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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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sind weich, die Arme steif. Er friert, und er hat nur noch einen Gedanken: Ruhe.
    »Ruhe!« brüllt er denn auch, als die Leute im Treppenhaus zu schnattern beginnen. Der Befehl wirkt. Jetzt ist nur noch das leise Schluchzen der Frau zu hören.
    »Sie sind Frau Korbut, nicht wahr?« fragt Bienzle.
    »Ja«, sagt sie. Es ist das erste Wort, das sie spricht.
    »Ich bin Kriminalkommisar Ernst Bienzle... Das beste ist, Sie kommen mit mir, da sind Sie sicher.«
    »Der Krankenwagen und die Verstärkung«, meldet Gollhofer.
    »Der Arzt soll sie schnell untersuchen, und die anderen sollen Spuren sichern«, sagt Bienzle.
    »Und was ist mit Ihrer Hand?« fragt Gollhofer.
    Bienzle sieht an sich hinab, dann mault er: »Meinen rechten Arm kann ich sowieso bald wegschmeißen!«
    Aber dann läßt er sich doch einen Verband machen.
    In seinem Büro starrt Bienzle auf seine Schreibtischplatte. Eine Fliege, die sich in sein Bierglas verflogen und die er vorsichtig vor dem Ertrinken bewahrt hatte, krabbelt über die Schreibunterlage aus häßlichem graugrünem Gummi. Ihre Flügel sind verklebt, vielleicht haben auch die Beine etwas mitbekommen. Sie strampelt sich ab und macht immer nur kleine feuchte Kreise auf die Unterlage. Bienzle hebt den schmerzenden rechten Arm, um ihr den Gnadentod zu verpassen. Da gelingt es ihr zum erstenmal ein Stück geradeaus zu laufen. Sie erreicht den Rand der Schreibunterlage und kriecht hinab auf die gelbbraune Holzplatte. Zwischen zwei Aktenbündeln bleibt sie sitzen. Ihre Flügel machen hilflose Versuche, sich vom Körper zu lösen. Bienzle beugt seinen Kopf weit herab und bläst das Tier ganz leise an. Die Fliege wird ein Stück nach vorne geschoben. Dann hockt sie wieder wie gelähmt. Ohne aufzublicken, faßt er nach rechts in seine zweite Schreibtischschublade, ertastet die Lupe und schiebt sie über den winzigen schwarzen Körper. In dem Moment hebt sie ab und schwirrt dicht an seinem rechten Auge vorbei.
    »Ein zähes Vieh«, sagt Bienzle.
    »Wer?« fragt Gächter.
    Bienzle antwortet nicht.
    Haußmann kommt herein und fragt: »Ob der Breda heute abend kommt? Der hängt doch in der Korbutsache mit drin.«
    »Im Gegenteil, der wollte sie warnen«, sagt Bienzle.
    »Sehr richtig«, sagt Gächter, und keiner von beiden macht auch nur eine Andeutung, daß sie das allenfalls vermuten können.
    »Die Korbut wird jetzt ins Vernehmungszimmer gebracht«, sagt Haußmann.
    »Nichts da! Bringt sie zu mir, und laßt einen Kaffee aus der Kantine kommen und einen Cognac.«
    Haußmann, eifrig wie immer, ist schon unterwegs.
    »Diese Vernehmung noch, dann hau ich mich für ein paar Stunden hin«, meint Bienzle.
    Gächter grinst. »Das glaub ich erst, wenn ich dich in der Horizontalen sehe.«
    Irene Korbut wird hereingebracht.
    Bienzle, ungewöhnlich galant, bittet sie, in seinem Stuhl Platz zu nehmen; er selbst setzt sich auf den häßlichen Besucherstuhl. »Wir kriegen gleich Kaffee... Haben Sie Hunger?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Wer war's?« fragt Bienzle unvermittelt, und Gächter schaltet das Tonbandgerät ein.
    »Grüner«, sagt sie, und dabei überläuft sie so etwas wie ein Schüttelfrost.
    Bienzle ist schlagartig auf den Beinen. Er reißt die Tür auf und brüllt: »Haußmann!«
    Der junge Kriminalanwärter, auf dem Weg zur Kantine, macht kehrt und hastet zu Bienzles Zimmer zurück.
    »Bitte?« fragt er konsterniert.
    »Was weiß man von Max Grüner?« fragt Bienzle.
    Da schaltet sich Gächter ruhig ein: »Zum Beispiel, daß er der frühere Inhaber einer der Telefonnummern ist, die du bei Fontana gefunden hast.«
    »Und die andere Nummer?«
    »Ist die einer Angestellten von Fontana. Wahrscheinlich hat sie mit unserem Fall nichts zu tun.«
    »Überprüfen!« sagt Bienzle.
    »Zu Befehl!« sagt Gächter.
    »Entschuldigung«, sagt Bienzle. Alle lächeln. Sogar Frau Korbut verzieht das Gesicht ein wenig.
    Haußmann sagt: »Grüner hat in der Alexanderstraße gewohnt. Sein Zimmer ist offensichtlich schon vor ein paar Tagen verlassen worden. Die Wirtin hat die Miete bis Oktober. Wo er hin ist, weiß sie nicht. Eine Anschlußadresse hat er nicht hinterlassen. Sie meint, vielleicht kommt er ja auch wieder.«
    »Der kommt nicht wieder. Geben Sie bitte eine Fahndungsmeldung heraus, Herr Haußmann... Gibts eine Personenbeschreibung?«
    »Etwa 1,70 groß, hellrotes, struppiges Haar, untersetzte Figur, gebrochenes Nasenbein.«
    »Alles?«
    »Von mir ja. Aber vielleicht kann uns Frau Korbut weiterhelfen«, sagt

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