Tod im Staub
entgegen. Im Schwebeflug verharrten wir gerade lange genug, daß er sich durch die wirbelnde Luftsäule hindurch an Bord schwingen konnte; dann kehrten wir um und glitten in der Richtung zurück, aus der das Fahrzeug gekommen war.
Der leichte Panzer verhielt sich eindeutig feindlich. Er jagte vorwärts und hielt auf einen Punkt zu, wo sich sein Kurs mit unserem kreuzen mußte. Die Strategie der anderen war klar. Wenn sie sich unter uns schieben und das Luftkissen verdrängen würden, mußten wir abstürzen. Sie taten bereits ihr Bestes, um dieses Ziel zu erreichen, indem sie uns mit ihrer Laserkanone beschossen. Einmal fauchte ein Energiestrahl haarscharf an uns vorbei; aber durch die Geschwindigkeit der beiden Fahrzeuge und wegen der Unebenheiten des Sandbodens hatten sie mit scharf gebündelten Energiestrahlen wenig Erfolg.
Dann brüllte ein Lautsprecher auf.
»Fahrzeug vor uns! Fahrzeug vor uns! Halten Sie, bevor wir Sie vernichten! Sie verletzen das El-Mahasset-Abkommen! Dies ist neu-angolanisches Territorium. Halten Sie, bevor wir Sie aus der Luft holen!«
Unsere Antwort bestand in einer erneuten Beschleunigung. Wir hatten fast den Punkt erreicht, wo die Kurse der Fahrzeuge sich kreuzten. Da unser Gleiter anscheinend ein Zivilfahrzeug war, hatte es keine Verteidigungswaffen an Bord. Im allerletzten Moment scherte der Fahrer nach rechts aus, der Gleiter raste aufheulend haarscharf über einen Streifen von grobem Strandkies hinweg und nahm Richtung aufs offene Meer, eine gewaltige Wasserfontäne hinter sich herziehend.
Während wir davonrasten, blickte ich zurück. Der Panzer hatte nicht rechtzeitig abbremsen können, holperte über den Kiesstreifen und weiter ins Wasser. Ich brach in ein Triumphgeschrei aus und wandte den Kopf, um mein Entzücken mit Thunderpeck zu teilen. Aber Thunderpeck hing bewußtlos über seinem Sitz.
Zum erstenmal fragte ich mich, wie er die nukleare Explosion überstanden hatte und in welcher Verfassung er war. Ich hatte angenommen, daß er in dem brennenden Fahrzeug umgekommen sei.
Israt reichte mir eine Vakuumflasche mit Eiswasser. Ich flößte Thunderpeck gewaltsam ein paar Schlucke ein und nahm dann selbst einen herzhaften Zug. Thunderpeck kam wieder halbwegs zu sich und berichtete, was sich in jenen unheilvollen Sekunden, als der Reaktor des Frachters hochging, im Innern des Fahrzeugs abgespielt hatte. Als der eine Angolaner die Turmluke öffnete, um zu sehen, was draußen los war, versuchte der andere, den Doktor und Abdul Demone zu fesseln. Thunderpeck leistete Widerstand, und der Soldat schlug ihn zu Boden. Das war seine Rettung gewesen. In dem Augenblick, als das Innere des Panzers plötzlich in Flammen aufging, war er unter einen Tisch gerollt. Er hatte zwar den Kopf in den Armen vergraben, aber die Helligkeit der Flammen drang durch die geschlossenen Augenlider. Er ahnte sofort, was passiert sein mußte, denn eine derartige Hitzestrahlung konnte nur eine Ursache haben.
Benommen und mühselig kam er wieder auf die Beine. Abdul und der Soldat standen noch aufrecht da, aber sie brannten bereits lichterloh. Der Schreck und die Strahlung mußten sie sofort getötet haben. Von dem anderen Angolaner war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte die Explosionswelle ihn davongerissen und seinen zerfetzten Körper kilometerweit über die Wüste verstreut.
Halb erstickt vor Hitze und mit brennenden Lungen gelang es Thunderpeck, aus dem Turm zu klettern und sich auf der mir gegenüberliegenden Seite des Panzers in den Sand zu werfen. Obwohl auch der Sand brannte, schaffte er es, sich einzugraben und liegenzubleiben, bis die Partikel mit kürzeren Halbwertzeiten zerfallen waren.
Noch ehe er mit seinem Bericht zu Ende war, näherten wir uns einer Stadt, die ich später als Walvis Bay kennenlernen sollte.
Ich will die Beschreibung dieser Stadt auf später verschieben. Hier sei nur gesagt, daß sie nicht wie alle anderen Städte, von denen ich gehört hatte, auf einer Plattform erbaut war, sondern direkt auf einem Felsvorsprung hoch über dem Meer lag. Das war keineswegs das einzige Ungewöhnliche an ihr, aber als wir sie zum erstenmal sahen, bemerkten wir nur, daß sie viele spitze Türme hatte, die sich gegen den Himmel abzeichneten, so daß sich ihre Silhouette wie ein Wald aus Pfeilern von der Wüste abhob; unsere Städte haben keine Türme und nur wenige Hochhäuser.
Der Zugang zur Stadt wurde von einem träge dahinfließenden gelben Strom, dem Swakop, versperrt, der für
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