufkletterte, sah ich noch einmal über den Strand zu der Stelle zurück, wo der Frachter gewesen war. Eine Gestalt rannte winkend auf uns zu.
    Mich überlief ein Frösteln, so heiß es auch war. Dieses schwarze Gesicht sollte ich kennen, sicherlich war es die Gestalt! Selbst hier auf diesem sonnenheißen Strand konnte ich anscheinend dem Phantom nicht entgehen. Dann sah ich, daß es Dr. Thunderpeck war, und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Gleichzeitig gab der Fahrer einen erstickten Ausruf von sich und zeigte auf etwas. Aber er meinte nicht Thunderpeck, sondern etwas anderes, das aus der Wüste kam. Ein leichter Panzer, auf dem die Flagge von Neu-Angola flatterte, raste auf uns zu. Sofort stieß der große Mann mich in das Fahrzeug hinein, der Fahrer jagte den Motor hoch, und wir hoben ab.
    »Mein Freund! Lassen Sie meinen Freund nicht zurück!« schrie ich, indem ich den großen Mann beim Arm packte und auf Thunderpeck zeigte.
    Der große Mann, der, wie ich später herausfand, Israt hieß, gab dem Fahrer einen scharfen Befehl! Wir rasten dicht über dem Strand auf Thunderpeck zu, der Sand stiebte nach allen Seiten. Ich lehnte mich aus der Kanzel heraus und streckte ihm einen Arm

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