Tod im Tauerntunnel
einen Bruch mache - oder ob ich jemand sachgerecht umlegen muß... Sie müßten noch viel lernen, Grüner. Aber dazu werden Sie ja nun keine Gelegenheit haben… Was sind Sie von Beruf?«
»Schweißer.«
»Autogen oder elektrisch?« fragt Bienzle.
»Verstehen Sie denn was davon?«
»Ich hab's mal versucht, aber ich war nicht besonders begabt dafür, und...«
Das Telefon klingelt.
Gächter nimmt ab. »Na bitte!« sagt er, nachdem er eine Weile zugehört hat, und dann: »Saubere Arbeit.«
Er legt auf.
»Was ist?« fragt Bienzle.
»Wir haben die Waffe«, sagt Gächter. »Es ist dieselbe, mit der auf Fräulein Schmiedinger geschossen wurde.«
»Wo war sie?«
»Asemwald, Block A, Aufgang drei, 15. Stock, Appartement 1224. Im Klo, mit Tesafilm innen an der Abdeckung der Wasserspülung angebracht.«
»Auch nicht neu«, knurrt Bienzle. »I sag's ja - Afänger... Ich hätt den Fontana für g'scheiter g'halte.«
»Was hat das denn mit Fontana zu tun?« fragt Grüner sichtlich irritiert.
»Ha, jetzt kommet Se«, grinst Bienzle, »mir zwei wisset doch B'scheid!«
Gächter sagt: »Hör mal, Grüner...«
»Herr Grüner«, verbessert Bienzle.
»Hören Sie, Herr Grüner«, fängt Gächter kühl noch einmal an, »wir lassen Sie jetzt für eine Stunde oder so allein; da haben Sie Papier und einen Kugelschreiber... Notieren Sie alles, was Ihnen einfällt. Wir reden jetzt mit Ihrer Freundin, und anschließend lassen wir Sie ins Untersuchungsgefängnis bringen. Der Haftbefehl ist unterwegs. Es ist wirklich das beste, wenn Sie alles, was Ihnen einfällt, hinschreiben.«
Bienzle und Gächter gehen hinaus.
»Glaubst du denn, daß das was bringt?« fragt Bienzle.
»Nein, das glaube ich nicht«, sagt Gächter. »Aber es wird ihn beunruhigen. Ich bin dafür, daß wir ihn nicht gleich ins UG bringen, sondern ihn gründlich in die Mangel nehmen. Dauerverhör. Bis er singt.«
»Ich kann nicht mehr«, sagt Bienzle.
»Laß mal, ich mach das schon.«
»Aber ich wollte noch abwarten, was der Haußmann von Breda erfährt.«
»Das kann ich dir ja auch durchtelefonieren.«
»Stimmt auch wieder.«
»Dann würde ich vorschlagen«, sagt Gächter vorsichtig, »du nimmst ein Taxi und fährst nach Hause oder zu mir, wie du willst.«
Bienzle gähnt. »Die Dame Rosemie knöpf ich mir noch vor, dann fahr ich heim.«
»Wie du meinst.«
»Natürlich wie ich meine«, raunzt Bienzle, »wie denn sonst?«
Rosemie Stern sitzt in der Wachstube und ist schon wieder ganz gut bei Laune. Sie flirtet mit einem jungen, gutaussehenden Polizeimeister.
»Na«, sagt Bienzle, »hat die Dame schon ein umfassendes Geständnis abgelegt?«
»Nein, Herr Kommissar«, meldet der Polizist zackig.
»Ruf doch mal in der Dorotheenstraße an«, sagt Bienzle zu Gächter, »und laß dir die Frau Korbut geben. Sie kann gehen, soll aber eine Adresse hinterlassen. Vielleicht hat sie irgendeine Freundin, bei der sie unterkriechen kann.« Dann wendet er sich dem Mädchen zu: »Also, wir haben in Ihrer Wohnung die Waffe gefunden, mit der gestern auf eine junge Dame geschossen worden ist. Wer hat die Pistole im Klo ver steckt?«
»Ich weiß nichts und sag nichts.«
»Na, die Melodie kenne ich, aber das nützt Ihnen ja nun alles nichts. Die Beweise sind da. Auch wenn Sie nichts sagen, kommen Sie wegen Beihilfe erst mal ein paar Jahre hinter schwedische Gardinen.«
Immer dieselbe Tour... Angst machen, bluffen, drohen; ein kümmerliches Repertoire, denkt er.
»Also wenn tatsächlich jemand bei mir was versteckt hat - was kann denn ich dafür?« sagt Rosemie Stern.
»Ich habs satt«, mault Bienzle; »bringt sie erst mal für ein paar Wochen in den Knast, wir lösen den Fall auch ohne ihre Aussage... Mein Gott, des ischt doch dackelhaft, wenn Sie jetzt Ihrn hübscha Kopf für so en Kerle nahaltet - der hot Sie doch scho vergessa!«
»Außerdem brummt der mindestens zehn Jahre ab«, sagt Gächter.
Der junge Polizist meldet sich zu Wort: »Also, wenn ich Ihnen einen Rat geben dürfte, Fräulein: ich würde Ihnen empfehlen, auszusagen.«
Bienzle schaut den jungen Kollegen anerkennend an und nickt ihm auffordernd zu.
Durch die Anerkennung ermutigt, macht er weiter: »Ich bin sicher, wenn Sie jetzt alles sagen, kommen Sie ganz schnell wieder auf freien Fuß. Die beiden Herren meinen das doch nicht so ernst. Nur wenn Sie sich bockig stellen, kann's für Sie wirklich unangenehm werden.«
Rosemie Stern sieht den jungen Mann, dem seine Uniform so wunderbar steht,
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