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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Hof. Sie hielten sich dabei im Schatten, fern von dem flackernden Licht der Fackeln, damit kein herumwandernder Wachposten sie bemerkte. Fidelma wollte möglichst jedem wachsamen Auge entgehen. Ein Posten stand auf der Mauer, aber der schien zu dösen.
    Sie sattelten ihre Pferde, so leise es ging, und führten sie vorsichtig aus dem Stall heraus.
    Eadulf stöhnte leicht, denn das Klappern der Hufe auf den Pflastersteinen konnte Tote auferwecken. Zumindest weckte es den Posten, der auf der Mauer eingenickt war. Er kam die Treppe herunter und trat ans offene Tor. Fidelma erkannte, daß es nicht möglich war, unbeachtet hinauszugelangen. Ihr mußte etwas einfallen.
    »Wer ist da?« fragte der Posten mit rauher, schläfriger Stimme.
    »Fidelma von Cashel«, erwiderte sie in hochmütigem Ton.
    »Na! Es ist ja noch nicht mal hell«, stellte der Posten das Offenkundige fest. »Warum wollt ihr den
rath
zu so früher Zeit verlassen?«
    Seine Frage klang unsicher, offenbar wußte er nicht recht, wie er sich verhalten sollte.
    »Ja, Bruder Eadulf und ich verlassen den
rath
für kurze Zeit.«
    »Weiß Laisre davon, Lady?« erkundigte sich der Posten zögernd.
    »Ist Laisre nicht der Fürst von Gleann Geis und weiß, was innerhalb seines eigenen
rath
geschieht?« konterte sie und versuchte den schmalen Grat zu finden, der ihr eine direkte Lüge ersparte.
    Der Ton des Postens war nun gekränkt.
    »Mach mir keinen Vorwurf, Lady, weil ich nicht Bescheid weiß. Keiner hat mir gesagt, daß du ausreitest.«
    »Dann sag ich dir’s jetzt.« Fidelma bemühte sich, gereizt zu klingen. »Tritt beiseite und laß uns durch. Falls jemand nach uns fragt, wir sind bald zurück.«
    Zögernd gab der Posten den Weg frei, und Fidelma und Eadulf trabten durch das offene Tor in die Dunkelheit hinaus.
    Erst als sie ein ganzes Stück vom
rath
entfernt und auf dem Weg waren, der aus dem Tal zu der Schlucht führte, durch die man Gleann Geis verlassen konnte, erlaubte es Eadulf sich, tief und erleichtert Luft zu holen.
    »War das klug, Fidelma? Die Andeutung, du hättest Laisres persönliche Erlaubnis für diesen Ausritt, wird den Zorn des Fürsten nur vergrößern, wenn wir zurückkehren.«
    »Klugheit entsteht auf den Trümmern der Torheit.« Fidelma lachte. »Ich habe den Mann nicht belogen. Wir kehren so bald wie möglich zurück.«
    Es zeigten sich schon erste helle Streifen am Himmel, als sie das düstere Granitstandbild des Gottes Lugh mit der Langen Hand erreichten, das den Eingang zum Tal zierte. Im grauen Zwielicht sah es bedrohlich aus, als sie daran vorbeiritten. Eadulf bekreuzigte sich nervös bei seinem Anblick, doch Fidelma lachte fröhlich.
    »Habe ich dir nicht erzählt, daß Lugh für unsere Vorfahren der Gott des Lichts war, der Sonnengott? Du solltest dich nicht vor ihm fürchten, er war ein guter Gott.«
    »Wie kannst du so ruhig über solche schrecklichen Geister reden?« wandte Eadulf ein. »Götter mit Geweihen auf dem Kopf und Schlangen in den Händen!« Er erschauerte.
    »Hat dein Volk nicht auch solche Götter verehrt, bevor es zum Christentum bekehrt wurde?« fragte Fidelma.
    »Jedenfalls keine mit Geweihen auf dem Kopf«, versicherte ihr Eadulf.
    Sie gelangten zum Eingang der Schlucht und ritten in die enge, felsige Klamm hinein.
    »Wer da?« rief sie eine Stimme von hoch oben an.
    Fidelma stöhnte innerlich. Sie hatte die Posten vergessen, die die Schlucht bewachten. Doch was einmal gelungen war, konnte vielleicht noch einmal gelingen.
    »Fidelma von Cashel«, rief sie zurück. Dann kam ihr ein Gedanke, und sie fügte hinzu: »Hast du gestern nachmittag hier auch Wache gehabt?«
    Ein Schatten bewegte sich oben und wurde im frühen Licht der Morgendämmerung schemenhaft sichtbar.
    »Ich nicht. Weshalb fragst du?«
    »Ich möchte wissen, ob der Pferdehändler Ibor von Muirthemne oder Artgal hier durchgekommen sind.«
    »Uns entgeht keiner, der diese Schlucht passiert. Der Pferdehändler ritt am Nachmittag hier entlang, da hatte mein Bruder die Wache. Aber Artgal … Nein, das hätte er mir erzählt, wenn der hier durchgekommen wäre. Wir haben gehört, daß er seine Ehre verloren hat.«
    Fidelma hatte kaum damit gerechnet, mehr zu erfahren. »Sehr gut. Dürfen wir weiter?«
    »Zieht in Frieden«, wünschte ihnen der Posten.
    Als sie aus der Schlucht herauskamen, hatte die Morgendämmerung orangefarbene, goldene und gelbe Streifen auf die Berge gezaubert, und das Land erwachte ringsum vom lärmenden Gesang der Vögel.

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