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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Korrespondenzmappe.
    »Robert, die nehmen wir
     auch mit, dafür brauchen wir Zeit. Anscheinend hat er wahllos alle
     Briefe hineingestopft.«
    Im Wagen schlug Leo sein
     Notizbuch auf. »Also, was sagt uns die Wohnung? Bremer war
     ordnungsliebend, wenn es nicht gerade um die Aufbewahrung seiner
     Korrespondenz ging. Politisch eher rechts stehend, mit einem Hang zum
     Germanentum.«
    »Und das ist noch
     vorsichtig ausgedrückt.«
    »Wir wissen nicht, ob
     er tatsächlich Verbindungen in solche Kreise unterhielt oder das Zeug
     einfach nur aus Neugier gelesen hat.«
    Walther sah ihn zweifelnd an.
     »Normalerweise bist du nicht so zaghaft.«
    »Und verbrenne mir
     jedes Mal den Mund«, meinte Leo. »Warten wir ab, was wir in
     den Briefen finden.«
    Emil Hancke war ein
     distinguierter älterer Herr, dem man den täglichen Umgang mit
     seiner eleganten Kundschaft deutlich anmerkte. Er war reichlich blass,
     obwohl der Besuch im Leichenschauhaus bereits einen Tag zurücklag,
     und betupfte sich den Schnurrbart mit einem blütenweißen
     Taschentuch. Leo bot ihm einen Platz und ein Glas Wasser an.
    »Ich weiß,
     Wasserleichen sind kein schöner Anblick. Daher danke ich Ihnen, dass
     Sie sich die Mühe gemacht und den Toten identifiziert haben. Wir
     haben bereits seine Wohnung durchsucht, möchten von Ihnen aber möglichst
     viel Persönliches über Herrn Bremer erfahren.«
    »Er arbeitete seit drei
     Jahren in meinem Haus. Untadeliges Verhalten, beliebt bei unseren
     anspruchsvollen Kunden. Daher war ich auch sehr verwundert, als er mehrere
     Tage lang nicht zur Arbeit erschien. Es kann sich nur um einen Unfall
     handeln, das sehen Sie gewiss genauso.«
    Leo ließ sich nicht
     gern von Zeugen vorschreiben, was er zu denken hatte, und sagte ungerührt:
     »Immer langsam, Herr Hancke. Ein Unfall ist mehr als
     unwahrscheinlich. Es kommt ausgesprochen selten vor, dass jemand
     versehentlich in den Kanal fällt, es sei denn, er wäre
     sturzbetrunken. Wahrscheinlicher ist ein Selbstmord oder Mord.«
    Hancke blickte entsetzt hoch
     und betupfte sich erneut den Mund. »Selbstmord? Völlig
     ausgeschlossen. Ein aufrechter Mann von anständiger Gesinnung wie
     Herr Bremer würde doch nie …«
    Leo horchte auf, da er sich
     an die zweifelhafte Literatur erinnerte, und hob die Hand. »Wie
     genau meinen Sie das mit der Gesinnung, Herr Hancke?«
    Der Geschäftsmann hüstelte
     verlegen und rückte etwas näher an den Tisch heran. »Herr
     Kommissar, Sie können sich nicht vorstellen, welche Propaganda
     heutzutage unter den Angestellten kursiert. Roter Schund, kommunistische
     Pamphlete, Aufrufe zum Umsturz. Das kann ich mir bei meinen Kunden nicht
     leisten. Erst letzten Monat musste ich einen Schneidergesellen entlassen,
     der solche Machwerke im Atelier verbreitet hat. So etwas hätte der
     Bremer nie getan. Genau das meine ich mit anständiger Gesinnung.«
    »Danke für die Erläuterung«,
     sagte Leo trocken. Er öffnete eine Schreibtischschublade und breitete
     die fragwürdige Lektüre des Toten auf dem Tisch aus. »Deckt
     sich das vielleicht mit seiner Gesinnung?«
    Hancke schaute von einem
     Titelblatt zum nächsten und schüttelte dann verwundert den Kopf.
     »So etwas habe ich nie bei ihm gesehen, Herr Kommissar. Ich wusste
     nicht, dass er solches … solches Geschreibsel las.«
    Hier war offensichtlich
     nichts weiter über die politischen Aktivitäten Bremers zu
     erfahren. »Fällt Ihnen vielleicht dennoch ein möglicher
     Grund für einen Selbstmord ein? Geldsorgen? Oder enttäuschte
     Liebe?«
    Hancke überlegte.
     »Nun ja, da war eine junge Frau, die hat Bremer ab und zu von der
     Arbeit abgeholt. Sie wartete immer an der Haltestelle gegenüber,
     damit es nicht so auffiel. Ich habe es natürlich bemerkt, doch da
     Herrn Bremers Verhalten stets untadelig war, bin ich nicht eingeschritten.«
    »Wissen Sie, wie sie
     heißt?«
    »Zufällig ja.
     Bremer hat sie mir vor einigen Wochen vorgestellt. Er führte sie an
     der Hand ins Geschäft herein, ein wenig verlegen, aber strahlend, es
     war geradezu rührend. Fräulein Maria Hagen, so lautete der Name.«
    »Können Sie die
     Dame beschreiben?«
    »Sicher, so alt sind
     meine Augen nun auch wieder nicht«, meinte er lächelnd. »Etwa
     eins sechzig groß, schlank, braunes Haar, das sie ziemlich kurz trägt,
     geschminkt, aber nicht ordinär. Er erwähnte noch, sie sei
     Platzanweiserin in einem Lichtspielhaus
    »Haben Sie die beiden
     danach noch einmal

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