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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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und nickte zu Leos Tür
     hinüber. »Er wartet schon ungeduldig.«     
    »Ich weiß, es hat
     lange gedauert, aber Frau Wegner konnte die Klaue ihres Mannes selbst kaum
     entziffern«, sagte Robert und ging nach nebenan.
    Leo sah ihn gespannt an.
     »Und?«
    Robert grinste triumphierend.
     »Volltreffer.« Er legte das Tagebuch auf den Schreibtisch,
     daneben ein von ihm verfasstes handschriftliches Dokument. »Wir
     mussten eine Weile suchen, bis wir die richtige Stelle hatten. Sie hat sie
     mir diktiert.«
    Leo las den Text durch und
     blickte hoch. »Das ist ja unglaublich.«
    »Es kommt noch besser«,
     sagte Robert. »Dreh mal das Blatt um. Es gibt nämlich noch
     einen Nachtrag vom 3. September, damit kriegen wir ihn.«
    »Und alles passt
     zusammen«, schloss Leo und warf einen Blick auf einen Zettel, der
     neben dem Telefon lag. »Wegner hat in einem Infanterieregiment
     gedient, das bei mehreren Schlachten ganz in der Nähe des 1.
     Garderegiments eingesetzt war, in dem vom Hofe Dienst tat. Unter anderem
     in der Champagne und an der Somme.«
    »Wie hast du das denn
     so schnell herausgefunden?«, fragte Walther.
    »Ich habe einen
     altgedienten Redakteur bei der Vossischen angerufen, der vier Jahre lang
     von der Westfront berichtet hat. Der kennt die deutsche Heeresgeschichte
     wie seine Westentasche und konnte mir genau sagen, welche Regimenter wo
     eingesetzt waren. Mit exakten Angaben zur Zahl der Gefallenen und
     Verwundeten. Der Kerl hat ein erstaunliches Gedächtnis. Er geht so
     sehr in seinem Thema auf, dass ich ihn kaum losgeworden bin.«
    Walther nahm sich endlich die
     Zeit, den nassen Mantel über einen Stuhl zu hängen.
     »Dann haben wir doch alles zusammen. «
    »Gute Arbeit«,
     sagte Leo anerkennend. »Jetzt brauchen wir nur noch den Haftbefehl.«
    *
    Sie fuhren in der
     Kaiserin-Augusta-Straße vor und bemerkten neben dem schwarzen Audi
     einen eleganten dunkelgrünen Wagen. Es war recht einfach gewesen, den
     richterlichen Haftbefehl zu erwirken, da sie nicht nur Paul Görlich
     als Zeugen besaßen, sondern auch das Tagebuch des Ermordeten als
     Beweismittel angeben konnten.
    Die Haushälterin öffnete
     ihnen die Tür und wirkte ein wenig erschrocken, weil nun gleich vier
     Beamte vor ihr standen. Leo legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter
     und schob sie sanft in die Wohnung. Leise Stimmen verrieten, dass vom Hofe
     sich im Salon aufhielt. »Wir finden schon den Weg, danke.« Er
     klopfte höflich an, trat aber ein, ohne die Aufforderung abzuwarten.
    Richard vom Hofe war nicht
     allein. Der Mann im grauen Anzug, der Leo den Rücken zukehrte, drehte
     sich um und deutete eine spöttische Verbeugung an. »Welch ein
     Vergnügen, Sie wieder einmal unverhofft zu treffen, Herr Kommissar.
     Sind Sie in letzter Zeit noch einmal mit meiner Frau im Café
     Caspary gewesen?«
    Leo spürte die Blicke
     seiner Kollegen im Rücken und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
     »Das tut nichts zur Sache.« Er machte einen Schritt auf
     Richard vom Hofe zu. »Ich verhafte Sie wegen Mordes an Arnold
     Wegner, begangen am 21. November 1922 in Berlin. Sie haben das Recht, die
     Aussage zu verweigern. Sie sind jedoch verpflichtet, die Fragen zu Ihrer
     Person wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten.«
     Er holte die Handschellen aus der Manteltasche.
    Vom Hofe rührte sich
     nicht von der Stelle. Ulrich von Mühl griff nach einer
     Streichholzschachtel und zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an, ohne Leo
     aus den Augen zu lassen. »Sie haben anscheinend Spaß daran,
     gesetzestreue Bürger zu bedrängen. Nun ja, was kann man von
     einem Staat erwarten, der einen Proleten zum Präsidenten hat? Zuerst
     hatten Sie es auf mich abgesehen, jetzt auf meinen Freund Major vom Hofe.
     Ich fürchte nur, dass Sie bei ihm ebenso ins Leere laufen werden wie
     bei mir.« Er blies eine Rauchwolke an die stuckverzierte Decke.
    »Ist Herr von Mühl
     eigentlich Ihr Sprachrohr?«, fragte Leo bissig.
    Vom Hofe schüttelte den
     Kopf. »Ganz sicher nicht. Dennoch muss ich ihm beipflichten. Ich wüsste
     gern, wie Sie auf eine so abwegige Idee verfallen konnten. Dieser Wegner
     war mir völlig unbekannt, ich habe lediglich dann und wann
     Abbildungen seiner sogenannten Kunstwerke in der Presse gesehen.«
    Leo hatte seine Gelassenheit
     wiedergefunden. »Wir haben einen Zeugen, der bestätigen kann,
     dass Sie auf der Suche nach einer Zeichnung Wegners waren, die eine
     unbestreitbare Ähnlichkeit mit

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