Tod in Blau
besitze einen
Wagen. Einen Audi Typ K Phaeton, um genau zu sein.«
Berns pfiff anerkennend durch
die Zähne. Er war bei den Kollegen als automobilbegeistert bekannt
und studierte gern einschlägige Zeitungsartikel. »Das ist ja
interessant, das erste Automobil mit Linkslenkung. Aber ein bisschen kalt
im Winter, oder?«
»Sie werden lachen, er
hat ein Verdeck«, entgegnete vom Hofe scharf, er schien allmählich
die Geduld zu verlieren.
»Welche Farbe?«,
fragte Leo ungerührt weiter. Der Wagen musste im Wedding großes
Aufsehen erregt haben.
»Schwarz.«
»Danke, Herr vom Hofe.«
Leo lehnte sich bequem zurück, um anzudeuten, dass er es keineswegs
eilig hatte, die Wohnung zu verlassen.
»Ich verstehe ehrlich
gesagt nicht, was Sie von mir wollen. Ich kenne Thea Pabst und besitze ein
Automobil. Das macht mich noch lange nicht zum Verbrecher.«
»Gewiss nicht, aber wir
ermitteln in einem Mordfall und müssen allen Verbindungen nachgehen,
die das Opfer unterhalten hat. Dazu gehören auch die Liebhaber der
Geliebten, Herr vom Hofe.«
Da klingelte das Telefon. Sie
hörten, wie jemand im Flur abhob und dann diskret an die Tür
klopfte. Eine ältere Frau in dunklem Kleid mit Kameenbrosche am Hals,
die Haushälterin, die ihnen auch die Tür geöffnet hatte,
trat ein und sah sich ein wenig unsicher um. »Telefon für Herrn
Wechsler.«
»Bitte schön, Herr
Kommissar«, sagte vom Hofe knapp und deutete in den Vorraum.
Leo ging nach draußen
und nahm den Hörer. »Wechsler am Apparat.«
Es war Stahnke, und er klang
ziemlich aufgeregt. »Herr Kommissar, ich glaube, wir haben den
Jungen. Sie werden lachen, er hockt uns fast auf dem Schoß, wenn ich
dem Zeugen glauben darf. Soll ich in Sachen vom Hofe weiterforschen -?«
»Nein, nein, das hat
Zeit, wir kommen sofort.« Er hängte ein und kehrte in den Salon
zurück.
»Bedaure, Herr vom
Hofe, wir müssen unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt
fortsetzen. Sie hören von uns.«
Mit diesen Worten machte er
kehrt und verließ mit Walther und Berns die Wohnung.
»Das ging aber plötzlich«,
sagte Walther. »Was ist denn los?«
»Stahnke sagt, sie
haben Paul Görlich gefunden.«
24
Paul fragte sich besorgt,
warum Edgar nicht wiederkam. Die anderen Männer machten ihm ein
bisschen Angst. Dann endlich hörte er Schritte. Edgar betrat den
Raum, seine Taschen beulten sich auffällig. Er winkte Paul in eine
Ecke und packte seine Schätze aus.
»Die werden brüderlich
jeteilt. Zwee Schrippen für dir, zwee für mir, und 'n Appel.«
»Danke«, sagte
Paul nur, weil ihm vor lauter Erleichterung die Worte fehlten, und biss
herzhaft in die erste Schrippe. Den Apfel aß er samt Kerngehäuse
auf. Ihm wurde endlich ein bisschen warm. Er lehnte sich an die Wand und
schloss die Augen.
Als er aufwachte und sich
umsah, war Edgar verschwunden. Fußgetrappel irgendwo im
Kellerlabyrinth, dann kamen drei Männer herein. Die anderen wichen
zurück, doch die Männer winkten ab. »Nur die Ruhe, an euch
sind wir nicht interessiert.«
Paul drückte sich noch
fester an die Wand. Was hatte das zu bedeuten? Wollten die zu ihm? Steckte
der Vater dahinter? Dann sah er den Polizisten, der damals bei ihm zu
Hause gewesen war, auf sich zukommen. Er trug einen warmen Mantel und
einen Schal, und sein Gesicht war rot vor Kälte. Nur die Narbe, die
Paul schon aufgefallen war, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte,
schimmerte weiß. Der Mann kniete sich vor ihn und streckte die Hand
aus.
»Keine Angst, Paul, wir
wollen dir helfen. Komm mit«, sagte er nur und versuchte, ihn
hochzuziehen.
Paul rührte sich nicht.
Er verstand nicht, was das alles sollte.
»Wir wissen, dass dir
jemand Angst gemacht hat. Und wir haben auch das Bild im Kaninchenstall
gefunden. Bald verhaften wir den Mann, der deinen Freund getötet hat.
Aber du musst uns dabei helfen«, sagte Leo Wechsler eindringlich.
»Du bist ganz wichtig für die Polizei. Ohne dich schaffen wir
das nicht.«
Paul zögerte. Ob er ihm
vertrauen konnte? Edgar hatte er auch vertraut, und der hatte ihn hier
allein gelassen.
»Na komm. Du brauchst
dich nicht zu fürchten. Auch nicht vor deinem Vater.«
Das machte ihm Mut. Er stand
mühsam auf, seine Beine waren vom langen Sitzen eingeschlafen. Der
Polizist legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn aus dem
Keller.
*
Thea Pabst wollte in die
Stadt
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