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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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Hause zu kommen. Düstere Wolken schieben sich über die Hügel der Stadt. Bienzle kann kaum atmen. Selbst der Fahrtwind ist warm und molzig. Er sucht Musik im Radio und - wie bestellt - ertönt ein Ausschnitt aus Beethovens Fünfter. Er fährt langsam und nachdenklich die Weinsteige hinauf. Es blitzt. Bienzle zählt: einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwan... Da kracht der Donner. Das Gewitter ist noch knapp einen Kilometer entfernt, denkt er.
    Bienzle schaut auf die Uhr. 15.22, registriert er sachlich. Da fällt ihm ein, daß er die Anschrift der Schmuckboutique nicht mehr weiß. Am Bopser hält er und geht zu einem Telefonhäuschen, um im Telefonbuch nachzusehen: Erlenweg 13. Die Tür der Telefonzelle muß er gegen den anhebenden Gewittersturm aufstemmen. Schwere Wassertropfen schlagen ihm ins Gesicht. Er rennt mit gesenktem Kopf zu dem Dienstwagen und sieht dennoch, daß nur etwa siebzig Meter davor ein weißer Mercedes ordnungswidrig parkt. Den Mann, der hinter dem Steuer sitzt, hat er noch nie gesehen. Er beschleunigt. Kurz vor Degerloch sieht er den weißen Mercedes im Rückspiegel… Wenn er mich verfolgt, ist er entweder doof, oder er legt gar keinen besonderen Wert darauf, daß ich's nicht merke, denkt der Kommissar.
    Der Erlenweg ist ein Dorfsträßchen, wie man sie in Stuttgarts Vororten, die früher allesamt Bauerndörfer waren, überall findet. Das Haus Nummer 13 steht in einem Garten. Am eisernen Zaun wirbt ein hübsch gestaltetes Schild für die Schmuckboutique Irene Korbut.
    Der Regen ist stärker geworden; die Scheibenwischer schaffen die Wassermassen kaum weg. Durch das angelaufene Rückfenster kann Bienzle nicht erkennen, ob ihm der weiße Mercedes gefolgt ist. Er steigt aus und wirft einen Blick zurück. Nichts zu sehen. Er läuft zum Gartentor, das offensteht, und über den Plattenweg zum Haus. Ein nach unten zeigender Pfeil weist den Weg: Schmuckboutique.
    Drei Steinstufen führen zu einer schwarzen Holztür mit drei kleinen, schmalen Fensterchen hinab. Der Rahmen der Tür und die Rahmen der Fensterchen sind rot gestrichen. Bienzle will hineingehen, aber die Tür ist verschlossen.
    Das Regenwasser rinnt ihm in den Kragen. Neben der Tür entdeckt er ein Kettchen. Hier ziehen steht da auf einem Täfelchen, das auf einer Toilette abgeschraubt worden sein muß. Die Emaille hat schon Masern. Bienzle zieht.
    Eine Glocke gibt feine musikalische Töne von sich, gleich darauf zerreißt ein Blitz den Himmel. Der Donner kracht, und wieder macht die Glocke im Innern kling, klang.
    Im Haus rührt sich nichts. Bienzle wartet zwei Minuten. Dann nimmt er die Treppe in einem Satz, rennt um die Ecke und vier weitere Stufen zur Haustür hinauf. Dort ist wenigstens ein Vordach. Er entdeckt unter den vier Klingelschildern auch das von Irene Korbut. Er drückt, und im gleichen Moment ertönt ein neuer Donnerschlag. Normalerweise hätte Bienzle darüber gelacht. Aber jetzt hat er Angst. Er friert und drückt alle Klingeln auf einmal. Der Türsummer ist zu hören, die Haustür springt auf. Im Treppenhaus steht eine alte weißhaarige Frau. Von weiter oben rufen Stimmen: »Ja, wer ist denn da?« Dann fragen sie sich gegenseitig, ob man bei ihnen auch geklingelt habe.
    Bienzle geht auf die weißhaarige Frau zu und sagt: »Polizei; ich muß zu Frau Korbut. Kann man von hier aus in die Werkstatt gelangen?«
    »Sie sind schon der zweite, der das fragt«, sagt die Dame; »haben Sie einen Ausweis?«
    Bienzle kramt den Ausweis hervor und hält ihn ihr unter die Nase.
    »Die Treppe da führt zum Souterrain, unten müssen sie rechts durch den Heizungskeller, am Ende ist eine eiserne Tür, die führt zur Werkstatt.« »Danke. Und wo wohnt Frau Korbut?«
    »Hier unten, im Erdgeschoß, mir gegenüber.«
    »Wissen Sie, ob sie da ist?«
    »Ich habe sie heute noch nicht gesehen, aber das will nichts heißen; ich sitze den ganzen Tag in meinem...«
    Bienzle läßt sie stehen und geht die Treppe hinunter. Im Heizungskeller riecht es nach Öl und Waschpulver. Die Eisentür ist über und über mit bunten Sprüchen beklebt: Seid gut zu Vögeln, steht da, und Gott liebt auch dich; daneben der alte schwäbische Spruch Hätt'st dei Gosch g'halte, dann hätt dich der Bosch b‘halte. Bosch ist ausgestrichen, und darüber steht in dicken roten Buchstaben JAROSEWITCH.
    Die buntbeklebte Eisentür ist verschlossen.
    Bienzle sucht den Keller ab. Neben dem Ölfaß steht so etwas wie ein Werkzeugkasten. Mit einem Nagel versucht er das einfache

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