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Tod im Weinkontor

Tod im Weinkontor

Titel: Tod im Weinkontor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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bei
dieser Sache gespielt hat?«
    Der Kaufmann runzelte die Stirn. »Leyendecker? Warum
fragt Ihr nach ihm?«
    Elisabeth räusperte sich. »Ich hatte seinen Namen
einmal in diesem Zusammenhang gehört. Ansonsten weiß
ich über solche Dinge nichts.«
    »Das ist auch gut so. Ich sage Euch, die
Regierungsgeschäfte sind wie eine Schlangengrube. Ich bin
froh, dass ich nicht im Rat sitze.« Er wischte sich
über die Stirn. »Was Leyendecker angeht, so war er der
führende Kopf bei der Befürwortung des Englandhandels,
und er war in der Wahl der Mittel zur Durchsetzung seiner Ziele
nicht gerade zimperlich. Doch über Tote soll man nicht
schlecht sprechen. Ihr wisst vielleicht, dass er sich mit dem
Teufel verbündet hat und ihm der Erzfeind den Hals gebrochen
hat.« Der Kaufmann bekreuzigte sich rasch.
    Aha, das redet man also, dachte Elisabeth. Es drehte ihr
beinahe den Magen um. Es war so wichtig, den Mörder Ludwigs
zur Rechenschaft zu ziehen, um diese Gerüchte aus der Welt
zu schaffen. Der Kaufmann schwieg; er schien alles gesagt zu
haben, was er wusste. Nun grinste er Anne ein wenig
anzüglich an. Elisabeth versank in ihren Gedanken. Wenn sie
nur schon in Köln wäre und sich mit Andreas bereden
könnte!
    Doch die Reise würde noch eine Weile dauern.
     
    Während der langen Fahrt, die zumeist in der Nähe
des Rheins verlief und nur durch die Zollstationen und den
Einbruch der Dunkelheit unterbrochen wurde, schienen sich Anton
und Anne immer enger anzufreunden. Einmal erwischte Elisabeth die
beiden, wie sie hinter einem Wagen an der Grenze des Herzogtums
Brabant eng umschlungen standen und sich küssten. Elisabeth
freute sich über die beiden, aber sie wunderte sich, dass
Anne nach den schlimmen Erfahrungen mit ihrem Mann und trotz
ihres Verdachtes, dass Anton mit öffentlichen Frauen umging,
eine Beziehung zu ihm einzugehen wagte. Sie schien regelrecht
aufzublühen, und als Elisabeth sie später, hinter der
Grenze, nach Anton fragte, wurde sie rot und antwortete nur
einsilbig. Anton hingegen wurde immer redseliger und
schwärmte in Elisabeths Gegenwart von Anne wie von einer
Heiligen.
    Als sie in Kleve anhielten, wo die übrigen Kaufleute gute
Geschäfte zu machen hofften, kam Anton eines Abends in das
kleine und bescheidene Quartier unweit des Tores. Er wirkte
beunruhigt und setzte sich neben Elisabeth, die am Tisch der
Schankstube saß. Anne war bereits in die Kammer gegangen
und schlief; die Reise erschöpfte sie offenbar sehr.
    »Ich habe vorhin den Mann gesehen, der mir schon in
Dordrecht aufgefallen ist«, flüsterte Anton, der sich
immer wieder umsah und in Richtung der niedrigen Tür
blickte.
    »Glaubst du, wir werden verfolgt?«, fragte
Elisabeth.
    »Ich kenne diesen Mann«, sagte Anton. »Er
ist mir einmal ein guter Freund gewesen, aber das ist lange her.
Und er arbeitet für Euren Gemahl.«
    Es war, als habe Elisabeth einen Schlag erhalten. »Er
lässt uns verfolgen?«
    »Es hat den Anschein. Seht Euch vor. Ich fürchte,
Euer Mann ist sehr nachtragend.«
    An diesem Abend ging Elisabeth mit unguten Gefühlen zu
Bett.
     
    Es geschah hinter Closterkamp. Ein Trupp schwer bewaffneter
Reiter griff den Kaufmannszug an. Sie schwangen ihre Schwerter
und tauchten sie in Blut. Die Pferde stampften und gingen durch,
ein Wagen kippte um, die Soldaten hatten ihre liebe Mühe,
der Räuber Herr zu werden. Anton kämpfte wie ein Riese.
Dann wurde der Wagen angegriffen, in dem Elisabeth, Anne und
Jakob Gartzem saßen. Sie fielen durcheinander und
versuchten hinauszukriechen. Gartzem war der Erste. Ein
Schwerthieb trennte ihm den Kopf vom Rumpf. Anne schrie auf.
Elisabeth schloss die Augen. Anton warf sich vor sie, als das
Schwert des gesichtslosen Kämpfers wieder niedersauste. Er
hatte sich die Waffe eines toten Soldaten genommen. Damit stach
der Junge erbarmungslos zu. Blut quoll aus dem Bauch des
Angreifers, der furchtbar brüllte. Der Helm flog ihm vom
Kopf. »Hinnerk!«, schrie Anton.
    »Du Narr!«, krächzte der Getroffene.
»Nicht auf dich habe ich es abgesehen.« Er kippte
hintüber und röchelte, dann lag er still.
    »Das wollte ich nicht«, keuchte Anton. Er sah die
Axt nicht kommen. Sie spaltete ihm den Schädel.
    Anne hatte es mit angesehen. Sie kreischte, tobte, schrie. Die
Axt hob sich wieder. Über Anne. Eiskalt drückte
Elisabeth sie aus dem Weg und trat dem Angreifer ins
Gemächt. Er gab ein pfeifendes Geräusch von sich und
sank in die

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